Das Zeitalter der Aufklärung Glossar
Begriff | Erklärung |
---|---|
Absolutismus | Regierungsform, in der alle Gewalt uneingeschränkt in der Hand des Herrschers liegt. Dieser steht über den Gesetzen. |
anthropologisch | Die Anthropologie ist die "Wissenschaft vom Menschen", vor allem in philosophischer, theologischer, biologischer und pädagogischer Hinsicht. Hier ist mit "anthropologischer Wende" eine neue Auffassung vom Menschen gemeint: dem Menschen als solches werden neue Fähigkeiten zugemessen, zum Beispiel bereits im Diesseits glücklich werden zu können und nicht - wie nach alter religiöser Vorstellung - erst im Jenseits, im Reich Gottes. |
Atheist | Ein Mensch, der nicht an die Existenz eines Gottes glaubt |
borniert | geistig beschränkt, engstirnig |
Dogmen | Unter einem Dogma versteht man einen Lehr- oder Glaubenssatz, dem unumstößliche Wahrheit zugeschrieben wird |
Empfindsamkeit | Geisteshaltung und literarische Strömung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert, in der das Gefühlsleben stark betont wurde. Gepflegt wurden Mitleid, Rührung, Wehmut, gefühlsselige Freundschaften und Liebe |
Enthusiasten | begeisterte Menschen |
Fasson | "jeder nach seiner Fasson" = jeder auf seine Art |
Entschließung | hier: Entschlusskraft, Entschlossenheit |
Gottesgnadentum | Begründung der Alleinherrschaft durch den Willen Gottes. Gott hat den jeweiligen Herrscher zum "Stellvertreter Christi auf Erden" gemacht |
Hugenotten | Französische Protestanten. Sie wurden aufgrund ihres Glaubens in Frankreich verfolgt und wanderten daher in großer Zahl aus. |
Jesuiten | Mitglieder der "Gesellschaft Jesu", eines katholischen Ordens. Im 18. Jahrhundert wurde der Orden aufgehoben. |
konfessionell | zu einer Glaubensgemeinschaft (= Konfession) gehörend |
konstitutionelle Monarchie | Alleinherrschaft, in der die Macht des Herrschers durch eine Verfassung (= Konstitution) mehr oder weniger stark eingeschränkt wird |
Leibeigenschaft | Abhängigkeitsverhältnis vor allem eines bäuerlichen Untertanen, dem "Leibeigenen" oder "Unfreien", zu seinem "Leibherrn". Der Leibeigene war in der Regel zur Zahlung einer Steuer und/oder zu Dienstleistungen gegenüber seinem Herren verpflichtet, Leibeigenschaft gab es seit der Spätantike. In Russland bestand sie bis ins 19. Jahrhundert. |
mondän | elegant, extravagant, weltgewandt |
mystisch | geheimnisvoll, dunkel. Die Mystik ist eine besondere Art von Religiosität. Der Mystiker versucht durch Hingabe und Versenkung eine Vereinigung mit Gott zu erfahren. |
Offenbarungsreligion | Religion, die sich darauf beruft, von Gott eine Offenbarung erhalten zu haben, d. h. Gott hat sich einem oder mehreren der Religionsvertreter gezeigt und ihm Glaubenswahrheiten verkündet. (z. B. Moses spricht mit Gott). Die drei großen Offenbarungsreligionen sind das Christentum, das Judentum und der Islam. |
Parole | Losung, Wahlspruch, Behauptung |
Pietismus | lat. pietas: Frömmigkeit. Religiöse Bewegung innerhalb des Protestantismus, die im 17. Jahrhundert einsetzt. Ihr Ideal ist eine gefühlsbetonte Frömmigkeit, ein subjektiv-persönliches Verhältnis des Menschen zu Gott. |
Polemik | 1. scharfe, auch unsachliche Kritik
2. wissenschaftlicher und/oder literarisches Meinungsstreit |
posthum | nach dem Tod |
propagieren | verbreiten, werben, für etwas Propaganda betreiben |
Rationalisten | lat. "ratio": Verstand, Vernunft. Ein Rationalist ist ein Verstandesmensch, der sein Denken und Handeln ausschließlich vom Verstand bestimmen lässt |
Rehabilitierung | Wiederherstellung (des gesellschaftlichen Ansehens) |
Religionskriege | hier: der Dreißigjährige Krieg (1618-1648), entstanden aus religiösen Gegensätzen (Katholiken gegen Protestanten) in Deutschland und aus dem Widerstand der Reichsstände gegen den habsburgischen Absolutismus. Durch das Eingreifen außerdeutscher Mächte wurde Deutschland zum Schauplatz eines europäischen Machtkampfes. |
Romantik | Allgemein eine Weltauffassung, die das Gefühlvolle, Wunderbare, Märchenhafte und Fantastische betont. Im Besonderen eine geistesgeschichtliche Epoche um die Wende zum 19. Jahrhundert. |
Salon | Im 18. und 19. Jahrhundert eine von einem privaten Gastgeber ins Leben gerufene kleine Gesellschaft kultureller oder politischer Natur, die sich an bestimmten festen Tagen in der Woche trifft. |
Tugend | Sittliche Haltung im Sinne von Anständigkeit, Redlichkeit, Unverdorbenheit, Sittsamkeit |
Personen
Name | Werdegang |
---|---|
Diderot, Denis (1713-1784) | französischer Schriftsteller |
Friedrich II. von Preußen/Friedrich der Große (1712-1786) | König von Preußen. Schon als Kronprinz hatte sich Friedrich, der angeblich sehr schlecht deutsch sprach, ausschließlich der französischen Kultur verpflichtet gefühlt. Den Zeichen der Zeit entsprechend war er von den Ideen der Aufklärung und ihren Denkern wie Voltaire und La Mettrie fasziniert, mit denen er auch in persönlichem Kontakt stand. Unter ihrem Einfluss veröffentlichte der 27-jährige anonym eine aufklärerische Programmatik mit dem Titel "Antimachiavell". Trotz Friedrichs Begeisterung für die humanistischen Ideale der Aufklärung, begann er seit seinem Amtsantritts im Jahre 1740 eine kühl kalkulierte, aggressive Expansionspolitik zu verfolgen. Sie ließ Preußen zur Großmacht werden und ebnete letztendlich einem schonungslos ausgeprägten Dualismus Preußen-Österreich den Weg. Innenpolitisch setzte er den von seinem Vater begonnenen Ausbau des absolutistischen Zentralstaats Preußen weiter fort. Daneben richtete der musisch hoch begabte König - er spielte Flöte und komponierte - sein weiteres Hauptaugenmerk auf die Bildungspolitik. Trotz großer Reformbestrebungen ("Landschulreglement 1763") war sie auf Grund fehlender flächendeckender Maßnahmen sowie wegen der ungenügenden Ausbildung der Lehrer zum Scheitern verurteilt. Mittels eines straffen merkantilistischen Wirtschaftssystems, einer strengen Steuerpolitik und der Bildung von Monopolen griff "der alte Fritz" auch erheblich in die preußische Wirtschaft ein. Zeit seines Lebens blieb Friedrich ein Zerrissener, verbittert und zerrieben zwischen seinen philosophischen Idealen und der Staatsräson. |
Kaiser Joseph II. (1741-1790) | Erzherzog von Österreich, wird 1764 römisch-deutscher König, ist von 1765 bis 1790 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, ab 1780 auch König von Ungarn und Böhmen. |
Pope, Alexander (1688-1744) | englischer Philosoph und Schriftsteller |
Thomasius, Christian (1655-1728) | deutscher Jurist und Philosoph |
Wieland, Christoph Martin (1733-1813) | Deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber, Erzieher der Kinder des Fürsten Carl August |
Zerrenner, Heinrich Gottlieb (1750-1811) | deutscher Schriftsteller und evangelischer Prediger |
Kant, Immanuel (1724-1804)
Einer der bedeutendsten deutschen Philosophen. Der aus einer Pietistenfamilie stammende Ostpreuße prägte wie wohl kein Zweiter die deutsche Philosophie des 19. Jahrhunderts. In seinen wissenschaftlichen Anfängen widmete sich der zeitlebens unverheiratet gebliebene Kant fast ausschließlich naturwissenschaftlichen Studien, bevor er sich der Theologie und Philosophie zuwandte. Über viele Jahrzehnte verdingte er sich seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer und Bibliothekar bevor er 1770 zum Professor für Logik und Metaphysik der Königsberger Universität ernannt wurde. Erst mit 73 Jahren endete seine Lehrtätigkeit an der Hochschule. Lange vor seiner Professur hatte Kant schon mit seinen kritischen und um Neuorientierung bemühten philosophischen Schriften für Aufsehen gesorgt. Im Mittelpunkt seiner frühen Überlegungen stand die Überwindung der Ideenwelt der Aufklärung, deren metaphysische, also übersinnlichen Elemente er aufs Schärfste verurteilte. Sein Ziel war es, mit seinen Schriften letztendlich eine "kopernikanische Wende" in der Philosophie herbeizuführen. Kants Analysen und Theorien zu einem Neuentwurf des Denkens und des sittlichen Handelns des Menschen gipfeln in den ersten drei seiner berühmten kritischen Schriften. Mit der "Kritik der reinen Vernunft" (1781) sollte die Aufklärung endlich durch eine Verbindung von Empirismus und Rationalismus überwunden werden. In der "Kritik der praktischen Vernunft" (1788) stellt er den "kategorischen Imperativ" auf, der besagt, dass die Freiheit des Einzelnen nur von der Freiheit des Nächsten begrenzt wird. In der 1790 erschienenen "Kritik der Urteilskraft" setzte Kant sich mit den Grundsätzen des Schönen und Erhabenen in Natur und Kunst ebenso auseinander wie mit dem Prinzip der Zweckmäßigkeit in allem Lebenden.
Katharina II./Katharina die Große (1729-1796)
Geboren als Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst-Dornburg, seit 1744 verheiratet mit dem russischen Thronfolger und späteren Zaren Peter III., den sie 1762 durch Staatsstreich absetzen ließ. Danach wurde sie Zarin des Russischen Reiches und ließ sie sich zur Alleinherrscherin ausrufen.
Lessing, Gotthold Ephraim (1729-1881)
Deutscher Schriftsteller, Philosoph und Literaturkritiker. Lessing ist einer der bedeutendsten deutschen Köpfe der Aufklärung. In seinen Werken sah er sich als "ungläubiger Anwalt", welcher, der Wahrheit verpflichtet, die Gegenstände seiner Untersuchungen unter möglichst vielen Aspekten betrachtet. Sein Ziel war es, dem Einzelnen durch seine Schriften und Theaterstücke zur Erkenntnis zu verhelfen. Mit Bühnenwerken wie "Minna von Barnhelm" (1767), "Emilia Galotti" ( 1771) und "Nathan der Weise" (1779) öffnete er das deutsche Theater für die englische, spanische und italienische Theatertradition. Seine Schrift "Hamburger Dramaturgie" (1767-1769) wurde prägend für die Entwicklung des bürgerlichen Dramas. Die Philologie und die Literaturgeschichte verdanken ihm wichtige Anregungen. Wegweisend war Lessing, der als Kritiker zwischen 1759 und 1765 durch "Briefe, die neueste Literatur betreffend" hervortrat, auch für die deutsche Literaturkritik. Als Philosoph vertrat er das Ideal der Erziehung der Menschen durch Vernunft und Toleranz.