Unser Fähnelein ist weiß und blau
Geschichte | RS, Gy |
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Die weiß-blauen Rauten sind das Symbol Bayerns. Woher kommt dieses einprägsame Erkennungsmerkmal des Freistaats? Um diese Frage zu klären, müssen wir über 800 Jahre zurückgehen, ins Mittelalter, die Zeit der Ritter und Burgen.
Kleine Wappenkunde
Im 12. Jahrhundert wandelte sich die Ausrüstung der Ritter. Rüstung und Helm bedeckten nun Körper, Hals und Kopf des Kämpfers, dessen individuelle Physiognomie dadurch nicht mehr zu erkennen war. Dadurch ergab sich das Problem, dass man im Kampfgetümmel nicht mehr Freund und Feind unterscheiden konnte. Daher nutzte man die freien Flächen auf den Schildern, die die Ritter am Arm zur Verteidigung trugen. Die unterschiedlichen Symbole darauf entwickelten sich zu Wappen, Erkennungszeichen der verschiedenen Adelsfamilien und Herrscherdynastien. Auch die bayerischen Rauten waren einmal ein solches Erkennungsmerkmal. Man vermutet, dass zur Verstärkung der Schilde verwendete Eisengitter sich im Laufe der Zeit in das Rautenmuster verwandelt haben. Und die Rauten in weiß und blau waren das Wappen der Grafen von Bogen.
Eine folgenreiche Eheschließung
Die Grafen von Bogen waren im Hochmittelalter ein einflussreiches Adelsgeschlecht in Niederbayern. An Macht überboten sie die Familie der Wittelsbacher, die als Herzöge von Bayern den höheren Rang hatten. Graf Albert III. von Bogen war verheiratet mit Prinzessin Ludmilla von Böhmen, das Paar hatte drei Söhne. Doch der Graf verstarb jung und hinterließ seine Ländereien seiner Witwe und den noch unmündigen Kindern. Herzog Ludwig I. von Bayern hielt um die Hand der reichen Witwe an. Ludmilla traute dem Herzog nicht, so erzählt es die Legende, und ließ ihn ein Ehegelöbnis ablegen, vor einem Vorhang, der drei Ritter zeigte. Als der Herzog, der sich mit seiner Angebeteten alleine wähnte, dieses Gelöbnis ablegte, traten hinter dem Vorhang drei leibhaftige Ritter hervor, die Zeuge geworden waren. Nun war der Herzog an sein Gelöbnis gebunden. 1204 fand die Eheschließung zwischen dem Bayernherzog und der böhmischen Prinzessin statt. Als Jahre später Ludmillas Söhne aus erster Ehe ohne Nachkommen gestorben waren beerbten die Wittelsbacher die Grafen von Bogen. Mit den großen Ländereien erhielt Herzog Otto II., der Sohn von Ludwig I. und Ludmilla, auch deren Wappen, die weiß-blauen Rauten. Ein erhaltenes Siegel von 1247 belegt, das Ottos Sohn Ludwig erstmals das heraldische Zeichen der Grafen von Bogen verwendete.
Die weiß-blauen Rauten als Symbol Bayerns
Seit dem 13. Jahrhundert waren die Rauten fester Bestandteil des Wappens der Wittelsbacher. Als im 19. Jahrhundert Bayern Königreich wurde und viele neue Landesteile hinzukamen, avancierten die weiß-blauen Rauten zum gesamtbayerischen Symbol. 1835 gestaltete König Ludwig I. von Bayern das als Staatswappen zu verstehende Königswappen neu. Den Mittelpunkt dieses Wappens, das sogenannte 'Herzschild', bildeten die weiß-blauen Rauten. Heute stehen diese in der ganzen Welt als Symbol für Bayern. Neben Flagge und Staatswappen schmücken sie auch beispielsweise das Logo der Christlich-Sozialen Union (CSU) und das Vereinswappen des FC Bayern München.