Von der Euphorie in den Abgrund Glossar
Person | Werdegang |
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Hindenburg, Paul von
(2.10.1847 - 2.8.1934) | Deutscher Berufsoffizier und Politiker, seit 1877 Mitglied des Großen Generalstabs, danach Inhaber mehrerer hoher Kommandoposten. 1911 in den Ruhestand entlassen, aber im August 1914 von Kaiser Wilhelm wieder mit dem Oberbefehl über die 8. Armee betraut, am 1. November 1914 zum Oberbefehlshaber Ost ernannt. Seit 29.9.1916 Chef des Generalstabs des Feldheeres (Rücktritt 25.6.1919). Als Sieger der Schlacht von Tannenberg (1914) wird er zum Mythos des genialen Feldherrn stilisiert. Obwohl Hindenburg den Thronverzicht des Kaisers und Waffenstillstandsverhandlungen fordert, wird er nach dem Krieg zum Urheber der "Dolchstoßlegende". 1925 wird er erstmals und 1932 erneut zum Reichspräsidenten gewählt. 1932 weigert er sich zunächst, die Nationalsozialisten an der Regierung zu beteiligen, gibt aber unter dem Druck konservativer Kreise im Januar 1933 den Weg zur Bildung der Regierung Hitler frei. |
Moltke, Helmuth Johannes von
(25.5.1848 - 18.6.1916) | Deutscher Berufsoffizier und Militärstratege, seit 1880 Mitglied und von 1906 bis 1914 Chef des Großen Generalstabs. Moltke drängt früh auf einen Krieg gegen Russland und greift bei seinen strategischen Erwägungen auf eine Denkschrift seines Vorgängers Alfred von Schlieffen (Schlieffen-Plan) zurück. Nach dem Erlahmen des deutschen Vorstoßes an der Westfront und dem Debakel der Marneschlacht verliert er die Unterstützung des Kaisers. Am 14.9.1914 wird er als Chef der Obersten Heeresleitung abgesetzt. |
Ludendorff, Erich
(9.4.1865 - 20.12.1937) | Deutscher Berufsoffizier und Politiker, von 1908 bis 1913 als Mitglied des Großen Generalstabs an strategischen Kriegsplanungen beteiligt. Als Stabschef und später Stellvertreter Paul von Hindenburgs nimmt er maßgeblichen Einfluss auf die deutsche Kriegführung und Politik ("stille Militärdiktatur" ab 1916). Aufgrund von Differenzen mit Wilhelm II. und Reichskanzler Max von Baden wird am 26.10.1918 entlassen. Nach Kriegsende schließt er sich der republikfeindlichen, antisemitischen, völkischen Bewegung an, 1923 nimmt er am "Hitler-Putsch" in München teil. 1924 bis 1928 ist er Abgeordneter der nationalsozialistischen Deutschvölkischen Freiheitspartei im Reichstag. Nach seinem Ausscheiden aus dem Reichstag publiziert er esoterische, deutschtümelnde Schriften und Verschwörungstheorien. |
Scheidemann, Philipp Heinrich
(26.7.1865 - 29.11.1939) | Deutscher Politiker und Publizist, seit 1883 Mitglied der SPD, ab 1895 journalistische Tätigkeit und kommunalpolitische Ämter, seit 1903 Mitglied des Reichstags, seit 1911 im Vorstand und seit 1913 Fraktionschef der SPD im Reichstag. 1914 unterstützt er die Bewilligung der Kriegskredite, setzt sich aber ab 1916 zunehmend für einen Verständigungsfrieden ein. Am 9.11.1918 ruft er in Berlin die Deutsche Republik aus, am 13.2.1919 wird er zum Reichsministerpräsidenten gewählt, tritt aber bereits am 20.6.1919 zurück. Von 1920 bis 1933 ist er Mitglied des Reichstags, von 1919 bis 1925 Oberbürgermeister von Kassel. Nach der "Machtergreifung" als "Novemberverbrecher" angefeindet und durch Attentate gefährdet, flieht er zunächst über mehrere Stationen in die USA. Von 1935 bis zu seinem Tod lebt er in Dänemark. |
Schlieffen, Alfred Graf von (28.2.1833 - 4.1.1913) | Deutscher Berufsoffizier und Militärstratege, seit 1876 Mitglied und seit 1891 Chef des Großen Generalstabs, 1903 Ernennung zum Generaloberst. 1905 verfasst er eine als Schlieffen-Plan bekannt gewordene Denkschrift, in der er vor einem Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und Russland warnt und für einen "Zweiphasenkrieg" (rascher Sieg an der Westfront und nachgeschalteter Angriff an der Ostfront) plädiert. Am 1. Januar 1911 wird er zum Generalfeldmarschall befördert. |
Wilhelm II.
(27.1.1859 - 4.6.1941) | Deutscher Kaiser (1888-1918) aus dem Haus Hohenzollern. Wilhelm versucht, die internationale Geltung Deutschlands zu steigern. Die von ihm forcierte militärische Aufrüstung, insbesondere der Flottenausbau und die Bewilligung einer aggressiven Kolonialpolitik verwickeln das Reich in internationale Krisen. Während des Krieges verliert er rasch an Bedeutung und Einfluss auf das militärische Geschehen. Seit 1916 ist er durch die starke Stellung der Obersten Heeresleitung unter Hindenburg und Ludendorff faktisch entmachtet. Seine politische und militärische Hilflosigkeit stützen die "stille Diktatur der OHL". Am 10. November 1918 flieht er vor den Novemberunruhen nach Holland. Am 28. November dankt der Kaiser offiziell ab. Von 1910 bis zu seinem Tod lebt er im niederländischen Exil in Doorn bei Utrecht. |
Begriff | Erklärung |
Hartmannsweilerkopf | Die rund 950 Meter hohe Bergkuppe in den elsässischen Südvogesen ist während des Ersten Weltkriegs aufgrund ihrer strategischen Bedeutung ein Schauplatz erbitterter Kämpfe und Artilleriegefechte. Um sich die Kontrolle über die elsässische und Oberrhein-Ebene zu sichern, graben sich deutsche und französische Truppen immer tiefer in den Berghang ein. Ein Teil dieses Labyrinths aus Stollen, Gefechtsständen, Unterständen, Lazarettanlagen und Bunkern ist bis heute erhalten. Eine Gedenkstätte erinnert an die etwa 30.000 Soldaten, die am Hartmannswillerkopf ihr Leben ließen. |
Schlieffen-Plan | 1905/07 verfasst Alfred von Schlieffen eine militärtaktische Denkschrift, die statt eines aussichtslosen Zweifrontenkriegs gegen Frankreich und Russland einen Zweiphasenkrieg vorschlägt: In einer ersten Phase soll das in zwei Flügel geteilte deutsche Heer zunächst Frankreich vollständig ausschalten. Die Hauptlast dieses Angriffes überträgt Schlieffen dem aus deutscher Sicht rechten Armeeflügel. Er soll über Belgien vorrücken, die französischen Grenzbefestigungen am Rhein umgehen und so in den Rücken der französischen Truppen gelangen, um sie von Paris abzuschneiden und die Hauptstadt innerhalb von sechs Wochen einzunehmen. Zeitgleich soll der schwächere linke Armeeflügel gegen die französische Verteidigungslinie am Rhein vorstoßen und von vorne angreifen. Da Schlieffen davon ausgeht, dass die russische Armee mehrere Wochen zur Mobilisierung benötigt, soll während dieser ersten Kriegsphase eine Armee im Osten lediglich die Reichsgrenze schützen und Ostpreußen verteidigen. Der Angriff auf Russland soll erst dann beginnen, wenn Frankreich besiegt und die dort nicht mehr benötigten Truppen für einen geballten Vormarsch des gesamten Heeres verfügbar sind. |
Schlacht von Tannenberg | Vom 26. bis 30 August 1914 kreist die rund 150.000 Mann starke 8. Armee des Deutschen Reichs unter dem Kommando Paul von Hindenburgs die mit etwa 190.000 Mann zahlenmäßig überlegenen Verbände der 2. russischen Armee bei Tannenberg (südlich von Allenstein in Ostpreußen, heute Stebark/Polen) ein. Der Sieg stoppt den überraschenden Vormarsch der zaristischen Truppen in Ostpreußen und begründet den Tannenberg-Mythos um den "Kriegshelden" Paul von Hindenburg. Auf deutscher Seite sterben in der fünftägigen Schlacht 3.436 Soldaten, 6.800 werden verwundet. Auf russischer Seite fielen fallen etwa 30.000 Soldaten, 95.000 Soldaten werden gefangen genommen. Zum Gedenken an die propagandistisch überhöhte Schlacht wird 1924–1927 das Tannenberg-Denkmal bei Hohenstein (heute Olsztynek/Polen) errichtet. |