Synagoge, Ghetto und Gelehrte Glossar
Personen | Erklärung |
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Altdofer, Albrecht
(um 1480 - 1538) | Der Maler, Graphiker, Ratsherr und Baumeister wird um 1480 vermutlich in Regensburg geboren. Er absolviert eine Ausbildung als Maler und lässt nach mehreren Wanderjahren in Regensburg nieder. 1505 erwirbt er das Bürgerrecht, 1519 wird er Mitglied des Äußeren Rats. 1526 wird er zum Mitglied des Inneren Rats und zum Stadtbaumeister ernannt. Altdorfer gilt als Meister der so genannten "Donauschule", einer um 1500 im bairisch-österreichischen Raum aufkommenden Malweise, die der Landschafts- und Naturdarstellung ein neues, eigenes Gewicht gibt. Er stirbt am 12.2.1538 in Regensburg. |
Hochwarth, Lorenz
(vor 1500 - 1570) | Der Theologe, Domherr und Geschichtsschreiber wird vor 1500 in Tirschenreuth geboren. Ab 1530 ist Domprediger in Regensburg, 1532 Domprediger in Eichstätt, 1534 Domprediger in Regensburg, 1536 Domherr in Regensburg, 1549 schließlich Domherr in Passau. Er verfasst mehrere zumeist ungedruckte Geschichtswerke und eine Geschichte der Regensburger Bischöfe. Hochwarth stirbt am 20. 02. 1570 in Regensburg. |
Hoffmann, Christoph auch Christopherus Ost(r)ofrancus
(1465? - 1534) | Der Theologe, Ordensgeistliche und Historiker kommt im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts (nach unsicheren Angaben 1465) vermutlich in Rothenburg o.d. Tauber zur Welt. Er wird Benediktiner im Regensburger Kloster St. Emmeram (Profess 1490) und nennt sich). Der strikte Reformationsgegner verfasst eine Reihe geschichtlicher Werke, darunter auch einen 1519 in Augsburg gedruckten Bericht über die Vertreibung der Regensburger Juden (De Ratisbona Metropoli Boioariae es subita ibiden Judaeorum Proscriptione). Christoph Hoffman stirbt 1534 in Regensburg. |
Hubmaier, Balthasar
(um 1480 - 1528) | Der Theologe, Prediger und Schriftsteller wird zwischen 1480 und 1485 in Friedberg bei Augsburg geboren. Im Januar 1516 wird er zum Domprediger in Regensburg ernannt. Aufgrund seiner antisemitischen Predigten muss er sich 1518 auf dem Augsburger Reichstag vor Kaiser Maximilian I. rechtfertigen. Nach dem Abriss der Synagoge und dem an ihrer Stelle errichteten Bau der Kapelle "Zur Schönen Maria" propagiert er die Marienwallfahrt durch Wunderberichte und als Prediger. 1520 verlässt er Regensburg aufgrund eines Streits mit dem Rat über die Verwendung der Wallfahrtsspenden. Ab 1522 nähert er sich dem Protestantismus und schließlich der radikalen Täuferbewegung an. Im Juni/Juli 1527 wird er als Ketzer festgenommen und am 10.03.1538 in Wien lebendig verbrannt. |
Jehuda ben Samuel he-Chasid, genannt Jehuda der Fromme
(1140 oder 1150 - 1217) | Der Talmudgelehrte, Rabbiner und Schriftsteller wird zwischen 1140 und 1150 vermutlich in Speyer geboren. 1195/96 lässt er sich in Regensburg nieder und gründet eine weithin ausstrahlende Talmudschule, die bis zur Vertreibung im Jahr 1519 besteht. Er zählt zu den führenden Vertretern einer mystisch-spirituellen Richtung des hochmittelalterlichen Judentums (Chaside Ashkenaz, "die "Frommen Deutschlands"). Sein bedeutendstes Werk ist der in hebräischer Sprache geschriebene Sefer Chasidim ("Buch der Frommen"), eine Sammlung mit mystisch-moralischen Erzählungen. Weitere Werke sind entweder verschollen oder nur bruchstückhaft überliefert. Jehuda ben Samuel stirbt am 22.02.1217 in Regensburg. |
Karavan, Dani
(geb. 1930) | Der 1930 in Tel Aviv geborene israelische Bildhauer ist einer der wichtigsten Gestalter öffentlicher Räume und Denkmäler der Gegenwart. Seine Arbeiten setzen sich bewusst mit der Geschichte eines Ortes auseinander, dessen Bedeutung sie sinnbildhaft als Raumerlebnis vergegenwärtigen und vor dem "Überwachsen durch Vergessen" bewahren wollen. In Deutschland schuf der "Bildhauer des Erinnerns" mehrere bedeutende Werke für den öffentlichen Raum, unter anderem in Nürnberg die "Straße der Menschenrechte" (1993), in Berlin "Grundgesetz 49" (2002) sowie das "Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas" Berlin (2012). In Regensburg ließ er 2004 die ehemalige Regensburger Synagoge in ihrem Grundriss wieder erstehen. |
Maximilian I. von Habsburg
(1459 -1519) | Maximilian wird am 22.03.1459 in Wiener Neustadt geboren. Er ist ab 1477 Herzog von Burgund, ab 1486 römisch-deutscher König, ab 1493 Erzherzog von Österreich und ab 1508 Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Der prunkliebende, notorisch überschuldete Herrscher fördert die Künste und verklärt das Rittertum. 1495 initiiert er auf Druck der Reichsstände eine umfassende Reichsreform, führt eine reichsweite Steuer ein und stimmt einem Ewigen Landfrieden zu. Der "letzte Ritter" stirbt am 12.01.1519 in Wels. |
Rabbi Petachja Ben J'akow
(um 1200) | Der Regensburger Rabbiner erlangt große Geltung durch den Bericht einer zwischen 1170 und 1180 unternommenen Reise, die ihn von Prag aus über Polen und Russland, die Tartarei, die Länder der Turkmenen nach dem Orient und von dort aus über Griechenland nach Böhmen zurückführte. |
Begriff | Erklärung |
Ghetto | Der Begriff geht auf den "geto nuovo" (neue Gießerei) genannten Bezirk zurück, den die Stadt Venedig 1516 den Juden als Siedlungsraum zuweist. Er beschreibt im engeren Sinn die gesetzlich erzwungene, nicht freiwillige räumliche Absonderung eines jüdischen Wohnquartiers. Die formelle, obrigkeitlich verfügte Trennung von jüdischen und christlichen Stadtbezirken ist allerdings deutlich älter als der Begriff. In Deutschland entsteht das erste "juristische" Ghetto dieses Typs 1462 mit der Frankfurter Judengasse. |
Hostienfrevel | Das judenfeindliche Stereotyp des Hostienfrevels kursiert ab der Mitte des 13. Jahrhunderts in ganz Europa. Danach missbrauchen Juden das geweihte Brot, um den eucharistischen Leib Christi zu schänden und zu martern. Der durch Prediger, erzwungene Geständnisse und Gräuelpropaganda geschürte Volkszorn über vermeintliche jüdische Lästerungen entfacht Pogrome und Gewaltexzesse. |
Ma´assebuch oder Maaßebuch (Buch der Erzählungen) | Das Ma´ssebuch ist eine volksbuchartige Sammlung von mehr als 300 mündlich überlieferten Geschichten, Erzählungen, Sagen, Legenden, Anekdoten und Gleichnissen in jiddischer (jüdisch-deutscher) Sprache. Eine erste gedruckte Ausgabe des Werks, das einen aufschluss- und detailreichen Einblick in das jüdische Leben des Mittelalters ermöglicht, erscheint 1602 in Basel. Der Verfasser beziehungsweise Redakteur des Werks ist unbekannt. |
Pentateuch | Die Fünf Bücher Mose werden wissenschaftlich als Pentateuch (von griech. penta = fünf und teuchos = Buch, Rolle) bezeichnet. Er umfasst die Bücher Genesis (1. Buch Mose), Exodus (2. Buch Mose), Levitikus (3.Buch Mose), Numeri (4. Buch Mose) und Deuteronomium (4. Buch Mose). Die heute vorliegende Fassung des Pentateuch wurde erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. abgeschlossen und fixiert. Die als Einheit aufgefassten Bücher stehen seither sowohl am Anfang der hebräischen Bibel (Tanach) wie auch des Alten Testament. |
Rabbiner | Der Rabbiner ist vor allem ein Lehrer, der aufgrund seiner Talmudkenntnisse die Befugnis hat, in allen Fragen jüdischer Gesetze zu entscheiden. Die mehrjährige Ausbildung erfolgt entweder an einem speziellen Rabbinerseminar, an einer Jüdischen Hochschule oder an einer Talmudhochschule (Jeschiwa). Anders als katholische Priester unterscheiden sich jüdische Rabbiner nicht durch besondere sakramentale Weihen, sondern durch Gelehrsamkeit von ihren Gemeindemitglieder. |
Ritualmord | Nach der Mitte des 12. Jahrhunderts häufen sich Geschichten über angebliche jüdische Ritualmorde an Kindern, die auf grausamste Art hingeschlachtet werden, um die Passion Christi zu verspotten oder das nötige Blut für magische Handlungen zu gewinnen. Ausgehend von England kommt es schon bald in ganz Europa zu Ritualmordverleumdungen, die ungezählten Juden das Leben kostet. |
Synagoge | Das Wort Synagoge kommt aus dem Griechischen und bezeichnet sowohl das jüdische Lehr-, Gebets- und Versammlungshaus als auch die in der Synagoge versammelte Gemeinde. |
Talmud | Der Talmud (hebräisch "Studium") ist ein über mehrere Jahrhunderte entstandenes und etwa um 500 n. Chr. abgeschlossenes, zentrales Lehrwerk und Herzstück des Judentums. Als eine Art "praktischer Gebrauchsanweisung" der Thora zeigt es, wie deren Regel ausgelegt und im Alltag umgesetzt werden sollen. Der Talmud gilt als oberste Autorität und gewichtigste Referenz in allen Fragen der jüdischen Glaubenspraxis. |
Thora | Die Thora ("Lehre", "Weisung", "Gesetz") umfasst im Kern die Fünf Bücher Mose (Pentateuch). Nach jüdischem Glauben wurden sie Mose am Berg Sinai von Gott übergeben. Sie enthalten die Gesamtheit aller 613 für das Judentum verbindlichen Mitzwot (göttliche Gebote und Verbote). |