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Universalgenie der Renaissance Eine Spurensuche

Trotz zahlreicher Aufzeichnungen, die Leonardo da Vinci uns hinterlassen hat, ist es kompliziert, sein Leben zu rekonstruieren und seine Persönlichkeit zu erfassen.

Stand: 11.02.2019 | Archiv

 Ein von Leonardo da Vinci geführtes Ideenheft in einer Ausstellung in der spanischen Nationalbibliothek in Madrid 2012 | Bild: picture-alliance/dpa

Trotz zahlreicher Aufzeichnungen, die Leonardo da Vinci uns hinterlassen hat, ist es kompliziert, sein Leben zu rekonstruieren und seine Persönlichkeit zu erfassen. Seine Werke lassen zahlreiche Interpretationen zu, was einen Teil der Faszination an seiner Person ausmacht.

Zur Quellenlage

Mehr als 7.000 Seiten Manuskripte von Leonardos Hand sind überliefert und es gibt Hinweise darauf, dass mehrere tausend Seiten verloren gegangen sind. Seine Aufzeichnungen und Skizzen vermacht Leonardo seinem Schüler Francesco Melzi. Nach dessen Tod 1570 zerfällt der Nachlass und ist heute in aller Welt zerstreut. Die Manuskripte haben in drei verschiedenen Formen überlebt: als gebundene Sammlungen, die erst nach seinem Tod zusammengestellt worden sind; als Notizbücher, die mehr oder weniger unverändert geblieben sind; und als lose Blätter. Die bekannteste unter den großen Sammlungen ist der sogenannte "Codex Atlanticus", der sich in der Biblioteca Ambrosiana in Mailand befindet. Leonardos Persönlichkeit kommt am besten in den Notizbüchern zum Vorschein, von denen 25 erhalten geblieben sind. Die größte Sammlung befindet sich im Institut de France in Paris.

Neben seinen Aufzeichnungen stützt sich die Forschung auf frühe Biographien des Gelehrten. Die bekannteste stammt aus der Feder des Malers Giorgio Vasari (1511-1574),  der in drei Bänden die Biographien wichtiger zeitgenössischer Künstler zusammenstellt hat und der auch erstmals den Begriff "Renaissance" verwendet.

Geburt und Familie

Dank einer Notiz seines Großvaters wissen wir genau wann Leonardo geboren wurde. Auf die Rückseite eines vergilbten Notizbuches schreibt Antonio da Vinci:

"1452. Mir ist ein Enkel geboren worden, der Sohn meines Sohnes Ser Piero; am 15. Tag des April, einem Samstag, um die dritte Nachtstunde. Er trägt den Namen Lionardo."

Antonio da Vinci

Leonardos Eltern sind nicht miteinander verheiratet, es ist ein uneheliches Kind. Seine Mutter trägt den Namen Caterina, nach dem neuesten Stand der Forschung handelt es sich um eine getaufte Sklavin, die im Haushalt der da Vincis arbeitete. Leonardos Vater, ein aufstrebender Notar, ist zum Zeitpunkt seiner Geburt schon verlobt - neben der niederen Geburt der Mutter wohl ein weiterer Grund, wieso die Eltern nie heiraten. Ein Jahr nach Leonardos Geburt sind beide Eltern jeweils mit einem anderen Partner verheiratet. Leonardo hat zahllose Halbgeschwister aus den verschiedenen Ehen seiner Eltern und wächst recht zwanglos auf dem Land auf. Schon früh fertigt er Zeichnungen und Skizzen an.

Ausbildung in Florenz

Leonardos Vater zeigt eines Tages die Skizzen seines Sohnes seinem Freund, dem Bildhauer Andrea del Verrocchio (1435-1488). Der erkennt das Talent des Jungen und bietet ihm eine Lehrstelle an. So zieht Leonardo mit ungefähr 14 Jahren von dem Dörfchen Vinci nach Florenz, zur damaligen Zeit die Metropole der Renaissance. In der Werkstatt von Verrocchio, dem damals besten Zeichner und Bildhauer, lernt Leonardo das Handwerk eines Künstlers von der Pike auf: vom Anfertigen von Malerutensilien und Herstellen von Farben bis zum Zeichnen mit dem Silberstift. Zunächst wurde zum Malen die traditionelle Temperafarbe verwendet, später dann die damals neuen Ölfarben, für die Leonardo sich sein Leben lang begeistert. Das erste Gemälde, an dem Leonardo mitwirkt, ist "Tobias und der Engel" (ca. 1470) - Kunsthistoriker haben festgestellt, dass er auf diesem Bild einen Hund und einen Fisch gemalt hat. Der kleine Anfang einer großen Karriere.


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