Mit Landkarten in die Moderne Glossar
Personen | Werdegang |
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Fraunhofer, Joseph von
(1787-1826) | Der Sohn eines Straubinger Glasermeisters erlernt das Spiegelschleiferhandwerk. Als im Sommer 1801 nach Mauererarbeiten das Haus seines Meisters einstürzt, überlebt der Knabe das Unglück und erhält ein Geldgeschenk vom bayerischen Kurfürsten Max IV. Joseph. Dieser ist erst seit 1799 im Amt und will mit solchen Aktionen seine Beliebtheitswerte steigern. Unverzüglich erwirbt Fraunhofer eine Linsenschleifmaschine. Joseph von Utzschneider wird auf den leseunkundigen "Jungunternehmer" aufmerksam, erkennt seine Begabung, ermöglicht ihm den Besuch einer Sonntagsschule und versorgt ihn mit Fachliteratur. Fraunhofer wird Mitarbeiter Georg von Reichenbachs und ist maßgeblich an der Entwicklung optischer Geräte beteiligt, mit deren Hilfe er die Linien im Sonnenspektrum entdeckt. Er wird 1806 Leiter, dann Teilhaber des renommierten Optischen Instituts in Benediktbeuren. Fraunhofer baut Fernrohre, entwickelt neue Glasschmelzverfahren und bringt unter anderem schlierenfreie Gläser für hochwertige Linsen auf den Markt. Die Arbeit mit giftigen Chemikalien schwächt jedoch den Körper des Mannes, der 1824 geadelt und als "Star-Optiker" gefeiert wird. 1826 stirbt er an Tuberkulose. |
Reichenbach, Georg Friedrich von
(1771-1826) | Reichenbach, Sohn eines Schlossers, später vom bayerischen König geadelt, macht sich dank kurfürstlicher Förderung einen Namen als Erfinder und Ingenieur. Er entwickelt unter anderem Maschinen für die Waffenproduktion und konzipiert zusammen mit Joseph von Fraunhofer geodätische und astronomische Präzisionsinstrumente. 1804 baut er eine Kreisteilmaschine zur exakten Winkelteilung - 16-, 12-, und 8-zöllige Theodoliten werden damit gefertigt. Mit Hilfe solcher Theodoliten werden bei Vermessungen Fixpunkte festgelegt und die Winkel zueinander bestimmt. Besonders hilfreich bei der Katastervermessung ist sein Distanz messendes Fernrohr. In den 1820er Jahren engagiert sich Reichenbach vor allem beim Bau der Soleleitungen Reichenhall-Rosenheim und Berchtesgaden-Reichenhall und erlangt mit seinen Wasserhebewerken, die dazu dienen, Steigungen zu überwinden, Ruhm. |
Soldner, Johann Georg
(1776-1833) | Trotz seiner bäuerlichen Herkunft besucht Soldner die Lateinschule in Feuchtwangen und absolviert in Berlin bei dem Astronomen Johann Bode eine Ausbildung zum Geometer (Vermesser). 1808 erhält er bei Joseph von Utzschneider den Posten eines Trigonometers, der für komplexe Berechnungen und Messungen im Dreiecksnetz zuständig ist. 1810 legt Soldner die Studie "Über die Berechnung eines geodätischen Dreiecksnetzes und die Ermittlung der sphärischen Koordinaten der Dreieckspunkte" vor. Damit ist die wissenschaftliche Grundlage für die Landesvermessung geschaffen. 1815 übernimmt Soldner als königlicher Hofastronom die Sternwarte Bogenhausen und leitet sie bis zu seinem Tod. |
Utzschneider, Joseph von
(1763-1840) | Utzschneider, der aus einem Bauernhof am Staffelsee stammt, schafft es, an der Universität Ingolstadt zu studieren. Als junger Mann gehört er bis 1784 dem Illuminatenorden an. Er wird Sekretär der Kurfürstinnenwitwe Maria Anna, die seinen Aufstieg vorantreibt. Utzschneider tritt in den bayerischen Staatsdienst ein, steigt zum Hofkammerrat auf und arbeitet im Bereich Land- und Forstwirtschaft. Früh erkennt er, dass Bayerns größter Reichtum in seinem Grund und Boden liegt. Um eine gerechte Besteuerung zu erreichen, beantragt er 1801 die Bildung eines "Bureau de Catastre". Als sein Name auf einer Liste von Personen auftaucht, die - angeblich mit französischer Hilfe - den bayerischen Kurfürsten stürzen wollen, muss Utzschneider den Dienst quittieren. Schnell wird er in der Privatwirtschaft aktiv, unter anderem als Lederfabrikant und Mitbegründer des Optischen Instituts in Benediktbeuren.
1807 holt man ihn in den Staatsdienst zurück, 1808 wird er geadelt und übernimmt die Leitung der Steuervermessungskommission. Ihm gelingt die Regulierung der Grundsteuer auf Basis der Katastervermessung. Auch die Gründung einer lithografischen Anstalt zur Vervielfältigung der Flurkarten geht auf seine Initiative zurück. 1818 bis 1821 ist Utzschneider Bürgermeister von München, später Landtagsabgeordneter. |
Begriffe | Erklärung |
Dreiecksnetz | Verteilen sich zahlreiche, durch Dreiecksmessungen verknüpfte Festpunkte über ein Gebiet, spricht man von einem Dreiecksnetz. |
Geodäsie | Die Geodäsie ist die Wissenschaft von der Ausmessung und Abbildung der Erdoberfläche und ihrer Veränderungen. |
Katastrierung | Bei der Katastrierung werden sämtliche für die Festlegung der Grundsteuer benötigten Daten (Fläche, Eigentümer, Grundstücksbonität) zusammengetragen. |
Kurze Kartenhistorie | Die Ursprünge der Kartenherstellung reichen bis ins Altertum zurück. Vermutlich sind Ägypter und Chinesen die ersten Kartenproduzenten. Auch die Babylonier verfügen über Karten, wie der Fund von Tonplättchenkarten belegt. Dem griechischen Gelehrten Erathosthenes (276-195 v. Chr.) gelingt im 3. Jahrhundert vor Christus die Messung des Erdumfangs, indem er einen Stab in den Boden steckt und Schattenlänge und Winkel berechnet. Dabei verschätzt er sich nach heutigem Wissenstand nur um 16 Prozent. Ferner entwickelt er eine Gradnetzkarte der damaligen Welt. Aus der Römerzeit sind Wegkarten und mit Beginn der römischen Seefahrt auch Seekarten bekannt. Die römische Straßenkarte "Tabula Peutingeriana" aus dem 4. Jahrhundert zeigt das heutige Bayern unter anderem mit Augsburg und Regensburg.
1523 ist die Karte des Geschichtsschreibers Johann Turmair (Aventinus) aus Abensberg die erste topografische Karte Bayerns. 1554 bringt Herzog Albrecht V. von Bayern eine "Landes-Mappirung" auf den Weg. Der Mathematiker Philipp Apian bereist Bayern und nimmt astronomische Längen- und Ortsbestimmungen vor. So entstehen Apians "Landtafeln". Die Entdeckungsfahrten und der Wunsch der Menschen, sich auch in fremden Regionen zurechtzufinden, treiben die Entwicklung der wissenschaftlichen Disziplin der Kartographie voran. Nicht nur im militärischen Bereich, sondern auch zur Feststellung von Besitzverhältnissen und zur Ermittlung von Steuern erweisen sich Karten als unentbehrliche Grundlage. Napoleon gibt zu Beginn des 19. Jahrhunderts seiner Heeresleitung Befehl, topographische Karten zu erstellen. Napoleons Anregung wird in Bayern dankbar aufgenommen, die Landesvermessung wird zur Grundlage für das moderne Bayern. |
Karte | Der Versuch, räumliche Beziehungen durch ein System graphischer Zeichen darzustellen, ist mit der Karte optimal gelungen. Neben der Karte gibt es noch dreidimensionale Gebilde (Globus, Relief) oder ebene Darstellungen (Luftbild). Auf der Karte werden Erscheinungen und Sachverhalte der Erde mit Hilfe von allgemeinverständlichen Symbolen maßstabsgetreu abgebildet. So ist neben der Einteilung der Karten nach ihrem Maßstab auch eine inhaltliche Unterscheidung möglich. Topographische Karten zeigen die Geländeform eines Gebietes (Höhenschichtlinien) und die darauf befindlichen Objekte. Thematische Karten verdeutlichen einen bestimmten Sachverhalt wie zum Beispiel geologische oder klimatische Verhältnisse. |
Legende | Die Legende (lat. legenda = das zu Lesende) ist die Zeichenerklärung auf der Landkarte. |
Maßstab | Der Maßstab ist das Verhältnis von Strecken auf bildlichen Darstellungen gegenüber ihrer wirklichen Länge. In der Kartographie ist der Maßstab das Verkleinerungsverhältnis zwischen einer Kartenstrecke und der ihr entsprechenden Naturstrecke. Beispiel: Beim Maßstab 1:100 entspricht 1 cm auf der Karte 100 cm in der Natur. Die Maßstabzahl ist in diesem Fall 100. |
Meter | Mit der Französischen Revolution 1789 wird der Ruf nach unbedingter Gleichheit und einer Abschaffung der Vorrechte von Adel und Kirche laut. Um Grund und Boden gerecht zu besteuern, soll ganz Frankreich vermessen, ein neues Kataster errichtet werden. Das existierende "feudale" Maß- und Gewichtssystem ist den revolutionären Wissenschaftlern ein Dorn im Auge. 1791 einigt sich der französische Konvent auf die Längeneinheit "ein Meter" als dem zehnmillionsten Teil eines Erdquadranten. Zugleich wird die Masseneinheit "ein Kilogramm" als die Masse von einem Dezimeter reinen Wassers bei 4 °C beschlossen. Die neuen Einheiten verbreiten sich nur langsam über Frankreichs Grenzen hinaus; der Norddeutsche Bund übernimmt sie 1868, Österreich 1871. Ein endgültiger Durchbruch in Richtung eines internationalen Einheitssystems kommt im Mai 1875, als die diplomatischen Vertreter von 17 Staaten in Paris die "Meterkonvention" unterzeichnen. |
Trigonometrischer Punkt | Vermessene Punkte können durch "Vermarken", beispielsweise durch Aufstellen von Steinen, dauerhaft sichtbar gemacht werden. Ein vermerkter Festpunkt im Dreiecksnetz, dessen Koordinaten bekannt sind, wird als Trigonometrischer Punkt (TP) bezeichnet. Von ihm aus werden weitere Messungen vorgenommen. |