Warum können wir sehen?
Mensch, Natur und Umwelt | RS, Gy |
---|
Ungefähr 60 Prozent unserer Großhirnrinde beschäftigen sich mit der Interpretation des Gesehenen. Unser Auge ist also unser wichtigster Sensor. Wie funktioniert es? Und was kann diese Funktion beeinträchtigen?
Warum können wir überhaupt sehen? Wie funktionieren diese beiden kleine Kameras, die uns ein inneres Bild von der Außenwelt ermöglichen - und die in ihrer Leistungsfähigkeit noch von keiner konstruierten Kamera eingeholt wurden?
In einem virtuosen Zusammenspiel von kleinen, sehr schnellen Muskeln, hochfesten und dabei durchsichtigen Gewebestrukturen und hunderten Millionen Sehzellen wird dem Gehirn eine Informationsmenge über Farben, Formen, Bewegungen und Abstände zur Verfügung gestellt, deren Verarbeitung beim normal sehenden Menschen einen Großteil seiner Hirnleistung ausmacht.
Gefahr für das Auge
Doch verschiedene Erkrankungen und natürliche Alterungsprozesse gefährden unseren Sehsinn. Fehlbildungen, Kurzsichtigkeit, (Alters-)Weitsichtigkeit, Grüner und Grauer Star sowie andere Arten der Degeneration im visuellen System können die Lebensqualität spürbar einschränken. Manches ist heute - zum Beispiel durch den Einsatz von Lasern - leicht zu therapieren. Sogar schon seit Jahrzehnten erblindete Menschen können mithilfe von Implantaten wieder optische Sinneseindrücke erfahren. Bei anderen Erkrankungen hingegen kann die Medizin zur Zeit nur die Verschlechterung abbremsen.
Das Sehen - nicht nur Technik, sondern Kunst
Doch selbst ein völlig gesundes Auge ist kein Garant für einen vollkommen objektiven optischen Eindruck. Wir könnten uns gar nicht zurechtfinden, würde unser Bewusstsein fortwährend mit den ungefilterten und unbearbeiteten Informationen aus dem Sehnerv versorgt. Einerseits muss der enorme Datenstrom klug auf die gerade wichtigen Informationen reduziert werden, andererseits müssen Unklarheiten und Widersprüche beseitigt werden. Und so gleicht unser Hirn die Impulse aus den Sehnerven fortwährend mit Erinnerungen, Erfahrungen und Erwartungen ab - und führt uns dabei auch manches Mal auf einen Holzweg. Das Auge ist schließlich doch nicht nur das Fenster zur Welt, sondern auch zu unserer Seele. Und das erkannten Dichter und Denker schon in der Antike.