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Wunderwerk Pilz Pilze in der Medizin

Stand: 26.11.2014 | Archiv

Sporen des Schimmelpilzes | Bild: picture-alliance/dpa; Creativ Collection; Montage: BR

Pilze sind weder Tier noch Pflanze - riesengroß oder mikroskopisch klein. Sie sind Krankheitserreger, Lebens- oder Rauschmittel; werden obendrein bei der Herstellung von Käse, Bier oder Brot genutzt. Und sie können heilen. Ein Beispiel ist der graugrüne Schimmelpilz Penicillin (Penicillium notatum). Seine Wirkung hat der englische Forscher Alexander Fleming durch Zufall entdeckt. Im Jahr 1928 schlich sich ein Schimmelpilz in seine Bakterienkultur ein und zerstörte diese. Daraus folgerte Fleming, dass der kleine Pilz vielleicht Leben retten kann. Und so begann die Entwicklung des ersten Antibiotikums der Welt - mithilfe des bakterientötenden Penicillium-Pilzes.

Shitake und Judasohr - Pilze in der Chinesischen Medizin

Fadenwurmfänger: der Schopftintling - angeblich ist er gut für den Blutdruck.

Auch anderen Pilzen wird aufgrund ihrer Inhaltsstoffe eine heilsame Wirkung nachgesagt. Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) verwendet schon seit Tausenden von Jahren Shiitake oder Judasohr (Mu-Err-Pilz). Ebenso wie den Schopftintling - einen eichelförmigen Pilz mit schuppigem, weißen Hut. Im Alter zerfließt er zu einer tintenähnlichen, schwarzen Substanz. Angeblich soll er den Blutzucker regulieren, doch er kann noch mehr: Der Schopftintling geht nämlich auf die Jagd - und zwar nach Fadenwürmern. Mit seinen Fangorganen schnappt er sich seine "Opfer", lähmt sie mit Gift und wächst danach einfach in sie hinein.

Der Raupenpilz - Ein raffinierter Insektenjäger mit Potenz

Der Raupenpilz geht ebenfalls auf die Jagd. Seine Sporen bevorzugen die Eier der Fledermausmotte. Er befällt diese unter der Erde, entwickelt sich und wächst irgendwann aus dem Körper seines Wirtes heraus. Der stielartige Fruchtkörper kann bis zu 15 Zentimeter lang werden. Eine begehrte Trophäe für viele tibetische Familien. Sie verdienen mit dem Raupenpilz viel Geld. Er ist sehr selten und wächst auch nur für ganz kurze Zeit. Im Frühjahr ziehen die Hirten deshalb in über 3.000 Metern Höhe auf die Weiden und sammeln dort den kleinen Pilz. Seine stimulierende Wirkung wurde entdeckt, als die im tibetischen Hochland grasenden Yak-Rinder von ihm fraßen - und danach sexuell erstaunlich aktiv geworden sind. Außerdem liefen sie schneller als ihre tibetischen Hirten. Seitdem nehmen chinesische Sportler den Raupenpilz zur Leistungssteigerung.

Pilze - Für jedes Leiden ein Schwammerl?

Der Igelstachelbart -

Die Schmetterlingstramete ist dagegen wohl nur für einen harmlosen Erkältungstee gut. Der Schimmer ihres fächerartigen Hutes erinnert an die Flügel eines Schmetterlings. Doch es gibt auch Pilze, die in der TCM als Krebsmedikamente eingesetzt werden - auch wenn ihre Wirkungsmechanismen noch nicht in allen Einzelheiten geklärt worden sind. Dazu gehören der Klapperschwamm (Maitake), der Glänzende Lackporling und der Affenkopfpilz (Igelstachelbart). Der Name dieses Pilzes stammt von den vielen weißen, kleinen Stacheln, die dem wuschelig-behaarten Gesicht einer chinesischen Affenart ähnlich sind. Er wird in der TCM bei Magen- und Atembeschwerden, Nervenleiden, hohem Cholesterinspiegel, Krebs und geschwächtem Immunsystem eingesetzt.

Wie wirksam Pilze auch immer für unser Leben sind - ohne Organe, die verschleißen können, werden sie vermutlich älter als jeder Mensch. Nur bekommen sie davon wohl eher nichts mit. Denn so vielfältig Pilze auch sind - ein Bewusstsein haben sie vermutlich nicht.


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