Faszination Antarktis
Planet Erde | RS, Gy |
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Unter den dicken Eispanzern der Antarktis schlummern zahlreiche Süßwasserseen. Als Forscher unweit des Südpols den Lake Whillans anzapfen, bewahrheitet sich ein alter Grundsatz: Wo Wasser ist, da ist auch Leben!
Mithilfe von Radarmessung und Satellitenbeobachtung wird in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Beweis erbracht, dass unter der dicken Eisschicht der Antarktis Seen existieren. Etliche Gletscher, die oft kilometerweit in die Tiefe reichen, lagern nicht auf Fels, sondern sind auf flüssiges Eiswasser gebettet - und das schon seit hunderttausenden Jahren.
Forscher sind elektrisiert, das Interesse am Lebensraum unter dem Eis ist groß. Waren diese Seen zu Zeiten, als es in der Region noch deutlich wärmer war, mit Sonnenlicht und Wetter in Kontakt? Haben Urzeitorganismen im Wasser überlebt? Sind neue Lebensformen entstanden, die sich an Extrembedingungen wie ewige Dunkelheit und hohen Wasserdruck angepasst haben? Und wenn es Lebewesen gibt - woher bekommen sie Energie?
Während eifrig an Bohrplänen gearbeitet wird, sind in der Wissenschaftsgemeinde mahnende Stimmen zu hören: Beim Eindringen in subglaziale Seen, so die Skeptiker, könnten diese kontaminiert werden; entnommene Proben wären wertlos, fremde Ökosysteme womöglich zerstört.
Anfang der 2010er Jahre geben Forscherteams Entwarnung, präsentieren leistungsstarke Hitzebohrer und neue Entkeimungs- und Filtermethoden. Dann entbrennt ein Wettbewerb. Russen arbeiten sich zum Lake Vostok vor, doch ihre Proben werden verschmutzt. Briten mühen sich vergeblich am Lake Ellsworth ab und Amerikaner nehmen den Lake Whillans in Angriff. Schließlich macht das US-Projekt WISSARD (Whillans Ice Stream Subglacial Access Research Drilling) das Rennen. Die 2013 entnommenen Proben sind sauber und belegen eine höchst erstaunliche Organismenpräsenz - 130.000 lebendige Zellen tummeln sich pro Milliliter Seewasser.