Bayern 2 - radioWissen


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Planet in ständiger Bewegung

Von: Jens Berger / Sendung: Chistiane Neukirch

Stand: 09.06.2016 | Archiv

Die Erde: Ein Planet in ständiger Bewegung

Planet ErdeRS, Gy

"Die Erde ist fest und verändert sich nicht!" Eine längst überholte Sicht. Doch wie genau erklärt man heute die Entstehung von Gebirgen und Erdbeben oder die Funde versteinerter Meerestiere weit im Landesinnern?

So lange ist es noch gar nicht her, dass die Menschen annahmen, die Erde sei nur wenige Tausend Jahre alt und würde sich nicht mehr verändern. Heute wissen wir, dass sie vor mehr als viereinhalb Milliarden Jahren entstanden ist und seitdem ihr Gesicht mehrfach gewechselt hat. Ganze Kontinente und Meere sind aufgetaucht und wieder verschwunden. Doch erst im Laufe des letzten Jahrhunderts konnte man den Mechanismus entschlüsseln, der die geologischen Prozesse antreibt und steuert.

Zwar hatte Francos Bacon bereits um 1620 bemerkt, dass die Küsten Südamerikas und Westafrikas gut "aneinanderpassen", zwar haben fossile Funde und weltweite, ähnliche Gesteinsformationen bereits seit Langem zu Fragen angeregt und für mutige Erklärungsmodelle gesorgt (wie zum Beispiel dem einer schrumpfenden Erde oder der Erde als einer Hohlkugel, auf deren Innenseite wir leben), jedoch konnte erst Alfred Wegener am Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts mit seiner Hypothese der Kontinentalverschiebung ein schlüssiges Modell vorlegen. So klärten sich plötzlich Fragen aus verschiedenen Disziplinen: verwandte Tiere und Pflanzen auf entfernten Kontinenten, Vulkanismus, Faltengebirge, Meeresfossilien auf Berggipfeln, Erdbeben an Küstenlinien usw.

Trotz ihrer großen Erklärungskraft konnte sich Wegeners Theorie allerdings anfangs nicht durchsetzen. Doch besteht heute durch den Einsatz moderner Messmethoden, die die vermuteten, extrem langsamen Bewegungen der Erdplatten bestätigten, kein Zweifel mehr an der Theorie der Plattentektonik. Nur was genau im Erdinnern die Dynamik der Materieströme in Gang hält und steuert, ist noch nicht vollständig erforscht - Sonden weiter als zehn Kilometer tief ins Erdreich zu senken, ist noch nicht gelungen.

Eins aber ist klar: Die Erdplatten bleiben unvermindert in Bewegung, es wird weiter Erdbeben und Vulkanausbrüche geben, die Küsten werden sich verändern, Kontinente werden aufbrechen (zum Beispiel an der Ostküste Afrikas oder der Westküste Amerikas). In nur 150 Millionen Jahren werden wir vielleicht direkt von München nach New York 'laufen' können.


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