Auf der Suche nach der Seele
Psychologie | Gy |
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Die eigene Seele mit Hilfe der von Freud begründeten - und von seinen Schülern und Nachgeborenen veränderten - Psychoanalyse zu erforschen, das ist vielen bis heute suspekt geblieben.
Was zunächst wie ein Defizit erschien, erwies sich im Nachhinein als Vorteil: Die Außenseiterrolle, die Sigmund Freud als Jude an der Universität Wien zugewiesen bekam, stärkte ihn lebenslang in seiner "Unabhängigkeit des Urteils". Eine wichtige Voraussetzung für Freuds Lebensleistung - das Erkunden des menschlichen Innenlebens und seiner Störungen. Der 1856 geborene Begründer der Psychoanalyse verstand sich als freundlich distanzierter Partner seiner Patienten, der ihnen durch Gespräch, Hypnose und freies Assoziieren half, Unbewusstes ins Bewusstsein zu heben und dort dauerhaft zu verarbeiten. Auch wenn manche Denkansätze Freuds inzwischen kritisch beurteilt werden - seine Phasen-Einteilung der sexuellen Entwicklung und die "Drei-Instanzen"-Theorie vom Es, Ich und Über-Ich sind bis heute gängige Erklärungsmodelle. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland emigriert der weltbekannte Analytiker und Autor und stirbt 1939 im Alter von 83 Jahren in London.