Chassidismus | (hebräisch chassidut = Frömmigkeit). Die mystisch-religiöse Erweckungsbewegung entsteht, angeregt von dem Rabbi Israel ben Elieser (1700-1760), im frühen 18. Jahrhundert. Den verarmten und unterdrückten Juden wollen die Chassidim Halt und Hoffnung geben. Sie betonen, dass Gott in der gesamten Schöpfung, also auch in den banalsten Dingen, präsent ist. Die negativen Alltagserfahrungen in vielen jüdischen Gemeinden Osteuropas lassen die Chassidim nicht gelten. Sie legen wenig Wert auf althergebrachte Bräuche und versuchen durch ekstatisches Gebet, durch Tanz und Gesang ihrem Gott näher zu kommen. Eindringlich plädieren sie für den offenen Blick auf die Schöpfung und die daraus resultierende Freude, die zu Gott und zur Erlösung führt. Den Menschen steht dabei eine geistige Autorität, der Zaddik (der Gerechte), zur Seite. Die Chassidim gehen zur allgemeinen Synagoge auf Distanz, was zu Spannungen mit "rechtmäßigen" Rabbinern führt. |
Jiddisch | Jiddisch, die Alltagssprache des osteuropäischen Schtetls, hat mittelhochdeutsche Wurzeln. Im 10./11. Jahrhundert finden Juden am Niederrhein eine Heimat, ihre hebräisch-aramäische Sprache vermischt sich mit der deutschen Sprache dieser Zeit. Nach der Abwanderung nach Osteuropa kommen slawische Elemente hinzu. So entsteht eine Sprache, die die verstreute jüdische Gemeinschaft verbindet. Das "jüdische Esperanto" betrachten assimilierte Juden mit Skepsis. Im frühen 20. Jahrhundert fliehen zahlreiche Juden vor der Verfolgung in Russland nach Berlin und bringen ihre Sprache mit. In der deutschen Hauptstadt entwickelt sich eine blühende jiddische Presselandschaft, Flaggschiffe sind Blätter wie die "Jiddische Illustrierte Zeitung" und "Das freie Wort". Auf diesem Weg hält das Jiddische, ohne dass es die meisten Deutschen heute wissen, Einzug in die Umgangssprache. Beispiele sind "Kohle machen", "malochen", "Mischpoke" oder "Tacheles reden". Im 1948 neu gegründeten Staat Israel kann sich das Jiddische nicht durchsetzen. Heute gilt es als gefährdete Sprache. |
Klezmermusik | Klezmer setzt sich zusammen aus jiddisch Klej (= Werkzeuge) und Semer (= Lied). Die Musik jüdischer Volksmusikanten wird seit dem 15./16. Jahrhundert gespielt und ist - beispielsweise bei Hochzeiten und Festlichkeiten - eng in den religiösen Prozess eingebunden. Eine Kapelle besteht meist aus sechs Musikern (Violine, Kontrabass, Becken, Klarinette, Flöte und Hackbrett). Nach dem Ende des Schtetls ist Klezmer in den USA zunächst als Partymusik geschätzt, gerät in Vergessenheit und wird in den 1970er Jahren neu belebt. Heute ist Klezmermusik fester Bestandteil jüdischer Kulturveranstaltungen. Geige und Hackbrett waren einst die Leitinstrumente, mittlerweile sind es eher Akkordeon und Klarinette. |
Mikwe | Es handelt sich um ein rituelles Bad mit fließendem Wasser; wer zum Judentum konvertiert, nimmt ein Tauchbad in der Mikwe. |
Schoah | Als Bezeichnung für die systematische Vernichtung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten wird im angelsächsischen Sprachraum häufig der Begriff Holocaust verwendet, der seine Wurzeln im hebräischen Wort für Brandopfer hat. Um religiöse Fehlschlüsse zu vermeiden, hat sich in jüngster Zeit Schoah (Vernichtung, Katastrophe) durchgesetzt. |
Synagoge | Die Synagoge (Versammlungshaus) ist das religiöse und gesellschaftliche Zentrum des jüdischen Gemeindelebens. |