Bayern 2 - radioWissen


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Download-Service Einsatz im Unterricht

Stand: 12.11.2012 | Archiv

Vorarbeit

  • Lernziele: Die Schülerinnen und Schüler lernen das Schtetl als selbst verwaltete Kleinstadtgemeinschaft in Osteuropa mit jüdischer Bevölkerungsmehrheit kennen. Sie erhalten Einblick in die religiösen Traditionen des Schtetls, verstehen sein Sozialgefüge und werden über seine wirtschaftliche Bedeutung informiert. Auch das nicht immer spannungsfreie Zusammenleben der Schtetl-Bewohner mit ihrem christlich geprägten Umfeld können sie einschätzen.

Einsatz im Unterricht

  • Hinführung zum Thema: Die meisten Schülerinnen und Schüler wissen heute über die Verfolgung und Vernichtung der Juden während der NS-Zeit Bescheid. Die Kenntnisse über das Leben der Juden, über ihren Alltag und ihre wechselvolle Geschichte halten sich jedoch in Grenzen. Die Sendung ist gut geeignet, daran etwas zu ändern. Sie macht die verschollene Welt des osteuropäischen Schtetls wieder lebendig und konstruiert ein anschauliches Schtetl-Bild. Vor dem Einsatz der Sendung sollte die Lehrkraft die Klasse in die Thematik einführen und sie darüber informieren, was zahlreiche Juden ab dem späten Mittelalter dazu brachte, ihre Siedlungsgebiete im Heiligen Römischen Reich zu verlassen und in Osteuropa Schutz zu suchen.

Seit der Zeit der Kreuzzüge verschlechterte sich die Lage der Juden mehr und mehr. Der Hass gegen die "Ungläubigen" nach außen entfachte auch den Hass gegen die "Ungläubigen" im Inneren. Es entstand ein Feindbild, das von Predigern von Ort zu Ort verbreitet wurde. Im Spätmittelalter wurden die Juden schließlich aus den meisten größeren deutschen Territorien vertrieben, Pogrom folgte auf Pogrom. Mit immer neuen Verunglimpfungen, vom Hostienschänder, Brunnenvergifter und Kinderschlächter bis zum Christusmörder, vertrieben die Städte bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts ihre jüdischen Bürger. Beispiel Bayern: Augsburg machte 1440 den Anfang, München folgte 1442, Nürnberg 1499, Regensburg 1515. In Würzburg wohnten ab 1563 keine Juden mehr im Stadtgebiet. Kirchliche Polemik und finanzielle Interessen städtischer Gruppierungen gingen eine gefährliche Verbindung ein - und die Juden wurden zum Spielball. Überall in Deutschland sind die Spuren der antijüdischen Haltung bis heute sichtbar, beispielsweise in Holzaltären und Schnitzarbeiten, auf denen römische Soldaten mit Judenmützen auf Jesus einprügeln. Viele Juden wanderten deshalb nach Polen aus, wo sie ihre Kultur und ihre jiddische Sprache bewahrten.

Nacharbeit

  • Nachbearbeitung: Durch die Arbeitsblätter 1-3 erfolgt die Sicherung des Wissens. Zur Vertiefung des Themas bietet sich eine Zusammenarbeit mit dem Fach Kunst an. So können Werke Marc Chagalls (1887-1985) analysiert werden. Der nahe Witebsk geborene Maler drückte der Pariser Kunstszene in den 1920er Jahren seinen Stempel auf, seine Wurzeln liegen aber im russischen Schtetl.

Lehrplanbezug

Die Sendung kann ab der 7. Jahrgangsstufe in den Fächern Geschichte, Religionslehre und Ethik eingesetzt werden.

Lehrplan für die bayerische Mittelschule
Katholische Religionslehre
8. Jahrgangsstufe
8.4 "Höre Israel, der Herr unser Gott ist einzig"- die Religion der Juden
8.4.1 Jüdisches Glaubensleben
8.4.2 Miteinander zutiefst verbunden - jüdischer und christlicher Glaube
8.4.3. Entfremdung und Verfolgung - Verständigung und Versöhnung
- Juden und Christen in der Geschichte
Evangelische Religionslehre
8. Jahrgangsstufe
8.3 Einander besser verstehen - Glaube und Leben der Juden
8.3.1 Jüdischer Glaube - Leben und Überlieferung
8.3.2 Miteinander verbunden - Gemeinsamkeiten im jüdischen und christlichen Glauben
Ethik
8. Jahrgangsstufe
8.5 Weltreligionen: Glaube und Leben im Judentum
8.5.1 Jüdische Zeugnisse, jüdisches Leben
8.5.2 Der jüdische Glaube
8.5.3 Zeiten der Verfolgung, Zeit der Verständigung und Befriedung
- Leben in der Diaspora, Leben in ständiger Bedrohung

Lehrplan für die bayerische Realschule
Evangelische Religionslehre
9. Jahrgangsstufe
9.3 Judentum: Achtung vor dem Verwandten und doch Anderen
- Stationen jüdischer und christlicher Geschichte
Ethik
9. Jahrgangsstufe
9.4 Religionen und Lebensperspektiven

Lehrplan für das bayerische Gymnasium
Geschichte
7. Jahrgangsstufe
7.3 Neue geistige und räumliche Horizonte
Die Zeit zwischen 1350 und 1650 begreifen die Schüler als eine Epoche grundlegender Veränderungen hinsichtlich der konfessionellen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse.
Katholische Religionslehre
9. Jahrgangsstufe


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