In die Wüste geschickt Einsatz im Unterricht
Vorarbeit
- Lernziele: Zunächst sollen die Schüler/-innen ohne Bezug auf Rituell-Religiöses ein Gespür dafür entwickeln, dass niemand frei ist von der Neigung, Andere zu Sündenböcken zu machen, aber auch dafür, wer sich als Sündenbockopfer "anbietet". Dabei müssen mehrere Erscheinungsformen des 'Sündenbockmechanismus' voneinander getrennt werden:
1. Die innerpsychologische Dynamik eines Einzelnen, Unwillkommenes im eigenen Fühlen und Verhalten auf Andere zu projizieren;
2. Die gruppendynamische Tendenz, innere Konflikte oder von außen bedingte Krisen (zum Beispiel Naturkatastrophen) einer anderen Gruppe anzuhängen;
3. Die zum Ritual gewordene Sündenbockernennung, die die eigene Schuld bewusst ausspricht und anschließend auf ein konkretes Wesen oder Symbol überträgt sowie schließlich darin eine Figur der Verehrung formt.
Einsatz im Unterricht
- Hinführung zum Thema: Am Anfang kann ein Brainstorming stehen: "Wo im Alltag findet man Sündenböcke?" zum Beispiel: eine Schule in der Stadt, eine Klasse an der Schule, ein Clique in der Klasse, jemand innerhalb der Clique, im Sportverein etc.. Hierbei ist allerdings große Vorsicht geboten. Weder dürfen Anwesende getroffen noch schlechte Tendenzen gegenüber Abwesenden bestärkt oder die allgemeine Problematik ins Lächerliche gezogen werden. Es ist daher von Anfang an darauf hinzuweisen, dass hier ein manchmal recht harmlos erscheinendes Phänomen vorliegt, welches aber für einen Großteil des Leides und der Verfolgung verantwortlich ist (Hexenverfolgung, Judenhass etc.) - ein Phänomen allerdings, das jeden Einzelnen vertraut ist: "Kennt ihr böse, unangenehme Gefühle in euch selbst, die euch peinlich sind und über die ihr euch bei Anderen aber gerne aufregt?"
Hören
Die Schülerinnen und Schüler hören die gesamte Sendung oder Ausschnitt 1: Unterschied Tier-Mensch (Länge ca. 1 Minute) und Ausschnitt 2: Bedingungen für Sündenböcke (Länge ca. 2 Minuten), woraufhin die Funktionsweise des Sündenbockmechanismus' besprochen werden kann. Ausschnitt 3: Der biblische Sündenbock (Länge ca. 3 Minuten)
Nacharbeit
- Nachbearbeitung: Auf Arbeitsblatt 1: Sündenböcke: Erscheinungsformen und Bedingungen können die Schüler/-innen danach Beispiele zu den verschiedenen Formen und Bedingungen des Sündenbockmechanismus sammeln. In der anschließenden Diskussion sollen Unterschiede (graduelle sowie systematische) und Gemeinsamkeiten herausgearbeitet werden. Die Unterrichtseinheit abschließend bietet sich als letzter Schritt an, Sündenbockrituale in den Religionen in den Blick zu nehmen und dabei zu diskutieren, inwiefern sich Jesu Kreuzigung charakteristisch als Ausnahmefall darstellt (zum Beispiel in den Fragen nach dem Selbstverständnis des Sündenbocks, der Freiwilligkeit, dem Zeitpunkt der Vergöttlichung und dem Unterschied zum Menschenopfer). Hierzu kann man mit der Klasse Ausschnitt 3 hören und auf Arbeitsblatt 2: Das Wandern der Sünde die Unterschiede im alt- und neutestamentarischen Sündenbockritual beleuchten. Zur Festigung der neuen Begriffe kann am Ende der Unterrichtseinheit ein Kreuzworträtsel - Arbeitsblatt 3 - stehen.
Lehrplanbezug
Lehrplan für die bayerische Realschule
Ethik und Katholische / Evangelische Religionslehre
Ab 9. Jahrgangsstufe
Lehrplan für das bayerische Gymnasium
Ethik und Katholische /Evangelische Religionslehre
Ab 9. Jahrgangsstufe