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Von Links, von Rechts und aus der Mitte Glossar

Stand: 05.12.2015 | Archiv

BegriffeErklärung
AntijudaismusUngeachtet der Verwurzelung des christlichen Glaubens im Judentum entwickelt sich mit dem Aufstieg des Christentums ein auf Abwehr bedachter Antijudaismus, die in der Beschuldigung gipfelt, Jesus wurde von den Juden getötet. Der kirchliche Antijudaismus steht in engem Zusammenhang mit den Massakern an Juden während der Kreuzzüge im 11. Jahrhundert und zur Zeit der Pest im 14. Jahrhundert. Im religiös begründeten Antijudaismus wird der jüdische Wahrheitsanspruch abgelehnt und eine Unterwerfung unter christliche Glaubensvorstellungen gefordert. So wird beispielsweise in der lateinischen Messe nach tridentinischem Ritus ein Fürbittengebet gesprochen: "Lasst und auch beten für die treulosen Juden: Gott, unser Herr, möge den Schleier von ihren Herzen wegnehmen, auf dass auch sie unseren Herrn Jesus Christus erkennen".
AntisemitismusIm Jahr 1879 veröffentlicht der der Journalist Wilhelm Marr (1819-1904) die Schrift "Der Weg zum Siege des Germanenthums über das Judenthum - Vom nichtconfessionellen Standpunkt aus betrachtet". Darin fordert er, den religiösen Antijudaismus auf eine "wissenschaftlich-rassistische" Grundlage zu stellen. Der von Marr geprägte Begriff Antisemitismus macht eine rasante Karriere und steht bald für alle Varianten der Judenfeindschaft. Ende des 19. Jahrhundert wird der Antisemitismus im deutschen Kaiserreich, so formuliert es die Historikerin Shulamit Volkov, zum "kulturellen Code". Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten ist der Antisemitismus Staatsdoktrin und erreicht mit der systematischen Ermordung der europäischen Juden während des "Dritten Reichs" den Gipfelpunkt.
Derzeit präsentiert sich der Antisemitismus in Deutschland in verschiedenen Ausprägungen. Ein traditioneller Antisemitismus mit religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Schattierungen und entsprechenden Stereotypisierungen existiert nach wie vor. Auch ein nach dem Ende des NS-Regimes entstandener sekundärer Antisemitismus mit den Merkmalen Schuldabwehr und Täter-Opfer-Umkehr ist vorhanden. Als Extremform des sekundären Antisemitismus gilt die Holocaust-Leugnung. Auf dem Vormarsch ist ein aktueller Antisemitismus, in dem sich klassische Judenfeindschaft mit antiisraelischen, antiamerikanischen und antikapitalistischen Einstellungen verbindet. Globalisierungs-, Diskriminierungs- und Bedrohungsängste verschiedener Couleur werden vermehrt zum Anlass genommen, alte Parolen des Judenhasses wieder auszugraben.
AntizionismusNach dem Ende des "Dritten Reiches" verliert der rassistische Antisemitismus deutlich an Zugkraft. Mit der Gründung des Staates Israel, der mit Erfolg sein Existenzrecht behauptet, keimt die Judenfeindschaft - diesmal als Antizionismus - wieder auf. In ihrer Kritik an der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern bedienen sich die Antizionisten alter antisemitischer Muster (Beispiel: "Kindermörder Israel") und auch das Klischee von der jüdischen Weltverschwörung wird erneut transportiert.
Sozialdarwinismus und RassismusIn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnen zahlreiche Wissenschaftler Charles Darwins (1809-1882) aus der Betrachtung der Tierwelt entwickelte Theorie vom Kampf ums Dasein auf die menschliche Gesellschaft zu übertragen. Dabei wird die Ungleichheit von Menschen aufgrund "rassischer" Merkmale hervorgehoben. Die Forscher betonen zudem, dass die Naturgesetze der Auswahl der Tüchtigsten auch für Nationen und Völker gelten - damit sind die Expansionsbestrebungen der europäischen Kolonialmächte in Afrika und Asien legitimiert. Aus der Kombination der Lehre vom Primat des Stärkeren mit der Rassentheorie entsteht die Idee von den minderwertigen und den höheren Rassen. Das Konzept einer zur Weltherrschaft berufenen "arischen" Rasse, die "rein gehalten" werden muss, findet in Deutschland zahlreiche Anhänger. Der naturwissenschaftlich begründete Rassismus belebt die latent vorhandene Judenfeindlichkeit neu.
ZionismusDie jüdische Bewegung setzt sich seit dem späten 19. Jahrhundert für die Rückkehr ins "Land der Väter", nach Palästina, ein. Der Journalist Theodor Herzl (1860-1904), Verfasser der Schrift "Der Judenstaat - Moderner Versuch einer Lösung der Judenfrage" (1896), macht den Zionismus zum politischen Programm. Mit der Gründung des Staates Israel ist das zionistische Ziel erreicht.

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