Ende der Welt - Die tägliche Glosse Blick durch die rosarote Brille
Die Optikbranche will in diesem Jahr mit knallbunten Brillen punkten, inclusive rosa. Ob es allerdings ratsam ist, alles durch die rosarote Brille zu sehen, sollten sich zumindest Politikerinnen und Politiker überlegen. Denn wie warnte schon Franz Josef Strauss: Selbst dann, wenn man eine rosarote Brille aufsetzt, werden Eisbären nicht zu Himbeeren. Eine Glosse von Johannes Marchl.
Um es ganz ehrlich zu sagen: Mein Blick in die Zukunft war auch schon mal farbiger. Aber wie soll man auch, wenn alles nur Trump, Flugzeugabsturz und Raketenangriff ist, da muss man ja schwarz oder zumindest dunkelgrau sehen. Und durch einen Riß in der Brandmauer wird auch nix besser. Durch solche Risse hab´ ich zumindest noch nie das goldene Licht der Menschheit und Menschlichkeit erblickt.
Damit bin ich übrigens in bester Gesellschaft. Denn die meisten Menschen schätzen die Welt rund um sie rum eher negativ ein – Stichwort: „es geht doch eh alles den Bach runter“ und „früher, ja früher…“. Während es bei der eigenen Zukunft gerade andersrum ist: „Mir wird schon nix passieren!“ – habe ich erst vor einer guten Woche gedacht, „och, wird schon gut gehen“, auf meinen Langlaufskiern rumwackelnd, im Angesicht einer gar nicht sooo steilen Abfahrt – hab ich zumindest gefunden, bis… - Naja, wo waren wir?! Bei der Welt und dem Schwarzsehen und so…
Aber hab ich nicht auch schon erwähnt, dass Rettung naht? In Form unserer aller Optikerinnen rund Optiker! Der Branchenverband Specaris hat anlässlich der Augenoptikmesse Opti verkündet: Besser durch die Krisen mit einem Blick durch die rosarote Brille. Und das rosa ist durchaus buchstäblich gemeint. Die Augenoptikindustrie will 2025 vermehrt Brillen in optimistischen Farben auf den Markt bringen, sowohl in Pastelltönen als auch knallbunt, inklusive rosa. Insbesondere Knallfarben und auffällige Statementbrillen sollen wirken wie ein – Zitat – „Gegenentwurf zu unserer krisengeschüttelten Zeit“.
So ein Blick durch die rosa Brille kann ja auch verwirrend sein
Bleibt die Frage, wer eine solch rosarote Brille aufsetzen will und was damit bewirkt würde. Besonders Politikerinnen und Politiker sollten das bedenken, auch wenn dann die Bundestagswahl wohl schon vorbei ist. Aber die rosa Brillen Langzeitwirkung ist nicht zu unterschätzen. In der Forschung ist zu lesen, dass Rosarot vor allem mit Lieblichkeit und Weichheit, Zartheit und Sanftheit assoziiert wird.
Und will Politikerin das? Gut, Alice Weidel würde vielleicht wegen der Assoziation mit Milde, Charme und Höflichkeit beim Optiker zuschlagen, aber es tut ja auch kein Gut, wenn dann Schein und Sein so weit auseinanderklaffen. Und so ein Blick durch die rosa Brille kann ja auch verwirrend sein, wie schon Franz Josef Strauss – Gott hab ihn selig – bemerkt hat. Und entsprechend warnte, dass selbst dann, wenn man eine rosarote Brille aufsetzt, Eisbären nicht zu Himbeeren werden.
Also, ich kann mir nicht helfen. Ich bin mir nicht sicher, ob das mit der rosa Brille wirklich eine bahnbrechende und damit Registrierkassen füllende Idee für die Augenoptikbranche ist… Auf der anderen Seite sollte es den Optikern und Optikerinnen nicht bang sein: Denn Zahlen lügen nicht - in Deutschland nimmt die Kurzsichtigkeit zu, und zwar in allen Altersgruppen. Wenn das keine rosigen Aussichten sind?!