Ende der Welt - Die tägliche Glosse Elterntaxi
Wenn der Sommer vorbei ist, versammeln sich vor den Schulen wieder diese seltsamen Geschöpfe: Autos. Das Elterntaxi ist ein seltsame Spezies. Eine Glosse von Severin Groebner.
Der Herbst ist da. Die Rosskastanie kullert über den Bürgersteig, auf der Theresienwiese wird fürs Oktoberfest gebaut und vor der Schule tummeln sich unbekümmert und voller Tatendrang… SUVs und andere Autos. Also sogenannte: Elterntaxis.
Denn Du weißt, dass der Sommer vorbei ist, wenn die Schwalbe sich gen Süden verabschiedet und das Elterntaxi aus dem Urlaub zurück kehrt.
Wie eine Umfrage der ADAC-Stiftung heraus gefunden haben will, wird etwa jedes vierte Grundschulkind mindestens einmal pro Woche mit dem Auto zur Schule gebracht. 23% der Kinder in der hellen und sogar 28% in der dunklen Jahreszeit. Wäre das Elterntaxi also ein Tier, würde man sagen, es ist nachtaktiv.
Und natürlich haben die Eltern gute Gründe, den Nachwuchs vor Benutzung von Fahrrad, Roller oder den eigenen Füßen zu schützen. Laut dieser Umfrage chauffieren die Menschen ihre Kinder nämlich wegen Anschlusstermine des Kindes zur Schule, oder wegen schlechten Wetters, oder weil die Schule auf dem Arbeitsweg liegt, wegen des Zeitaufwands für das Kind oder schlicht aus Bequemlichkeit. Exakt Null Prozent der Eltern gaben im übrigen an, mit dem Kind am Morgen noch etwas Zeit verbringen zu wollen. Aber das wurde vielleicht auch nicht abgefragt.
Wegen der Gefahren wird also gefahren
Denn die Menschen lieben ihre Kinder. Sicher. Darum wollen sie auch wissen, wie es ihnen geht. Das Kind muss erreichbar sein. Also bekommt es ein Smartphone. Auch wenn Hirnforscher sagen, bitte kein Smartphone vor sechzehn.
Welcher von diesen Brainys hat denn schon ein Kind aufgezogen? Und wenn ja, wo? Im Wald? Da geht das vielleicht. Aber hier im hochentwickelten Mitteleuropa, da schauen wir drauf, dass das Kind zu Eigenverantwortung und Individualität erzogen wird, deshalb bekommt es ein Smartphone. Schließlich haben alle anderen auch eins.
Leider sagt die Studie kommt es wegen der Ablenkung durch das Smartphone zu 26% Prozent zu gefährlichen Situationen auf dem Schulweg. Bei Grundschulkindern sogar bei 43 Prozent. Weil das Kind eben die Welt nur mehr durch einen Bildschirm in der Größe einer Zigarettenschachtel wahr nimmt und an dem Gerät klebt wie die Fliege auf der Fliegenfalle. Und deshalb muss…nein, es muss nicht von dem Gerät getrennt werden, … es muss gefahren werden. Sonst könnte ihm ja etwas passieren.
Wegen der Gefahren wird also gefahren. Denn die meisten Eltern - nämlich 43 Prozent - haben Angst um ihre Kinder am Schulweg vor allem wegen Verkehrsrowdys oder möglicher Unachtsamkeiten anderer Verkehrsteilnehmer. Andere Verkehrsteilnehmer wie etwa Menschen, die ängstlich und gestresst im Auto sitzen, weil sie schnell noch ihr Kind in die Schule bringen müssen.
Das heißt SUV wahrscheinlich wirklich: Sehr unvorsichtiger Verkehrsteilnehmer.