Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Flieg, Bumerang, flieg!

Die ältesten Bumerangs aus Holz waren als Jagdwaffen vor etwa 11 000 Jahren in Südaustralien gebräuchlich. Nur sagt sich das so leicht. Aber wer kam denn auf die Idee, statt eines gerade ausgerichteten Speers – die es sicher auch schon gab, damals, in Südaustralien – ein gekrümmtes Holz zur Jagd zu verwenden? Eine Glosse von Gregor Hoppe.

Von: Gregor Hoppe

Stand: 27.05.2024

Überraschender Weise lag der bislang älteste gefundene Bumerang in einer Höhle in den polnischen Karpaten. Noch verblüffender: Dieser Bumerang diente wohl nicht als Jagdwaffe, sondern als Kultgegenstand. Das schließen die Forscher aus dem wertvollen Material, aus dem er vor rund 23 000 Jahren gefertigt wurde: dem Stoßzahn eines Wollhaarmammuts.

Die ältesten Bumerangs aus Holz waren als Jagdwaffen vor etwa 11 000 Jahren in Südaustralien gebräuchlich. Nur sagt sich das so leicht. Aber wer kam denn auf die Idee, statt eines gerade ausgerichteten Speers – die es sicher auch schon gab, damals, in Südaustralien – ein gekrümmtes Holz zur Jagd zu verwenden? Das noch dazu im Kreis fliegt bzw. wirbelt? Heute, da fliegt ein Sportbumerang knappe 430 Meter weit, während der Speerwurfweltrekord bei den Männern 98 Meter 48 beträgt.

Aber ein Jäger, der ein Krummholz scheinbar planlos nach der Beute schleudert, wird sich auf alle Fälle vor seinen Sammlern gerechtfertigt haben müssen. Zumal wir, auf der großen Wiese im Park, unseren heutigen Bumerang anfangs ja auch mit einigem Zweifel kräftig, mit der gewölbten Seite zu unserem rechten Ohr gewandt, vorwärts zwar, aber sozusagen nach rechts unten zu shleudern lernten. Um gleich darauf freudig staunend die exzentrische Bahn des Bumerangs zu bewundern: die Wirbelbewegung der beiden ungleichen Holzseiten des Geräts erzeugt Aufwinde, und so steigt der Bumerang in elliptischer Flugbahn nach dem Abwärtsstart wirbelnd hinauf nach links und kehrt wie ein dressiertes Tier folgsam links vom Werfenden wieder zum Boden nieder.

Die nächste Saison kann kommen

Wir können uns den ersten erfolgreichen Bumerangbauer der Prähistorie als glücklichen, vor allem aber als geduldigen Menschen vorstellen. Vielleicht halfen ihm die Sammler bei den Abertausenden Versuchen, den Bumerang weiterzuentwickeln. Vielleicht war der tückisch fliegende Bumerang aber auch besonders schnell dazu geeignet, über der grotesk hüpfenden Herde von Riesenkängurus seinen schnellen Flug zu ziehen, um dann unversehens herabzukrachen und eines der Beuteltiere zu erlegen.

Gedanklich, von der inneren Haltung her, steht der Bumerang als Jagdwaffe für das beherzte Wegwerfen des sorgsam Gehegten, um, gleich darauf, erfolgreich und gestärkt, wieder zu erstehen. So wie die Profifußballmannschaft der Männer von Bayer 04 Leverkusen: Frohgemut und ohne Bedenken gaben sie vergangenen Mittwoch den Mythos der eigenen Unbesiegbarkeit dran. Um drei Tage drauf mit dem Gewinn des DFB-Pokals das Double zu holen. Die nächste Saison kann kommen. Die Liga bleibt spannend.


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