Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Kare kare Kiet - ist sehr gesund!

Vogelgezwitscher beruhigt, sagt eine Studie. Also kein Grund mehr sich im Frühling um vier Uhr aufzuregen, wenn man davon geweckt wird. Bleiben sie ruhig und denken sie an die Studie. Eine Glosse von Sandra Limoncini.

Von: Sandra Limoncini

Stand: 06.03.2025

Wissenschaftler kommen sehr gerne mit bahnbrechenden Studien um die Ecke, die Dinge bestätigen, die wir eigentlich immer schon wussten. Beispielsweise, dass zum Beispiel, eine frisch gekochte Hühnerbrühe tatsächlich gesund macht. In Hühnersuppe steckt der Eiweißstoff Cystein. Und der wirkt entzündungshemmend und abschwellend auf die Schleimhäute. Zusätzlich enthält Hühnersuppe beträchtliche Mengen des Mineralstoffs Zink – und das Hühnerfleisch sowie das gekochte Gemüse enthalten Inhaltsstoffe, die eine entzündungshemmende Wirkung haben. Wissenschaft hin oder her. Meine Omma hat das schon immer gewusst. Da hätte es diese komplizierte Studie gar nicht gebraucht. Aber meine Omma fragt ja keiner.

Jetzt aber, hier die neueste Erkenntnis aus dem Hause, „wusste ich eh schon“: Vogelgezwitscher wirkt sich beruhigend auf unsere Psyche aus. Überraschung. Echt jetzt? Vogelgezwitscher? Völlig verrückt. Und dann am besten noch in Verbindungen mit einem Spaziergang im Wald? Ja, genau so. In den Ergebnissen der Studie heißt es wörtlich: „Den größten Benefit habe man nachweislich durch reale Erlebnisse dieser Art - weil da noch andere Dinge hinzukommen, man sieht und riecht zum Beispiel etwas", so die Forscher. Unfassbar, oder? Was die so alles herausfinden. Und - dabei sei es egal, wann die Vögel singen, ob in der Morgendämmerung, die Amsel oder die Lerche. Alles total wumpe für unsere Psyche. Einzige Bedingung: Das Gezwitscher muss 6 Minuten lang sein. Dann habe es einen positiven Effekt auf unser Wohlbefinden.

Was ich immer erkenne ist der Kuckuck

So und jetzt ich: Ich habe nämlich auch was herausgefunden. Den Vögeln ist wann und was sie singen, überhaupt nicht egal. Die singen nämlich nicht für uns, weil sie grad Bock auf Singen haben oder grad mal nichts anderes zu tun. Sondern, weil die den Arsch voll mit Arbeit haben. Singen ist kein Spaß bei denen. Singen ist ne hochkomplizierte Angelegenheit. Vögel haben keinen Kehlkopf mit Stimmbändern, sondern eine Art Ballon am unteren Ende der Luftröhre. Das ist auch der Grund, warum ein Hahn noch kräht, wenn sein Kopf abgehackt wird - der Stimmapparat ist immer noch mit den Atemwegen verbunden. Eine Klanganalyse von Vogelliedern zeigt dann auch noch oft zwei simultane Töne. Heißt Vögel singen Duette mit sich selbst! Now we talking!! Die Klanganalyse zeigt auch, dass eine Vogelstimme eine Lautstärke von beeindruckenden 110 dB in starken Passagen erreichen kann - das entspricht dem Klang einer lauten Autohupe. Und: Sie singen weil sie entweder ihr Revier damit markieren, sie eine swage Vogeldame abschecken wollen, ihre Artgenossen warnen oder Kontakt mit dem Schwarm halten wollen. Und morgens, weil da die Insekten - die Hauptnahrungsquelle in der Brunftzeit - noch nicht aktiv sind und es noch nicht hell genug ist, sie zu finden.

So, das haben sie vermutlich nicht gewusst, ich übrigens auch nicht. Aber wir sind ja auch hier, um was zu lernen. Und, was die da zwitschern ist sehr unterschiedlich. Kare Kare kiet, zwitschert der Drosselrohrsänger und zi zi zürrr, sisi südu die Blaumeise. Die Kohlmeise macht: Zizi Däh. Und einer der kleinen Vogelsänger sagt einfach nur: Zilp Zalp und der heißt, wie er singt: Zilp Zalp. Lustiger Name, oder? Was ich immer erkenne und sie vermutlich auch ist der Kuckuck, wie der macht, sage ich jetzt nicht, das ist selbst mir zu peinlich.

Es gibt aber unter den Vögeln auch den Endgegner. Den coolsten von allen. Der singt nicht wie die Anderen. Der zwitschert auch nicht. Er ist praktisch der Steward Copeland der Vögel oder besser der Vinnie Colaiuta. Kennen sie nicht? Das sind beides weltberühmte Schlagzeuger. Der Vogel, von dem ich spreche, singt nämlich nicht, der trommelt. Ich rede vom Specht. Der spielt als einziger sozusagen Schlagzeug und ist deswegen total unbeliebt bei Hausbesitzern und vielleicht auch bei den Forschern von dem war vermutlich deshalb in der Studie auch nicht die Rede. Nur von den ganzen Vogel Strebern, die alle singen und zwitschern. Immer das gleiche. Wenn man aus der Reihe tanzt, ist man raus. Und was soll uns das sagen? Darüber denke ich jetzt nach, während ich durch den Wald gehe und sechs Minuten lang den Vögeln zuhöre. Denn das ist, einer Studie zufolge unheimlich gesund. Ich weiß, dass ist nichts Neues für sie - für meine Omma auch nicht.


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