Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Kinder, Kinder

Ein trostlos-starkes Hauswand Grafiti lautet: Geburt, Schule, Arbeit, Tod. Vielleicht ist das der Grund, warum unser Autor heute gedanklich vor allem bei den ersten beiden Worten verweilen möchte… . Eine Glosse von Norbert Joa.

Von: Norbert Joa

Stand: 16.01.2025

Ein afrikanischer Stammesfürst – umringt von vielen Ehefrauen – wurde einst von einem Reporter gefragt, wie viele Kinder er habe. Darauf die Antwort: 84. Reporterrückfrage: warum so viele? Antwort: Ich mag Kinder.

Ja, die Liebe … verleiht nicht nur Flügel, sondern auch die Gabe zu kurzen Sätzen. Und so frage auch keiner, ob der stolze Papa alle 84 gleich lieb hat – natürlich. Zumindest jene, von denen er die Namen parat hat.

Damit dürfte sich der schmucke Patenonkel Hendrik noch schwerer tun – daheim, bei sich in NRW, wo er Ministerpräsident ist. Und im Hauptberuf Patenonkel: von 741 Landeskindern, die stolz sagen können: Wüst ist unser Patenonkel. Bedingung: eine Drillings- oder Vierlingsgeburt, da gibt’s 1000 Euro für jedes Kind – und den Ministerpräsidenten als Paten obendrauf. Den sie hin und wieder sogar anfassen dürfen – vergangenen Sommer war Onkel Hendrik mit 300 von ihnen im Freizeitpark.  Jedes Kind wollte mal mit ihm ganz vorne in der Achterbahn … und das erklärt, warums dann nix wurde mit der Kanzlerkandidatur. Und auch wenn der nordrheinwestfälische Stammesfürst genau eine leibliche Tochter hat, so wird auch er aus vollem Herzen sagen: Ich mag Kinder!

Zum 80. bekam sie Rosen von den einstigen Schülern ihrer ersten Klasse

„Ich auch“ – ruft da jemand. Und: „Ich freue mich, wenn ich morgens aufstehe und zur Schule gehen darf“. Also schon mal kein Kind. Wahrhaftig keines.  Verena Zapf ist 80 und Chemie und Biolehrerin, gerne Leistungskurs. Sie unterrichtet seit 1967 – mit einer Unterbrechung von zwei Monaten. Solange dauerte ihr Ruhestand. Dann hielt sie es nicht mehr aus, wäre beinahe depressiv geworden. Also zurück in die Schule, Berlin. Zum Rektor in Köpenick - aber die Geschichte ist echt. Ihr Motiv auch - Zitat: „Man hat Struktur, muss sich gut anziehen und frisch aussehen, die Schüler ernst nehmen, guten Unterricht machen, dann ziehen sie auch mit.“ Liebe Frau Zapf: Setzen, Eins.

Und zum 80., vor Tagen, bekam sie Rosen, von den einstigen Schülern ihrer ersten Klasse. Mittlerweile allesamt in Rente.

Kinder, Kinder.


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