Ende der Welt - Die tägliche Glosse Norwegische Nähte
Gerade wackelt der Boden unter den norwegischen Skispringern, weil die bei der WM in Trondheim angeblich ihre Anzüge manipuliert haben. Zwischen Knie und Schritt sollen kundige Schneider ein stabilisierendes Band angebracht haben, heißt es. Das ist natürlich die Härte! Kein Wunder, dass jetzt alle wissen wollen, ob diese Naht womöglich auch im Büroalltag helfen kann, zum Beispiel bei Karrieresprüngen oder wenn einer fliegt. Eine Glosse von Peter Jungblut.
An der Nahtstelle zwischen Sport und Kommerz gibt’s ja immer wieder kleinere und größere Erdbeben, bei denen der Idealismus Risse bekommt und so manches mühevoll aufgebaute Image in sich zusammenfällt.
Gerade wackelt der Boden unter den norwegischen Skispringern, weil die bei der WM in Trondheim angeblich ihre Anzüge manipuliert haben. Zwischen Knie und Schritt sollen kundige Schneider ein stabilisierendes Band angebracht haben, heißt es. Das ist natürlich die Härte! Kein Wunder, dass jetzt alle wissen wollen, ob diese Naht womöglich auch im Büroalltag helfen kann, zum Beispiel bei Karrieresprüngen oder wenn einer fliegt. Gut, der Oberschenkelbereich spielt in Bewerbungsgesprächen eher eine untergeordnete Rolle, aber bei längeren Sitzungen ist eine feste Naht hier und da durchaus von Vorteil. Damit lassen sich Tagesordnungspunkte erreichen, vor denen das Gesäß normalerweise aufgibt.
Das ist übrigens nicht nur der Grund dafür, dass norwegische Skispringer Erfolge feiern, sondern lässt Politiker auf dem Absprung auch immer wieder im Kabinett landen
Wer gezwungen ist, sein Leben längere Zeit in der Schwebe zu halten, ist auf jeden Fall gut beraten, seine Hosenbeine beizeiten aussteifen zu lassen, damit die notfalls allein weiterkommen. Das ist übrigens nicht nur der Grund dafür, dass norwegische Skispringer Erfolge feiern, sondern lässt Politiker auf dem Absprung auch immer wieder im Kabinett landen. Dort müssen sie ja in der Regel nicht gleich am ersten Tag zeigen, dass sie die Hosen anhaben, sondern können sich damit ein paar Wochen Zeit lassen – vorausgesetzt, die Hosen kommen bis dahin alleine klar und die Koalition platzt nicht aus allen Nähten.
Vermutlich hat sich Friedrich Merz längst ein paar Stoßbänder zusätzlich anbringen lassen und wer weiß, ob Lars Klingbeil bei den Sondierungen nicht heimlich Stützstrümpfe anlegte. Hauptsache, der Bewegungsapparat der SPD wird entlastet und die Basis bekommt keine Durchblutungsstörungen.
Könnte übrigens durchaus sein, dass nicht nur bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim gemogelt wurde, sondern dass auch die Hosenanzüge von Angela Merkel über all die Jahre so lange im Windkanal optimiert wurden, bis sie mehr Auftrieb erzeugten als die CDU, was den Regeln eindeutig widersprechen würde. Anders ist eigentlich nicht zu erklären, warum sie selbst bei ungünstigen Witterungsverhältnissen stets behauptete, wir schaffen das, obwohl sie selbst auf der Schanze gar nicht zu sehen war.
Wer wissen will, was die Aktentasche von Olaf Scholz enthält, sieht jetzt auch klarer: Etwas Nähmaschinenöl, falls die Scharniere unter seinem Anzug quietschen. Das kann bei Marathonsitzungen in Brüssel ziemlich nerven, vor allem dann, wenn Anwesende von Einigkeit träumen oder über Donald Trump meditieren.
Der wiederum braucht natürlich keine Einlagen, schon gar nicht an den Oberschenkeln, denn mit denen hat er schon Krisen ausgesessen, als das noch gar keine anerkannte Sportart war, zumindest nicht im Freien. Mal sehen, wo uns die illegalen Nähte demnächst noch hinführen. Wenn Sie einen Verdacht haben, sollten Sie die Hose auf jeden Fall fönen: wenn sie dabei den Luftraum verletzt, kommt sie garantiert aus Norwegen.