Ende der Welt - Die tägliche Glosse Paket-Streik vor Weihnachten
Weihnachten ist ja die Zeit der Wunder und wer weiß, was wir uns jetzt alles einfallen lassen, wenn sich die eilig georderten Gaben in Verteilzentren stapeln. Noch sind ja ein paar Tage Zeit. Und Frau Holle, die schert sich sowieso um keine Regeln. Eine Glosse von Georg Bayerle.
Mit der Weißen Weihnacht ist es ja so wie mit der berühmten „kaiserlichen Botschaft“ des vor 100 Jahren gestorbenen Schriftstellers Franz Kafka: Sie wird nie ankommen, Du aber sitzt am Fenster und ersträumst sie dir.
Nun wird es in diesem Jahr noch deutlich schlimmer kommen, denn neben Schneeflocken dürften auch Abermillionen von Geschenken ein Traum bleiben, weil ausgerechnet in dieser heißen Phase die Zusteller ihren Dienst verweigern.
Nun können wir der Aktion durchaus ein gewisses Verständnis entgegenbringen, denn wir wissen, dass gerade die Geschenkboten in den Strudeln des Onlinehandelsbetriebs förmlich aufgerieben werden. Trotzdem ist jetzt erst einmal die Verzweiflung groß, weil die gewohnte Beschenkungsmaschinerie streikt.
Und Geschenke, die so unberechenbar wie der Schnee ins Haus fallen, vielleicht umso mehr Freude bereiten?
Lange Gesichter, Langeweile, lautstarke Beschwerden – Heiligabend dürfte gruselig werden! Es geht ja nicht nur um das neue Handy, Schlafanzug oder Buch, die jetzt auf dem Gabentisch fehlen. Väter werden nichts zum Aufbauen oder Zusammenbasteln haben, um ein paar Stunden für sich zu sein; die Kinder sind nicht von neuen Videogames okkupiert, den Müttern fehlt die Yogamatte…. Und auch Teile des Festtagsessens werden auf der Strecke bleiben – wohl denen, die noch analog unterwegs sind und direkt einkaufen, während jetzt der Hummer aus der Bretagne und die Trüffel aus dem Piemont unterwegs geparkt werden.
Fast hätte auch noch das Geld gefehlt, das ja eh zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken zählt, weil man sich da keine großen Gedanken machen muss. Praktisch in letzter Minute ist der Streik der Geldboten abgewendet worden, sonst wären die Automaten leer gewesen. Kein Geld, keine Geschenke, aber alle Familienmitglieder zusammen vereint: die Luft unterm Tannenbaum wäre zu dick zum Schneiden geworden. Nun bleiben uns wenigstens die Scheinchen für den Weihnachtsfrieden. Obwohl Manche ja vielleicht von entmaterialisierten Weihnachten träumen? Und Geschenke, die so unberechenbar wie der Schnee ins Haus fallen, vielleicht umso mehr Freude bereiten?
Weihnachten ist ja die Zeit der Wunder und wer weiß, was wir uns jetzt alles einfallen lassen, wenn sich die eilig georderten Gaben in Verteilzentren stapeln. Noch sind ja ein paar Tage Zeit. Und Frau Holle, die schert sich sowieso um keine Regeln und stellt ihre weiße Ware zu, wann sie will. Insofern könnte es gegen alle Wahrscheinlichkeiten sein, dass es zumindest im Süden, im Alpenvorland weiße Weihnachten werden. Wer braucht dann noch Geschenke.