Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Skalpell und Statistik

Wenn die Gesellschaft für Ästhetische-Plastische Chirurgie vor Billigangeboten bei Schönheitsoperationen warnt, ja, sogar vor Gutscheinen, die zum Valentinstag verschenkt werden, wird klar: Selbstoptimierung war mal. Heute heißt´s: Schöner oder Scheidung. Eine Glosse von Gregor Hoppe.

Von: Gregor Hoppe

Stand: 05.02.2025

Männer sind ja sehr schlicht gestrickt. Befindet die Gattin seinen gemütlich eingetragenen, aber schon verwaschenen Pullover als nicht mehr gesellschaftsfähig, ist er genervt: Offener Protest untergräbt seine Stellung als Paterfamilias und Alphatier an leitender Position des Familienclans. Schenkt aber die Frau dem Mann einen neuen Pullover ihrer Wahl zum Valentinstag, berührt das seine zarte Seite. Seine Augen werden wässrig, und dankbar verspricht er, das edle Teil ab jetzt täglich anzulegen.

Umgekehrt wäre das Alles ein wenig komplizierter: Es gibt wenige Männer, deren Mode-Geschmack ihren Frauen hinreichend erscheint für die Aufhübschung der eigenen Garderobe. Ohne vorherige Absprache für sie wählen zu dürfen, das ist ein Privileg, das der Mann erst erstritten haben sollte in den Jahrzehnten ehelicher Zusammenspannung.

Nun warnt die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie, im Vorfeld des Valentinstags, insbesondere vor Geschenkegutscheinen für Schönheitseingriffe. Der Kavalier im Manne entsetzt sich natürlich über den fiktiven Geschlechtsgenossen, der seiner Gattin zum Tag der Verliebten ausgerechnet eine Schönheits-OP schenken würde.

Im Straßenbild fallen die Ergebnisse etwas entgleister Schönheits-Operationen immer öfter ins Auge

Und doch: Im Straßenbild fallen die Ergebnisse etwas entgleister Schönheits-Operationen immer öfter ins diskret niedergeschlagene Auge – bei Männern wie bei Frauen, wohlgemerkt. Der Trend zur optimierten äußeren Erscheinung bleibt bei einem selbst ja nicht stehen, wie die beklagten Geschenkgutscheine zeigen.

Da klingt es tröstlich, wenn das Statistische Bundesamt aus Wiesbaden nicht gegendert vermeldet, dass Ende 2023 jeder zweite Erwachsene in Deutschland verheiratet war. Immerhin, rund 35 Millionen Menschen lebten in einer Ehe, das sind gut 50 Prozent der über 18-Jährigen.

Doch jetzt kommt das große Aber: Vor 30 Jahren hatten noch 39 Millionen in einer Ehe gelebt. Das waren 1993 ganze 60 Prozent der über 18-jährigen. Nur 15,8 Millionen der Menschen über 18 waren damals unverheiratet, verwitwet oder geschieden. Bis Ende 2023, also innerhalb von drei Jahrzehnten, stieg dann kontinuierlich die Zahl der nichtverheirateten Erwachsenen von 24 auf 33 Prozent! 9 Prozent mehr in 30 Jahren, das sind drei in zehn Jahren, also 0,3 Prozent mehr Unverheiratete jährlich. Im Schnitt. Also: Die paar Alt- oder Jungledige beiderlei Geschlechts können auch ganz ohne jede Schönheits-OP ihre guten Gründe gehabt haben.       


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