Ende der Welt - Die tägliche Glosse Tag der Handschrift
Eine Schriftexpertin verglich Donald Trumps Unterschrift einst mit einem „Stacheldrahtzaun“. Am Internationalen Tag der Handschrift wird spannend, was die Analyse von Friedrich Merz' Brief an Washington ergibt. Hoffentlich hat er auf seine I-Tüpfelchen geachtet. Eine Glosse von Peter Jungblut.
Rein graphologisch betrachtet habe Donald Trump eine Unterschrift wie ein „Stacheldrahtzaun“, bemerkte eine Schriftexpertin schon vor einigen Jahren, und dass der Namenszug des US-Präsidenten stets mit einem scharfkantigen Schnörkel endet, deute auf eine Neigung zur Selbstzerstörung und eine emotional nicht aufgearbeitete Kindheit hin.
Da möchte man sich gar nicht ausmalen, zu welchem Ergebnis die amerikanischen Geheimdienste kommen, wenn sie heute, am Internationalen Tag der Handschrift, den eigenhändigen Brief analysieren, den Friedrich Merz nach Washington geschickt hat. Hoffentlich hat er auf seine I-Tüpfelchen geachtet, denn die verraten angeblich jede Menge über den Charakter. Wer die Punkte schräg versetzt, gilt entweder als ungeduldig oder zögerlich, je nach Richtung, und wer die Zeit hat, Kringel zu malen, ist den Graphologen zufolge ziemlich infantil.
Gut, bei Friedrich Merz besteht diese Gefahr nicht, der spielt ja schon lange nicht mehr, außer Wahlkampf, aber der ist weder ihm, noch der CDU anzumerken und dürfte das Schriftbild nicht wesentlich beeinflussen. Die BILD-Zeitung konnte kürzlich allerdings nicht entziffern, ob Merz bei einem Eintrag in ein Gästebuch seine „Stimmung“ oder seine „Erinnerung“ zu Papier bringen wollte.
Sollte Donald Trump mit der Handschrift des CDU-Chefs ähnliche Schwierigkeiten haben, könnte es durchaus sein, dass er irrtümlich davon ausgeht, einen Kaufvertrag für den Nord-Ost-Kanal in Händen zu halten oder den Lebenslauf eines Privatflugzeugpiloten. Dann säße Merz ganz schön in der Tinte, denn Löschpapier ist heutzutage knapp geworden, wo alle nur ins Smartphone tippen.
Warum die Handschrift in der Politik zählt
Das Unterschriften-Gekrakel von Olaf Scholz ist nach Einschätzung einer Expertin übrigens „nicht fälschungssicher“, was erklärt, warum große Teile seiner Regierung gar nicht von ihm stammen. Sonst hätte Scholz ja auch nicht behauptet, die deutsche Bevölkerung werde derzeit belogen. Vermutlich besorgte sich Christian Lindner in einem unbeobachteten Moment Autogramm-Karten des Kanzlers und klebte sie jahrelang unter den Bundeshaushalt.
Kein Wunder, dass die SPD ihre eigene Handschrift nicht mehr erkannte und den Grünen immer wieder die Buchstaben vor Augen verschwammen. Höchste Zeit, dass Markus Söder jetzt endlich Fraktur spricht, wenn auch nicht schreibt. Sonst würde das Wahlprogramm der CSU am Ende noch mit dem Nibelungenlied verwechselt, zumal beides ganz wesentlich aus Passau stammt und der Eingangsvers „Uns sind in alten Mären Wunder viel gesagt von Helden, reich an Ehren, von Kühnheit unverzagt“ auch auf alten Pergamenten der CSU-Landesgruppe stehen könnte. Die Rheinfahrten von Franz-Josef Strauß sind ja unvergessen.
Wie auch immer: Wir müssen künftig viel mehr auf Leserlichkeit achten, bei der Handschrift und in der Politik. Für den künftigen Koalitionsvertrag empfiehlt sich die karolingische Minuskel. Diese Handschrift stammt zwar aus dem frühen Mittelalter, sieht aber aus wie gedruckt. Schöner könnten wir uns Deutschland nicht ausmalen. Nicht mal mit dem Handy.