Ende der Welt - Die tägliche Glosse Thermomix-Datenleck
Der eine kann kochen der andere nicht. Und dann gibt es da noch den Thermomix. Eine Glosse von Caro Matzko.
Der Thermomix ist eine legendäre Küchenmaschine der Wuppertaler Firma Vorwerk, die selbst Menschen, die keinen Blassen vom Kochen haben, befähigt eine warme Mahlzeit zuzubereiten. Millionen Leckermäuler auf der ganzen Welt haben diese eimerartige Gerätschaft, die zerkleinern, braten, garen und mixen kann zuhause im Einsatz, und tauschen ihre kreativen Eigen-Kreationen auf der Website Rezeptewelt.de aus. Doch seit Ende letzter Woche kochen Thermomix-Fans vor allem vor Wut, denn bei Vorwerk gabs ein Datenleck, die digitale Rezeptewelt wurde gehackt und Unbekannte haben massenhaft Nutzerdaten erbeutet.
Blöd nur für die Cyber-Angreifer, dass sie aber anscheinend niemand will. Zumindest stehen laut Newsportal Heise die 3,3 Millionen Thermomix-Daten im Darknet zum Verkauf - zum Schnäppchenpreis von 1500 Dollar – wobei sich die Hacker beim Preis noch verhandlungsbereit zeigen. 1500 Euro, dafür kriegt man gerade mal einen Thermomix TM6. Das billige Angebot beruht vermutlich darauf, dass die eigentlichen Kronjuwelen– gehashte oder Klartextpasswörter – nicht mit erbeutet wurden. Dies Versäumnis versalzt den Hackern jetzt die Suppe.
Die Pampe lässt sich auch ohne Thermomix anrühren
Viel aussagekräftiger als E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Adressen und Infos über mögliche Kochkenntnisse, sind die ohnehin frei verfügbaren Rezepte. Die lassen die Gerüchteküche ähnlich brodeln wie der neue TM7, der angeblich alles kann: Also auch Schnee schippen, rechts überholen und den Nahen Osten befrieden.
User Gerry empfiehlt zum Beispiel „Gerry Mitternachts-Suppe für die Party-Gäste“ - was auf ein feucht-fröhliches Feierbiest schließen lässt, der vermutlich auch sonst nichts anbrennen lässt. Lillyfeechen dagegen teilt ihre Begeisterung für Pizzasuppe mit Dosenchampions und Schmelzkäse. Vermutlich ein pragmatisches Kind der Achtziger mit einer ausgeprägten Vorliebe für Vorratshaltung. Sollte ein Atomschlag drohen, gibt es bei ihr immer noch was zum Naschen im Luftschutzkeller. Überhaupt ist die Rezeptewelt ein Eldorado für BRD-Nostalgiker: Heiße Oma flirtet hier mit dem Putenschnitzel Holzfällerart und der Jäger sitzt im Reisrand und jongliert mit seinen Hackbällchen. Wer dem Stallgeruch von Ostzonensuppenwürfeln hinterhertrauert, dem empfehle ich heute Nudeln mit „Tomatensacue wie aus der DDR Schulküche.“ Tomatenmark, Zucker, Wasser, Sahne, Suppenwürfel und Mehl. Sollten Sie keine Thermi-Elfe sein, auch kein Thema. Die Pampe lässt sich auch ohne Thermomix anrühren und erhitzen. Der TM 7 muss sich schließlich um den Weltfrieden kümmern.