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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Turbo-Monopoly

Monopoly war immer schon ein Spiel, das näher an der Realität dran war als es dem Verlierer lieb sein konnte. Jetzt kommt eine neue Version auf den Markt. Aber ist das noch ein Spiel? Eine Glosse von Severin Groebner.

Von: Severin Groebner

Stand: 14.01.2025

In sechs Tagen wird Donald Trump als neuer US-Präsident vereidigt werden. Ein Ereignis das seine Schatten voraus wirft. Nicht nur, dass Gerichte ihn nicht mehr verurteilen, Anklagen fallen gelassen werden und Mark Zuckerberg in seinem kleinen Web-Shop der Selbstdarstellung das Fakten-Checking abschafft, nein, auch ein Spiele-Hersteller in den USA fügt sich anscheinend in den neuen Zeitgeist.

Denn Monopoly, also das amerikanischte Spiel seit der Erfindung des russischen Roulettes, soll schneller werden. Der Turbo-Kapitalismus hat damit wohl den Wohnzimmertisch erreicht. Hat man früher ein, oder zwei manchmal sogar drei Stunden vergeblich versucht der Straße mit den riesigen, unleistbaren Hotels auszuweichen, soll der Fall in die Pleite, die Schuldknechtschaft und den Spott der Mitspieler nun in der halben Zeit über das Brett gehen.

Und das ist nicht die einzige Neuerung

Das zumindest möchte der Hersteller mit seiner neuen Monopoly-Version erreichen. Und das ist nicht die einzige Neuerung. Man kann auch - während man im Gefängnis sitzt - Korruptionskarten sammeln. Das dürfte unter anderem die Parteien der künftigen österreichischen Bundesregierung interessieren. Die haben Mitglieder, die regelmäßig mit Korruption und Gefängnis in Kontakt kommen.

Es soll auch Bonuskarten geben, mit denen man kostenlos an Grundstücke bekommt. Auch das gibt es im echten Leben. Da heißt es: Erben. Und es gibt sogar die Erweiterung mit dem sprechenden Namen „Kaufe alles“. Bei der kann überraschenderweise tatsächlich jedes Feld auf dem Spielbrett gekauft werden. Sogar die Bank. Realistischer kann das Spiel eigentlich gar nicht mehr werden.

Wer die Geschichte des Spiels kennt, weiß, dass es schon von Anfang an sehr nahe an der Realität ausgerichtet war. Schließlich hieß die Originalversion von 1903 „The Landlords Game“ - also das Vermieterspiel - und stammte von Elisabeth Maggie Phillips, einer Autorin, Theaterschauspielerin, Komödiantin, Ingeneurin und Feministin. Und sie wollte mit diesem von ihr entwickelten Spiel „das Übel der Geldvermehrung auf Kosten anderer“ darstellen. Treppenwitz der Geschichte ist, dass andere auf Basis ihrer Erfindung Millionäre geworden sind, sie aber mit ihrem Spiel insgesamt magere 500 Dollar eingenommen hat. Monopoly ist also schon seit längerem zwischen Spiel und Realität zuhause.

Die neueste Variante, die im Frühjahr in den USA auf den Markt kommt, enthält sogar eine „Sofortgewinn-Karte“ mit dem man - wie der Name schon sagt - sofort gewinnen und das Spiel beenden kann. Vielleicht auch eine Reminiszenz an Donald Trump. Denn die Karte, die ihn aus dem Gefängnis befreit, braucht er ja leider nicht mehr.


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