Würzburger Lärmspaziergänge Suche nach Oasen in der Innenstadt
In der EU gibt eine „Umgebungslärmrichtlinie“ die Richtung vor beim Lärmschutz – und in den Kommunen sollen die Bürger mithelfen, diese Richtlinie mit Leben zu füllen. Die Stadt Würzburg geht hierbei einen besonderen Weg und veranstaltet seit diesem Jahr „Lärmspaziergänge“ an leise und vor allem an laute Orte der Stadt.
Der „Platz der Fischerzunft“ im Würzburger Mainviertel. Die Gassen hier im ältesten Teil der Stadt sind eingerahmt von zwei viel befahrenen Straßen, der Zeller Straße und der Dreikronenstraße – und der Platz liegt direkt am Knotenpunkt.
"Schon ganz schön laut hier, es dröhnt aus allen Richtungen."
Erster Eindruck der Teilnehmer
Als Startpunkt eines „Lärmspaziergangs“ der Stadt Würzburg ist der Platz also unüberhörbar geeignet – und voran geht Jakob Frommer vom Fachbereich Umwelt- und Klimaschutz.
Mitspazieren möchte zum Beispiel Isabell Götz. Sie interessiert, wie die sogenannte „Umgebungslärmrichtlinie“ der Europäischen Union in Würzburg umgesetzt werden soll. Als Anwohnerin bekommt Isabell Götz den Verkehr rund ums Mainviertel jeden Tag mit, kennt die lauten und die ruhigen Ecken – und wohnt selbst vergleichsweise leise.
Und als sich der Lärmspaziergang in Bewegung setzt, ist auch Willi Tasch dabei. Bei den Ausführungen von Willi Tasch zückt Bettina Bachmeier einen Stift und notiert mit. Die Umweltwissenschaftlerin ist von einer Hamburger Agentur für Regionalentwicklung - und betreut für die Stadt Würzburg die Bürgerbeteiligung am Lärmaktionsplan.
Der Spaziergang ist dabei ein Baustein von vielen. Ein öffentliches Lärmforum im Frühjahr war gut besucht und auf einer Internet-Plattform haben die Würzburger mehr als 300 Anregungen formuliert: Beschwerden über Bahnlärm oder akustisch fehlplatzierte Altglascontainer – aber auch Positivbeispiele…
So wie der Japanische Garten auf dem Gelände der Landesgartenschau von 1990 – denn auch an solche Orte führt der Lärmspaziergang.
Eine stille Oase in der Würzburger Innenstadt
Ortswechsel zum Paradeplatz am Würzburger Kiliansdom. Zwischen den Linden direkt hinterm Dom gibt es 80 Parkplätze – und so rollen hier Tag für Tag mehr als 2000 Autofahrer auf Parkplatzsuche im Kreis. Alle Anträge im Stadtrat, die Blechkarawane umzuleiten und den Platz zu beruhigen, scheiterten bisher. Da ist akustische Erholung dringend nötig – und die gibt es ein paar Schritte weiter…
Hinter einem unscheinbaren Torbogen in der Martinstraße öffnet sich das Würzburger Lusamgärtchen. Der frühere Kreuzgang des Stifts Neumünster ist für den Stadtrat und Lokalhistoriker Willi Dürrnagel ein wichtiger Ruhepunkt in der Stadt.
Und für den größten Lyriker des Mittelalters, den Minnesänger Walther von der Vogelweide, ist das Lusamgärtchen nach all den Wanderjahren zum Ort der ewigen Ruhe geworden.
Willi Dürrnagel würde viele seiner Stadtratskollegen gerne mal für zwei Stunden ins Lusamgärtchen zwangsversetzen – sozusagen als Vorbereitung für die nächsten Monate, wenn der Würzburger Stadtrat über den Lärmaktionsaktionsplan abstimmen wird. Damit die leisen Orte nicht noch seltener werden.