Bayern 2 - Zeit für Bayern


6

Knuspriges genießen Von den Lauten beim Essen nicht nur zur Wiesn

Nachgefragt zur Wiesnzeit, wo das Oktoberfest zu Ende geht: Laut und Leise am Tisch – was ist erlaubt, was erwünscht, was geht gerade noch durch, wenn die Devise lautet: Hauptsache knusprig bein Hendl, Haxn und Schweinsbraten?

Von: Hannelore Fisgus

Stand: 03.10.2015 | Archiv

Knusprige Speisen - zum Beitrag im Magazin "Bayern genießen" | Bild: BR/Hannelore Fisgus

„Knusper, knusper Knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen“ – heißt es schon im Märchen der Gebrüder Grimm.

Kesselchips aus Biokartoffeln

Hänsel und Gretel sind so laut beim Anknabbern des Hexenhauses dass es Ihnen fast zum Verderben wird. Aber wie wir wissen, geht das Märchen ja glimpflich aus. Wenn etwas schön knusprig ist, wie damals anscheinend das Lebkuchenhaus der Hexe - dann verleitet das zum geräuschvollen Genießen. Laut und Leise bei Tisch – was ist erlaubt, was ist erwünscht, was geht gerade noch so durch, wenn die Devise lautet: Hauptsache knusprig

"So müssen Chips schmecka .. knsuprig, kross. Und und was sollte noch resch, knusprig oder  kross sein? - Die Brezn und die Fraun, und der Schweinsbraten. I hätt a Schweinshaxn g’sagt."

Freunde des Knusperns und Knackens

Knusprige Kruste

Beim Schweinebraten und bei der Schweinshaxe, da ist die Kruste ja fast das Wichtigste. Die krosse Kruste als Kontrast zum zarten, weichen Fleisch. Moderne Lebensmittelexperten sprechen von der „Textur“ einer Speise, die ja durchaus Einfluss hat auf den Geschmack, das Aroma und das Gefühl, das sie im Mund erzeugt. Nicht umsonst werden ins Müsli, in den Schokoriegel und in alle möglichen Fertiggerichte von der Industrie „crunchy“ Elemente extra eingebaut. Denn es ist wohl so eine Art Urbedürfnis des Menschen in etwas hinein oder drauf zu beißen, dass es kracht.

"Die korrekte Einhaltung der Tischmanieren gelingt am besten dann, wenn man dabei berücksichtigt, dass gute Tischmanieren nicht ein Mittel der Selbstdarstellung sind, sondern den gemeinsamen Verzehr von Speisen für alle Beteiligten zu einem Vergnügen machen sollen, das nicht durch störende Geräusche oder unschöne Anblicke beeinträchtigt werden darf."

Freiherr Adolf von Knigge

Knigge bemerkt auch, dass im westlichen Kulturkreis weder schmatzen noch rülpsen bei Tisch erlaubt sind – ganz anders als in anderen Kontinenten

"In Asien schmatzt man mehr als Zeichen des Genusses."

Kellner im Haxenbauer

Der Kellner des Münchner Traditionslokals „Haxenbauer“ weiß, wovon er spricht. Seine Gäste, aber nicht nur die aus China, Japan oder Korea sorgen für die Geräuschkulisse im Lokal.

Aber bei Hendl und Haxn lassen wir’s Nagen einfach mal durchgehen. Auch mit vollem Mund sollte man nicht sprechen und mit Teller und Besteck möglichst wenig Lärm verursachen. Ruhe bei Tisch, das hat auch schon der Heilige Benedikt seinen Mönchen gepredigt

"Man ißt ohne das geringste Geräusch und trinkt „nach Art der Tauben"

Benediktinerregel

Ein rescher Schweinsbraten - ein Genuss

So lautet die Regel. Herrschten an den Tafeln des Adels, der Ritter, ja sogar der Könige im Mittelalter noch raue Sitten, so legte man in den Klöstern schon früh allergrößten Wert auf Tischsitten. Vor allen Dingen wurde auch nur und ausschließlich am Tisch gegessen. Nicht so wie heutzutage – wo immer und überall gegessen, geknuspert und geknabbert wird: In Zeiten des Fastfood und des Popcorn im Kinosaal.

Wenn man respektvoll Abstand hält und seine Mitmenschen nicht belästigt, spricht nichts gegen den Genuss knuspriger Lebensmittel und schon gar nichts gegen einen saftigen Schweinebraten mit perfekter Kruste.


6