Beim Lautenbauer in Großmehring Um die Laute war es leis geworden
Selbst in Ingolstadt – einer Stadt, in der das Mittelalter, die Zeit der Renaissance, des Barock, noch sehr präsent sind – selbst da wissen längst nicht alle, was eine Laute ist. Aber in Großmehring gibt es noch einen Lautenbauer.
Iin Großmehring wohnt und arbeitet der Lautenbauer Dieter Schossig. Wundern sie sich nicht – meint der 60-Jährige lachend, als er in seine Werkstatt führt – kein alter Holzschuppen – keine Hobelwerkstatt a la Meister Eder, sondern im ersten Stock einer modernen Doppelhaushälfte eine Art Büro – hier lauter Schnitzwerkzeuge an der Wand – dort eine halbfertige Laute eingespannt – nebenan eine Art akustischer Messraum mit elektronischen Apparaten und Computerausdrucken an der Wand.
Altes Instrument und neue Technik
Eigentlich ist der drahtige Instrumentenbauer ja Physiker und so nähert er sich auf zwei Arten dem feinen Instrument und seinem perfekten Klang. Lautenbau kann man nirgendwo explizit lernen – als Schossig beschloss, seinen Beruf an den Nagel zu hängen, fand er in Wien einen Lehrer und studierte dann noch historischen Instrumentenbau.
Wenn man ihn liebevoll über den feinen Holzkorpus streichen sieht, ahnt man, dass – bei aller Physik – vor allem viel Erfahrung und Gefühl dazu gehört – und eine ruhige Hand. Denn das, was da vor ihm wie eine Nussschale oder ein Fahrradhelm da liegt – sind Millimeter dünne Holzspäne, die auf eine Grundform aufgezogen werden – aus Ahorn oder Birne - aufgeklebt mit Hautleim. Weil der dazwischen immer mal wieder auch längere Zeit trocknen muss, arbeitet Schossig an mehreren Lauten gleichzeitig.
Das Material
Eine Decke aus Fichtenholz – aus den Alpen, denn dort wächst sie unter schwierigen Bedingungen langsamer und gleichmäßiger. Die wird dann noch auf etwa 1,2 Millimeter heruntergehobelt und dann schneidet Schossig mit einem Skalpell, dass noch schärfer ist, als das der Chirurgen eine wunderbar filigrane Rosette heraus, so filigran und dünn sie ist, die Decke der Laute muss einem Zug von bis zu 80 Kilo standhalten.
Ergebnis langer Forschung
Schossig hat den alten Lautenmachern sozusagen im Nachhinein auf die Finger geschaut – Tage- wochenlang war er im germanischen Museum in Nürnberg – und hat sie alle nachgebaut – ihren Klang mit aufwändigster Technik kopiert.
Die Laute kommt aus dem arabischen Raum – dort existierten schon 2-tausend vor Christi die ersten Zupfinstrumente. Darüber, wann die Laute zu uns nach Europa kam, streiten die Experten – wohl über die iberische Halbinsel und Sizilien – aber, dass die Kreuzritter sie uns gebraucht hätten, ist Quatsch, sagt Schossig.
Hochzeiten in der Renaissance und im Barock
Spätestens aber in der Renaissance ist die Laute das Musikinstrument – es gibt Renaissancelauten – speziell für die lebendig lustigen, leichten Tänze der Zeit oder Barocklauten – eher für die durchkomponierte, etwas kompliziertere Kammermusik
Das besondere der Laute ist die sogenannte Doppelchörigkeit – das heißt, zwei Saiten liegen immer eng beieinander – eine höhere und eine tiefere - man zupft sie gleichzeitig an.
Der Ton wird so lebendiger – brilliert, glänzt im Idealfall. Zu spielen ist da freilich nicht ganz einfach – dennoch – um die Laute ist gar nicht so leise geworden - heute ist sie wieder gefragt – auch bei Kindern - ihnen vermietet Schossig kleine Isntrumente. Eine normale, große Laute kostet übrigens zwischen 2.000und 5.000 – gar nicht so viel, wenn man weiß, welche Arbeit dahinter steckt. Und woher kommt jetzt der Name