Was lesen 2024? Auf diese zehn Bücher freuen wir uns
Boomer, Revolution und das Römische Reich: Auf diese Romane und Sachbücher können wir uns 2024 freuen.
Neues Jahr, neue Literatur. Welche Bücher sind 2024 besonders zu empfehlen? Worauf können wir gespannt sein und uns freuen? Hier sind zehn Highlights von Romanen und Sachbüchern, die uns nach Russland und ins Römische Reich führen, auf den Tennisplatz und nach Kreuzberg, zu den Reichen und zu den Armen. Es handelt sich um eine subjektive Auswahl. Widerstand ist also in Ordnung – aber zwecklos.
1. "Schwestern" von Julia Korbik (Rowohlt, 30.01.2024)
Etwas genauer: Ein Buch über die Macht, die entsteht, wenn Frauen sich zusammenschließen. Sei es bei #MeToo oder den Protesten im Iran. Eine Suche nach Sisterhood in persönlichen Anekdoten, Popkultur, Literatur, Geschichte und Gesellschaft.
Geschrieben von: Simone-de-Beauvoir-Ultra Julia Korbik. Zuletzt erschienen von der Berliner Journalistin und Autorin ein Buch und eine Graphic Novel über die feministische Ikone.
2. "Putins Krieg gegen die Frauen" von Sofi Oksanen (übersetzt von Angela Plöger und Maximilian Murmann, KiWi, 08.02.2024)
Etwas genauer: Warum der russische Angriffskrieg in der Ukraine auch ein Geschlechterkrieg ist, wie Putin frauenfeindliche Gewalt im In- und Ausland für seine Zwecke nutzt und was das mit der Geschichte zu tun hat, das will dieser Essay zeigen.
Geschrieben von: Sofi Oksanen, der finnisch-estnischen Bestsellerautorin, bekannt geworden u. a. durch ihren Roman "Fegefeuer". Sie schreibt meist über das kleine Estland, die große Sowjetunion – und die Ausbeutung von Frauenkörpern.
3. "Demon Copperhead" von Barbara Kingsolver (übersetzt von Dirk van Gunsteren, dtv, 15.02.2024)
Etwas genauer: "Als hätten die Coen-Brüder Dickens verfilmt", so das Urteil der britischen Times. Angelehnt an Dickens Bildungsroman "David Copperfield" erzählt dieses nun auch auf Deutsch erscheinende Buch vom rothaarigen Demon Copperhead, der in einem Wohnwagen in den Wäldern Virginias aufwächst. Er erlebt Armut, Pflegefamilien, Drogensucht – und immer wieder Hoffnungsvolles.
Geschrieben von: der US-amerikanischen Autorin Barbara Kingsolver, die für diesen Roman mit dem Pulitzer-Preis und dem Women's Prize for Fiction ausgezeichnet wurde.
4. "Lass uns noch mal los" von Susanne Matthiessen (Ullstein, 29.02.2024)
Etwas genauer: Sie gingen auf die Barrikaden und kämpften für Frieden, die Umwelt und Gleichberechtigung – nun sind sie alt geworden: Susanne und ihre Freundinnen haben mit Altersarmut zu kämpfen und ziehen in einen Keller im nicht mehr ganz so bewegten Kreuzberg. Aber dann starten sie eine Revolution von unten – wortwörtlich.
Geschrieben von: Autorin und Journalistin Susanne Matthiessen, die die wilden 80er in Kreuzberg selbst erlebt hat.
5. "Zeit, sich aus dem Staub zu machen" von Andrea Petković (KiWi, 07.03.2024)
Etwas genauer: Wer ist man, wenn man das zurücklässt, dem man sein ganzes Leben gewidmet hat? Als sie mit dem Profisport aufhört, muss Petković sich dieser Frage stellen. Zwischen einem Abschied, der wehtut, und einem Neubeginn, der sich nach Freiheit anfühlt, geht es um Fragen, die uns alle betreffen, sobald sich etwas Grundlegendes in unserem Leben verändert.
Geschrieben von: Tennislegende Andrea Petković, die schon 2020 mit ihrem Debütroman "Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht" zeigte, dass sie auch große Literatur kann.
6. "Was ihr wollt: Wie Protest wirklich wirkt" von Friedemann Karig (Ullstein, 14.03.2024)
Etwas genauer: Wann setzen sich Menschen in Bewegung? Und wann ist ihr Aufbegehren erfolgreich? Ein Buch, das eine Handreichung sein will für alle, die die Welt verbessen wollen.
Geschrieben von: dem Journalisten und Autor Friedemann Karig, der uns u. a. schon mit Samira El Ouassil den Bestseller „Erzählende Affen“ über die Macht von Narrativen bescherte.
7. "Zuleika" von Bernardine Evaristo (Klett-Cotta, übersetzt von Tanja Handels, 16.03.2024)
Etwas genauer: "Wie oft denkst du ans Römische Reich?", diese Frage ging 2023 auf TikTok viral. Denn sie offenbarte, wie viel Zeit Männer damit verbringen, an (vermeintlich) heroische Zeiten zu denken – während Frauen mit ganz anderen Problemen beschäftigt sind. Vielleicht ändert sich das mit diesem nun endlich auf Deutsch erscheinenden Buch. Es erzählt vom Schwarzen Mädchen Zuleika, dessen Vater sie mit elf Jahren an einen alten fetten Römer verkauft. Doch sie geht im pulsierenden London von damals ihren eigenen Weg, samt Girl Gang und einer gefährlichen Affäre.
Geschrieben von: Bookerpreisträgerin und Zündfunkliebling Bernardine Evaristo – kein Buch wurde in unserer Jahresbestenliste 2021 so oft genannt wie ihr Roman "Mädchen, Frau etc."
8. "Côte d'Azur – Das große Blau" von Katja Eichinger (Blumenbar, 17.04.2024)
Etwas genauer: Ein Buch über das glückliche Streifchen Erde, wo sich zwischen Meer, Strandpromenade und Blubber im Glas die Reichen und Schönen die Hand geben. Nietzsche war hier, Coco Chanel, Marlene Dietrich, Pablo Picasso, Henri Matisse, James Baldwin und die Rolling Stones. Für die Normalsterblichen bleiben die Sehnsucht nach der Côte d'Azur – und dieses Buch.
Geschrieben von: der Autorin und Journalistin Katja Eichinger, Witwe des 2011 verstorbenen Filmproduzenten Bernd Eichinger. Über ihn schrieb sie die Biografie "BE", die ein Bestseller wurde.
9. "Unser Deutschlandmärchen" von Dinçer Güçyeter (mikrotext, 25.09.2024)
Worum geht’s? Das gar nicht so märchenhafte Deutschland
Etwas genauer: Ein Familienroman, in dem sich Frauen mehrerer Generationen und der in "Almanya" geborene Sohn erinnern. An das Leben in Anatolien und in deutschen Schuhfabriken. An Demütigungen und Missverständnisse. An damals und heute.
Geschrieben von: Dinçer Güçyeter, der hiermit sein Debüt vorlegt – und dafür bereits den Preis der Leipziger Buchmesse gewann. In der Jury-Begründung heißt es: "Der Roman blickt auf deutsche und europäische Verhältnisse, lässt die Worte zum Himmel fliegen, spart aber gleichzeitig die Demütigungen am Boden nicht aus."
10. Und zuletzt eine Honorable Mention: James Baldwin
Am 2. August 2024 wäre der Schriftsteller James Baldwin 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass erscheinen einige seiner Werke neu, ebenso wie Biografien über diese große Stimme des vergangenen Jahrhunderts. Darunter beispielsweise "Der Zeuge" von Kulturjournalist René Aguigah (C. H. Beck, 16. Mai 2024). Die Schriften von Baldwin bleiben aktuell, denn er suchte in hasserfüllten Zeiten nach Hoffnung.