Lena Christ "Madam Bäurin"
Die bayerische Schriftstellerin Lena Christ ist im Herbst 1881 im oberbayerischen Glonn geboren, und am Anfang ihres kurzen Lebens hat alles so ausgeschaut, als könnte es ein glückliches Leben werden. Die kleine Magdalena wächst bei ihrer Großmutter auf, in der Schule ist sie ein talentiertes und aufgewecktes Kind. Als Lena sieben Jahre alt ist, heiratet ihre Mutter in die große Stadt hinein, nach München, und macht ihr in der Folge das Leben zur Qual. Immer wieder versucht Lena, den Misshandlungen und der Schwerstarbeit im elterlichen Wirtshaus zu entfliehen. Als 20-Jährige heiratet sie, schenkt mehreren Kindern das Leben und leidet zunehmend unter der Trunksucht ihrer gewalttätigen Gemahls. Nach acht Jahren Ehe trennt sie sich von ihm und verlässt ihn mitsamt den Kindern.
Lena Christ beginnt zu schreiben, und noch im selben Jahr, als ihre Ehe geschieden wird, heiratet sie den Schriftsteller Peter Jerusalem. In diesem Jahr, 1912, erscheinen mit Hilfe von Ludwig Thoma ihre Kindheitserinnerungen: „Erinnerungen einer Überflüssigen“. Das Buch wird ein finanzieller Erfolg und erhält dazu gute Kritiken. Es folgen weitere Werke, die zu den großen bayerischen Romanen zählen, 1919 schließlich „Madam Bäurin“, das in der Nachbarschaft ihres Geburtsorts spielt. Ein heiteres Werk, ausnahmsweise. Seinen Erfolg wird Lena Christ nicht mehr erleben, sie erkrankt an Tuberkulose, fälscht in ihrer Not Bilder und beendet ihr Leben am 30. Juni 1920 schließlich auf dem Münchner Waldfriedhof mit Hilfe von Zyankali. Da ist sie noch keine 40 Jahre alt.
„Madam Bäurin“ nimmt ein letztes Mal in ihrem literarischen Schaffen das große Thema von Lena Christ auf: die Frage „Wo gehöre ich hin?“, die Sehnsucht nach Heimat, das Überwinden sozialer Zwänge.
Es liest Beate Himmelstoß.