Maximilian Schmidt "Glasmacherleut"
"Urgroßvaters bayerischer Bestsellerautor" - mit diesem Ehrentitel dürfen und können wir heutzutage Maximilian Schmidt, genannt Waldschmidt, nur zu gern ausstatten. Der gebürtige Oberpfälzer (1832-1919) schreibt während seines langen Lebens rund 60 größere Volkserzählungen, 40 Humoresken und Skizzen, etwa 40 dramatische Theaterstücke sowie viele sogenannte Gelegenheitsgedichte.
Am 25. Februar 1832 erblickt Maximilian Schmidt in Eschlkam, das heute zum Landkreis Cham gehört, das berühmte Licht der Welt. Bereits als Kind schreibt der Bub für seine Geschwister Geschichten, inszeniert im Dorf auch fleissig kleine Theaterstücke. Nach dem Besuch von Klosterschule und Gymnasium zieht die Beamtenfamilie nach Hof an der Saale, wohin der Vater dienstversetzt wird. Mit 16 Jahren geht der junge Max nach München ans Polytechnikum, meldet sich 1850 freiwillig zum Militärdienst und bleibt dann bis 1874 fortwährend Offizier im königlich-bayerischen Dienst. Schon während der Militärzeit beginnt Schmidt zu schreiben, erste Werke beschäftigen sich mit Persönlichkeiten aus dem Bayerischen Wald, deren Leben er verständnisvoll, einfühlsam und mit nötiger Akribie nachvollzieht.
König Ludwig II. ernennt Maximilian Schmidt 1884, zehn Jahre nach seiner Pensionierung vom Militärdienst, zum Königlich Bayerischen Hofrat und inspiriert den Dichter - bewiesen ist das nicht - wohl zu einem seiner Hauptwerke, der "Fischerrosl von St. Heinrich". Zu seinem 60. Geburtstag ernennen ihn die Bayerwald-Gemeinden Furth im Wald, Eschlkam und Lam zum Ehrenbürger. Sein treuer Leser Prinzregent Luitpold will ihn sogar in den Adelsstand erheben. Schmidt lehnt dankend ab, stattdessen darf er ab 1898 den erblichen Namenszusatz "genannt Waldschmidt" führen. Seine Nachkommen tun das bis zum heutigen Tag.
1919 stirbt der dichtende Hofrat, fast vollständig erblindet, in München und ist dort auf dem Alten Südlichen Friedhof auch zur letzten Ruhe gebettet. Auf Schritt und Tritt begegnen kann man diesem großen bayerischen Dichterfürsten jedoch nach wie vor in seiner ostbayerischen Heimat, dem Bayerischen Wald. Ein Denkmal ehrt ihn auf dem Großen Riedelstein am Kaitersberg, in seinem Geburtsort Eschlkam zeichnet der Waldschmidt-Verein jedes Jahr heimatverbundene Künstler mit dem Waldschmidt-Preis aus. Und wer auf den Großen Rachel steigt, findet am Gipfel das Waldschmidthaus vor, das derzeit aber bedauerlicherweise nicht bewirtschaftet ist.
Zur Erzählung: Glasmacherleut
1869 entsteht die spannend packende Erzählung "Glasmacherleut", Maximilian Schmidt nimmt sich viel Zeit für dieses Werk. Er ist damals zwar noch formal Hauptmann im Königlichen Dienst, jedoch krankheitshalber bereits seit zwei Jahren pensioniert. Das Glas und der Bayerische Wald - beides seit Jahrhunderten eine wirtschaftlich wie kulturell gefühlt untrennbare Einheit! In diese teils farbenfrohe, teils aber auch triste Welt der Glashütten, Glasherren und Glasarbeiter hat der Autor seine Protagonisten hineingesetzt - wobei die Hauptperson der Erzählung, Franz Schrenk, der sich vom einfachen Hüttenbub bis zum feudalen und tüchtigen Glasherrn hocharbeitet, wirklich gelebt hat und Waldschmidt als reale Vorlage dient. Ein authentischer Einblick also in Aufstieg und Niedergang der Glashütten und ihrer Besitzer, in dem auch manches über die Glasherstellung und das harte Leben der Glasbläser zu erfahren ist.
Es liest Christian Jungwirth.