Zwölfuhrläuten Altötting in Oberbayern
Vor 500 Jahren wurde die Stiftspfarrkirche St. Philippus und Jakobus geweiht. Da war es gerade 22 Jahre her, dass eine Mutter ihren dreijährigen Buben ertrunken aus dem Mörnbach gezogen, in ihrer Verzweiflung zur Altöttinger Marienkapelle gebracht und nach innigem Gebet unversehrt zurückerhalten hatte.
Dieses und weitere Wunder ließen das bereits seit der Karolinger Zeit als Königspfalz und Reliquienheiltumsstätte bedeutende Ötting zu einem Wallfahrtsort aufblühen, der einer großen Pilgerkirche bedurfte.
"Memento mori"
So erbauten Jörg Perger und Ulrich Häntler an Stelle der spätromanischen Vorgängerbasilika die letzte gotische Hallenkirche Süddeutschlands. Sie gehört bis heute zu den beliebtesten Gotteshäusern Bayerns und der fahlweiße Knochenmann auf seiner Schrankuhr an der Orgelempore ist als "Tod von Eding", geradezu sprichwörtlich geworden. Von einem unbekannten Künstler wahrscheinlich zur Zeit der Pest-Epidemien Anfang des 17. Jahrhunderts aus Lindenholz geschnitzt, richtet seine unerbittlich mähende Sense eine beklemmende "Memento mori"-Mahnung an die Gläubigen.
Salve-Regina-Geläut
In diesem Rahmen den Kunstreichtum der Stiftskirche auch nur anzudeuten ist unmöglich. Man muss sie sich - angefangen von den kostbaren Portalen der Leinbergerschule, über den Licht durchfluteten Hallenraum mit seinem, von eleganten Pfeilern und Diensten getragenen und mit prächtigen Schlusssteinen geschmückten Rippengewölbe, bis hin zu den Plastiken, Epitaphien und Gemälden selbst erschauen. So wirkt auf den Betrachter ein, was Glaube und Kunst mittels der Spendenfreudigkeit der Pilger in fünf Jahrhunderten hervorgebracht haben. Das Salve-Regina-Geläut in den knapp fünfzig Meter hohen Doppeltürmen wurde im August 1963 von der Passauer Firma Perner vor Ort gegossen und gilt mit seinem akkordischen Melodienspiel als von seltener Schönheit.