Zwölfuhrläuten Eggstätt in Oberbayern
72 Meter und nadelspitz ragt die Turmhaube der neugotischen Eggstätter Pfarrkirche St. Georg in den Chiemgauer Himmel. 72 Meter - heißt es hier in der knapp 3.000 Einwohner zählenden Gemeinde - so hoch, wie der Chiemsee tief ist. Dessen Gestade beginnen fünf Kilometer weiter südöstlich.
Eggstätt selbst hat aber auch ein paar Seen zu bieten: seinen Hartsee, seinen Eglsee, den Hof-, Katzen- und Einbessee oder den Liensee.
Uraltes Kulturland
Sie alle gehören zur Eggstätt-Hemhofer-Seenplatte, die seit 1939 Naturschutzgebiet ist - eines der ältesten Bayerns. Dass Eggstätt auf uraltem Kulturland steht, versteht sich in der Nachbarschaft von Bedaium und der Via Julia fast von selbst.
Kein Platz mehr in der Kirche
Die St. Georgskirche wurde in den 1860er Jahren errichtet, weil der ursprünglich romanische, dann spätgotische Vorgängerbau zu klein war, um die wachsende Zahl der Gottesdienstbesucher zu fassen. Deshalb stünden sie im Friedhof herum und würden, so Pfarrer Anton Wiest 1856 in seinem Baugesuch, kaum die Wandlung abwarten, "um sofort dem Wirtshaus zueilen zu können…" Geweiht wurde dann 1872 ein stattlicher, von Strebepfeilern und Gesimsen gegliederter Bau mit eingezogenem Chor und dem mächtigen, im Kern noch romanischen Turm, aus dem vier Glocken schallen.
Neogotisches Kunstwerk
Das fünfjochige Langhaus und das Netzrippen-gezierte Chorgewölbe bilden den stimmigen Rahmen einer neugotischen Innenausstattung, wie sie in ihrer Geschlossenheit nur selten anzutreffen ist. Man wollte dem spätgotischen Stil offenbar so nahe wie möglich kommen, wozu besonders auch die gemauerte Westempore mit ihrer Maßwerksbrüstung, die Figuren und Gesprenge reichen Altäre, die Kanzel und die Fensterrose über dem Westportal beitragen. Die gedämpft farbige Lichtstimmung des Gotteshauses verdankt sich den unverfälscht erhaltenen, 1881 geschaffenen Glasgemälden der Fenster.