Zwölfuhrläuten Freising in Oberbayern
Schon von weitem grüßen die beiden romanischen Türme des Freisinger Mariendoms. Die äußere Schlichtheit des Gotteshauses lässt nicht erahnen, welchen Glanz den Besucher im Inneren erwartet.
Durch das romanische Hauptportal betritt man einen überaus festlichen Kirchenraum, dessen barockes Kleid die Gebrüder Asam zur 1.000-Jahr-Feier der Ankunft des heiligen Korbinian 1724 geschaffen haben. Mit der 2006 abgeschlossenen Renovierung erhielt es seine alte Pracht in frischem Glanz zurück.
Größtes vollständig erhaltenes Renaissancegeläut
Von den beiden für viele Kirchen der Region als Vorbild stehenden Türmen erklingt ein elfstimmiges Geläute ersten Ranges. Es handelt sich um das größte, vollständig erhaltene Renaissancegeläute der Welt: Acht Glocken des 16. Jahrhunderts aus einer Gießerhand. Wolfgang Stecher der Jüngere hat sie 1563 und 1564 sowie 1583 geschaffen. Im Südturm hängt zusätzlich die große Korbiniansglocke. Sie wurde 1724 von Kurfürst Max II. Emanuel gestiftet, wiegt über fünf Tonnen und erklingt im Ton "g".
Glocken statt Kanonen
Wie durch ein Wunder überlebten diese Glocken die Säkularisation 1803. Auch die staatlich verordneten Metallsammlungen des Ersten und Zweiten Weltkrieges wurden ihnen nicht zum Verhängnis, obschon sieben Glocken bereits zum Einschmelzen nach Hamburg gebracht worden waren. 1947 kehrten sie unversehrt an ihren angestammten Platz zurück. 1955 hat man zwei von ihnen an andere Kirchen verliehen und damit das Geläute zerrissen.
Erst nach und nach wurde man sich des einmaligen Glockenensembles wieder bewusst. Die groß angelegte Sanierung des Altbestandes, die Rückführung der verliehenen und der Guss von drei ergänzenden Glocken kam durch engagierte Freisinger Bürger ins Rollen. Seit dem Korbiniansfest 2007 erklingt nun ein Großgeläute von ganz eigenem Klang über die Dächer der alten Bischofsstadt.