Zwölfuhrläuten Obertaufkirchen in Oberbayern
Die Gemeinde Obertaufkirchen mit ihren knapp zweieinhalbtausend Einwohnern liegt – eingebettet in Felder, Wiesen, Hügel und Wald - gut zwanzig Kilometer westlich der Kreisstadt Mühldorf am Flüsschen Ornau. Die Heimatforschung spricht davon, dass die Gegend schon von den Kelten besiedelt gewesen ist und dass eine erste Holzkirche bereits im achten Jahrhundert gestanden haben muss.
Diese Kirche hatte offenbar eine zentrale Stellung als Taufkirche, worauf der ursprüngliche Dorfname Taufkirchen verweist, der erst im Dreißigjährigen Krieg in Obertaufkirchen umgewandelt wurde. Bis zur Säkularisation gehörte die Pfarrei zur Erzdiözese Salzburg und kam 1808 zu München-Freising.
Gelungene Mischung der Stilformen
Die Pfarrkirche St. Martin und Magdalena überrascht den Besucher durch ihre Größe und erstrahlt seit der Außen-, vor allem aber seit der grundlegenden, erst vor wenigen Wochen abgeschlossenen - Innenrenovierung im Gepränge ihrer Stilformen. Vom romanischen Bau aus der Mitte des 12. Jahrhunderts ist etwa ein Rundbogenportal erhalten, aus der Gotik - man hat damals die Kirche um einen Chor erweitert - stammt der untere, quadratische Teil des Turms. 1777 entfernte man die gotischen Rippen, stukkierte die Pfeiler und vergrößerte die Fenster- kurz: man ließ das Rokoko herein.
Sterbeglocke aus dem 15. Jahrhundert
Die jetzt kunstreich restaurierten Altäre stammen alle noch aus dieser Zeit, ebenso die schöne Skulpturengruppe von der Taufe im Jordan und das Orgelgehäuse. Der Neubarock schließlich zog vor 100 Jahren ein, als man die zu klein gewordene Pfarrkirche um einen stattlichen Zentralbau mit reich gemalter Kuppel und neuem Chor erweiterte. Das Jubiläum hat man vor kurzem gebührend gefeiert, natürlich im Klang der fünf Glocken, die alle aus dem 20. Jahrhundert stammen. Die kleine Sterbeglocke aber von Obertaufkirchen wurde 1486 gegossen und ist auf den Ton "h" gestimmt.