Zwölfuhrläuten Reichersbeuern in Oberbayern
In der hügeligen Voralpenlandschaft östlich der Kreisstadt Bad Tölz liegt das Dorf Reichersbeuern. Die katholische Pfarrkirche St. Korbinian mit dem weithin sichtbaren, markanten Turmhelm steht inmitten des noch immer von bäuerlichem Fleiß geprägten Ortes.
Schon seit dem 12. Jahrhundert kann ein Sakralbau durch ein Privileg von Kaiser Friedrich I. urkundlich nachgewiesen werden. Im 13. Jahrhundert wurde wohl eine neue Kirche errichtet, deren romanische Rundbogenfenster man 1974 bei einer Renovierung unter dem Putz entdeckte. Im 15. Jahrhundert entstand ein neuer Chor.
Barockisierung um 1750
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurden die Altaraufbauten erneuert, 1748 kam es zu einer durchgreifenden Barockisierung des Gotteshauses. Der Turm mit seinen romanischen Klangarkaden erhielt statt des Satteldachs seine charakteristische Haube. Die vier Glocken aus dem Jahr 1948, welche in Erding gegossen wurden, schwingen in den Anfangstönen des Salve-Regina. Sie gehören mit der Orgel von 1998 zu den jüngsten Einrichtungsgegenständen.
Seltener Brauch: das Glockenschlagen
In Reichersbeuern hat sich am Fronleichnamstag ein seltener Brauch erhalten: das Glockenschlagen. Nur in wenigen Orten Deutschlands wurde diese alte Läutesitte bis zum heutigen Tag herübergerettet. Während die große Glocke in gewöhnlicher Weise schwingend zum Klingen gebracht wird, werden zwei andere in einem speziellen Rhythmus dazu geschlagen. Dadurch ergibt sich ein unverwechselbares Klangbild. Die Glockenschlager leisten dabei Schwerstarbeit, für Honorat Seybold und Rudi Gehr in St. Korbinian ohne Zweifel eine Ehrensache. Auch die nachfolgende Generation wird an die altüberlieferte Läutetechnik herangeführt. Somit dürfte es gesichert sein, dass man in Reichersbeuern auch in Zukunft von einem besonders feierlichen, außergewöhnlichen Glockenklang überrascht wird.