Zwölfuhrläuten Rosenheim - Heilig Blut in Oberbayern
In der fruchtbaren Ebene zwischen Inn und Moor am südlichen Stadtrand Rosenheims, dem sogenannten Wasen, hatte man um 1500 zur Sühne für einen angeblichen Hostienfrevel eines Einödbauern eine Holzkapelle zu Ehren des leidenden Erlösers errichtet, die bald zur Wallfahrtsstätte wurde.
1508 entstand die spätgotische Steinkirche - heute der Chor des im 17. Jahrhundert erweiterten und barockisierten Gotteshauses.
Spätgotische Pracht
Dort in der zentralen Rundbogennische des Hochaltars findet sich auch das bedeutendste Werk der ohnehin an Kunstschätzen reichen Kirche - die spätgotische Schnitzgruppe der himmlischen Dreifaltigkeit. Ihr Schöpfer ist der Meister von Rabenden, einer der Hauptvertreter oberbayerischer Spätgotik. Der weit über das Land grüßende, sich von Norden gesehen ins Alpenpanorama geradezu reckende Turm erhielt seine barocke Zwiebelhaube Ende des 17. Jahrhunderts. Durch die acht Schallfenster darunter rufen drei Glocken Pfarrkinder und Wallfahrer in ein Gotteshaus, das sich nach der Generalsanierung vor knapp zehn Jahren wieder in seiner ganzen Weihe und Festlichkeit zeigt.
Einem Spinnrad sei Dank
Einem Spinnrad hat die schöne, barocke Pfarr- und Wallfahrtskirche Heilig Blut zu verdanken, dass sie noch steht. In der Säkularisation als entbehrlich eingestuft, war sie 1807 bereits zum Abbruch freigegeben, als der blinde Bauernsohn Georg Obermayer aus Happing, der das Drechslerhandwerk erlernt hatte, ein zerlegbares Spinnrad austüftelte und damit nach München fuhr. Es gelang ihm bei Königin Karoline vorgelassen zu werden, setzte vor ihren und ihrer Hofdamen staunenden Augen das Spinnrad zusammen und schenkte ihr es. Karoline und König Max I. Josef gewährten ihm einen Wunsch; er erbat sich den Erhalt seiner heimatlichen Wallfahrtskirche und wurde, woran heute noch eine Gedenktafel erinnert, zum Retter von Heilig Blut.