Zwölfuhrläuten St. Ottilien in Oberbayern
Wer für den Besuch St. Ottiliens die Eisenbahn wählt, wird doppelt belohnt. Er hat Muse für die malerische, voralpine Hügellandschaft nordwestlich des Ammersees und er steigt an Bayerns "schönstem Bahnhof" aus.
Das ist zwar nur der inoffizielle Ehrentitel des Haltepunkts im Klosterdorf, doch dürfte der frühsommerliche Blumenschmuck neben den Gleisen allfallsige Zweifel zerstreuen.
Stätte der Begegnung
Zudem verweist das Wandgemälde an der Station auf die Bestimmung St. Ottiliens: ein Benediktinermissionar begegnet Menschen verschiedener Völker. Denn benediktinisches Leben mit der Mission zu verbinden war das Ziel des Schweizer Bauernsohns und späteren Beuroner Mönchs Andreas Amrhein, der 1887 den Konvent nahe der seit dem Mittelalter bekannten Wallfahrtsstätte zur heiligen Ottilie gründete .
Dreischiffige Basilika
Um das 1914 zur Erzabtei erhobene Kloster bildete sich ein ganzes Dorf mit Handwerksbetrieben, Landwirtschaft , Gymnasium, Internat, Exerzitienhaus, zwei Museen, Sportstätten, einem bekannten Verlag, Wirtshaus, Feuerwehr und dem Bahnhof. Das Zentrum bildet die Abteikirche zum heiligsten Herzen Jesu. Die 1897–99 errichtete, dreischiffige Basilika kennzeichnet eine in Sichtziegeln gestaltete Zisterziensergotik mit den imposanten Fensterrosen und Muschelkalkbauzier. Den weiten Innenraum sollte man beim Chorgesang der Mönche erleben.
Berühmtes Glockenensemble
Zu den bleibenden Bildern eines Ottilienbesuchs gehört vor allem auch der fast übermächtige, weithin sichtbare, 75 Meter hohe Vierungsturm mit seinem prächtigen Geläute. Es gilt als eines der schönsten und tontiefsten Glockenensembles Süddeutschlands, läutet an Fest- und Feiertagen achtstimmig und wurde 1949 und 1950 von dem berühmten Erdinger Meister Karl Czudnochowsky gegossen.