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Zwölfuhrläuten Kastl in der Oberpfalz

Dass man den mit dunklem "A" gesprochenen Ortsnamen Kastl früher mit "C" wie Castell geschrieben hat, deutet schon auf eine Burg als Ursprung hin.

Von: Georg Impler

Stand: 19.06.2011 | Archiv

Zwölfuhrläuten: Kastl in der Oberpfalz

Und tatsächlich darf sich der heute von knapp zweieinhalb Tausend Bürgern bewohnte Markt im Landkreis Amberg-Sulzbach zu den geschichtsträchtigsten Plätzen der Oberpfalz zählen. Nicht nur, dass hier die älteste Benediktinerabtei des Nordgaus stand, nicht nur, dass der berühmte Ritter Seyfried Schweppermann hier begraben liegt, oder dass die ehemalige Klosterkirche zu den wichtigsten romanischen Bauten Nordbayerns zählt, nein im mächtigen, sechsstöckigen Turm läuten auch einzigartige Glocken. Doch der Reihe nach.

Reichlich Proviant

Das Kloster, gegründet 1098, war ein Zentrum der Hirsauer Reform und strahlte bis St. Gallen und Paderborn aus. Schweppermann hat bekanntlich den späteren Kaiser Ludwig den Bayern in der Schlacht bei Mühldorf gegen Friedrich den Schönen von Habsburg vor der Niederlage bewahrt und dafür nicht wie jedermann ein, sondern zwei Eier Verpflegung bekommen.

"Stürmerin" aus dem 14. Jahrhundert

Die Klosterkirche St. Peter beeindruckt mit ihrer Lage auf einem Jurarücken über dem idyllischen Lauterachtal, mit dem größten Tonnengewölbe rechts des Rheins und - über den Langhausarkaden - mit einem außergewöhnlichen Adels -Wappenfries. Das Geläut schließlich besteht aus vier historischen Glocken, deren größte, die etwas unter drei Tonnen schwere "Stürmerin", 1322 gegossen wurde. Zur Entlastung dieses vielleicht bedeutendsten mittelalterlichen Ensembles Süddeutschlands kamen 2009 drei Glocken dazu, so dass nun ein Septett über die "Toskana der Oberpfalz" schallt. So jedenfalls bezeichnet sich inzwischen die Gegend rund um das idyllische Kastl, dem Ludwig der Bayer vor knapp 690 Jahren das Markrecht erteilt hat. Während eines seiner Aufenthalte starb hier 1319 seine 2-jährige Tochter Anna, deren Schrein wie die Ehrentumba Schweppermanns, in der Vorhalle der Klosterkirche steht.


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