Zwölfuhrläuten Pösing in der Oberpfalz
Am 2. August 896, heißt es stolz in der Ortschronik, taucht zum ersten Mal der Name Pösing auf. In einer Regensburger Urkunde geht es um eine Schenkung des ostfränkischen Kaisers Arnulf von Kärnten an die Pfalzkapelle mit Kollegiatsstift in Roding.
Regensburg? Ostfranken? Kärnten? Roding? Die verwirrende und so gar nicht kleinräumige Welt des frühen Mittelalters!
Naturschutzgebiet Regental-Aue
Die Krone im Wappen weist auf das alte Königsgut Pösing. Das weiße Wellenband versinnbildlicht den Fluss Regen, der das Dorf prägt; der rote Zickzackbalken steht für die tonangebenden Adelsgeschlechter und der Faustkeil dokumentiert die Besiedlung des Gebiets schon vor 100.000 Jahren.
Zwischen Cham und Roding, an der bald vierspurig ausgebauten B 85, liegt einer der ältesten Orte der Oberpfalz. Nur 40 Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt. Es gibt ein Wirtshaus, eine Brauerei, einen Bahnhof, einen Blick hinüber zum Arber und als besondere Attraktivität das Naturschutzgebiet Regental-Aue, eines der artenreichsten in Bayern.
Kuratbenefizium
Aber selbstverständlich hat Pösing auch seine Pfarrkirche, die dem böhmischen Nationalheiligen St. Vitus geweiht ist. Sie hat den alten Beinamen "Kuratbenefizium" beibehalten. Ein Kurat war ein Priester, dem neben dem Amt auch ein Stück Land zur Eigenversorgung überlassen wurde.
St. Vitus mit dem markanten Turm samt Zwiebelhaube und dem rotgedeckten Langhaus ist Mitte des 18. Jahrhunderts neu gebaut worden. Der Innenraum wirkt mit seiner behäbigen, barocken Ausstattung hell und freundlich. Für die gute Nachbarschaft sprechen am Altar auch die beiden weiteren Patrone Böhmens Wenzel und Sigismund.
Während weltliche Verlautbarungen über Vereinsabende oder Hochwasserwarnungen in Pösing noch über Lautsprecher verkündet werden, laden zum Gottesdienst unbeirrt die vier Bronzeglocken am Kirchturm.