Zwölfuhrläuten Töging in der Oberpfalz
Sie muss in einem schlimmen Zustand gewesen sein: die Pfarrkirche St. Bartholomäus in Töging. 1830 schreibt Pfarrprovisor Melchior Gloßner: "In der ganzen Diözese Eichstätt ist vielleicht kein neuer Kirchenbau nötiger und dringender als in Töging. Der Pfarrkirche drohet der Einsturz… die Mauern sind wegen der Feuchtigkeit tief mit Grünspan überzogen und alles Holzwerk morsch."
Nun, da wäre rasches Handeln gefragt gewesen, doch es dauerte tatsächlich über 30 Jahre, bis die neue, im neuromanischen Stil erbaute Kirche geweiht werden konnte.
Kein Geld für Innenausstattung
Das war 1867, vor 150 Jahren. Damals schaute es innen drin noch recht kahl aus: Die barocke Ausstattung der Vorgängerkirche hatte man großzügig entsorgt und die Monstranz war sowieso schon zweimal gestohlen worden. Eine allgemeine Kirchen- und Hauskollekte im Königreich Bayern brachte zwar über 3000 Gulden ein, doch auch das reichte hinten und vorne nicht und so dauerte es noch ein paar Jahrzehnte, bis St. Bartholomäus auch mit der Innenausstattung ihrem bemerkenswerten Standort gerecht wurde.
Eigenwilliger Klang der Eisenglocken
Töging, heute ein Stadtteil von Dietfurt im Altmühltal, ist nur 20 Kilometer vom geographischen Mittelpunkt Bayerns entfernt. Der Ort bildet die Speerspitze der Oberpfalz; nur fünf Kilometer weiter beginnt Oberbayern. Auch nach Mittelfranken und Niederbayern haben die Töginger nicht weit. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich hier ein Menschenschlag gebildet hat, der natürlich nur die guten Eigenschaften aller angrenzenden Kulturkreise in sich vereint.
Vom Turm der Pfarrkirche St. Bartholomäus ist der eigenwillige Klang von vier Eisenglocken im Salve-Regina-Motiv zu hören. Sie wurden in den 30er Jahren von der Firma Ulrich & Weule im thüringischen Apolda gegossen.