BR Heimat







50

2017 Glocken läuten die Weihnacht ein

Es sind nicht die mächtigen Stimmen der ganz großer Dome oder Basiliken, die jetzt die Weihnacht 2017 einläuten, sondern eher die kleineren, bescheidenen in Regionen der Voralpen und Alpen. Vor allem dort sind die Kirchen zu finden, in denen die zentrale Gestalt der Weihnacht eine besondere Rolle spielt: das Christkind, oder liebevoll um ein l ergänzt: das Christkindl.

Von: Regina Fanderl

Stand: 24.12.2017 | Archiv |Bildnachweis

Wallfahrtskirche Christkindl in Steyr | Bild: privat
Wallfahrtskirche Christkindl in Steyr | Bild: privat
Weihnachten 2017: Glocken läuten die Weihnacht ein

Von 50 blühenden Christkindl-Wallfahrten in Europa sind nur noch einige wenige übrig geblieben, aber die Glocken erzählen ihre Geschichten und rühren damit bis heute vielen Menschen ans Herz.

Verehrung des gnadenreichen Jesuskindes

Die Grundbotschaft des Christentums, dass Gottes Wort in Jesus Christus Mensch geworden sei, wurde seit der Gotik immer konkreter verbildlicht - bis hin zum entzückenden Jesuskind, das alle Besucher ins Herz schließen sollte. Die meisten dieser heiligen "Kindlein" begegnen uns heute als Schöpfungen des Barocks, jener Epoche, in der sich Wallfahrten und kirchliche Bräuche besonders reichlich entfaltet haben.

Christkindlkirche St. Peter und Paul in Filzmoos


Während im Mittelalter das stehende, segnende Jesuskind mit der Weltkugel weit verbreitet war, erfreute jetzt das in Frauenklöstern gefertigte Fatschnkindl, eine in Stoffbahnen gewickelte Holzpuppe, die Herzen der Besucher.
In manchen dieser Klöster konnten die Pilger Bilder des Jesuskindes für die private Andacht, oder auch andere Wallfahrtsandenken kaufen, was den Nonnen zusätzliche Einnahmen bescherte. Vor der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts gab es allein in Deutschland um die 100 Wallfahrtsorte zum "gnadenreichen Jesuskind". Heute ist die Verehrung größtenteils in Vergessenheit geraten und lebt mit wenigen Ausnahmen in Bayern, aber hauptsächlich in Österreich weiter.

Weihnachtsläuten der Christkindlkirchen

Im Weihnachtsläuten dieses Jahr erklingen die Glocken der Klosterkirche St. Maria Loreto in Salzburg, der St. Nikolauskirche Hall in Tirol, der Pfarr- und Wallfahrtskirche Filzmoos im Salzburger Land, der Wallfahrtskirche Christkindl in Steyr/Oberösterreich und von der Klosterkirche der Franziskanerinnen von Reutberg im bayerischen Oberland. Einzig im Tiroler Dorf Terfens begegnet uns in der Pfarrkirche St. Juliana das Christkindl auf einem gotischen Wandfresko. Behütet von Maria und von Josef, dem "Hausmann", der die Windeln wäscht und ein "Muas" kocht.

Glocken zur Weihnacht 2017

Steyr

Es kommt nicht oft vor, dass ein ganzer Stadtteil wie eine Wallfahrtskirche heißt und dann auch noch "Christkindl". Aber genau das ist der Fall in der Stadt Steyr in Oberösterreich. Die Legende berichtet, dass der schwerkranke Türmer Ferdinand Sertl zum Beten hinaus in den Wald ging. Eines Tages, um das Jahr 1695, stellte er in die Höhlung einer Fichte ein kleines, wächsernes Jesuskind – in der Hoffnung, von der Epilepsie geheilt zu werden. Und tatsächlich: der Mann wurde wieder gesund. Das sprach sich schnell herum und fortan kamen viele Wallfahrer zu dem Figürchen im Baum. Eine hölzerne Kapelle wurde gebaut, in der die Votivbilder bald doppelt und dreifach übereinander hingen. So entstand, um die Fichte herum, die barocke Wallfahrtskirche "Zum Christkindl im Himmel", eine Rundkirche nach dem Vorbild von Berninis Chiesa Santa della Rotunda in Rom. Doch bei aller Pracht: Mittelpunkt ist das zehn Zentimeter kleine Christkindl in seinem Schrein am Hochaltar. Es hält Kreuz und Dornenkrone in den Händen - die Symbole für die unausweichliche Passion, aber auch die unendliche Liebe.







50