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2018 Glocken läuten die Weihnacht ein

Wallfahrtsorte haben eine besondere Wirkung auf die Menschen. Auch in Bayern gibt es viele Ziele für gläubige Pilger. Besonders beliebt sind die marianischen Gnadenstätten. Das ist leicht zu begreifen: Wer ernsthaft eine Wallfahrt unternimmt, der hat meistens ein gewichtiges Anliegen auf dem Herzen und wer, so heißt es von alters her, könnte in der Not besser helfen als eine Mutter – eben die Gottesmutter Maria?

Von: Regina Fanderl

Stand: 24.12.2018 | Archiv

2018: Glocken läuten die Weihnacht ein

Wie in Bayern haben fast alle katholischen Länder der Welt ihre Marien-Heiligtümer: etwa die Schweiz Maria-Einsiedeln, das katholische Rheinland sein Kevelaer, Polen sein Tschenstochau, Österreich sein Mariazell und natürlich sind da auch noch die berühmten und großen Wallfahrtsorte Fatima in Portugal oder Lourdes in Frankreich

Auch wenn sich die Gründe für eine Wallfahrt im Laufe der Zeit geändert haben, bleibt doch der Gedanke des Unterwegsseins, des Abschaltens vom Alltag und die Ausrichtung auf ein spirituelles Ziel hin unverändert. Die Pilger beten, singen, meditieren, stiften Kerzen oder kaufen sich gottgefällige Andenken. Und: Sie hören ganz bewusst auf die Glocken, die zum Einzug in die Kirche mit dem Gnadenbild läuten. Vor allem die Fuß-Wallfahrer empfinden ihren Klang nach dem langen und beschwerlichen Weg als einen ganz persönlichen, oft zu Tränen rührenden Willkommensgruß.

Marien-Wallfahrtskirchen

Hohenpeißenberg

Seit rund 500 Jahren pilgern die Menschen auf den Hohenpeißenberg. Ihr Ziel ist die als Gnadenbild verehrte, spätgotische Marienstatue in der Gnadenkapelle. Sie stellt Maria mit dem Kind dar und stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die große Wallfahrtskirche mit ihrem weithin sichtbaren Zwiebelturm gilt als Wahrzeichen des Pfaffenwinkels, dieser von reicher klösterlicher Kunst und Kultur geprägten Landschaft.
Statt des stählernen Vierergeläuts aus der Nachkriegszeit, läuten seit ein paar Jahren fünf Glocken aus der Gießerei Perner in Passau. Sie sind auf das erweiterte "Salve-Regina-Motiv" meisterlich gestimmt und machen die hohe Qualitätsstufe der Firma Perner am Ende ihrer traditionsreichen Schaffensperiode hörbar.

Kreuzberg

Viele Wallfahrtskirchen verdanken ihre Entstehung einem Wunder oder einer Erscheinung, jedoch nicht die Wallfahrtskirche "Zu Unserer Lieben Frau" auf dem Kreuzberg im oberpfälzischen Schwandorf. Ihr Ursprung liegt im tiefen Glauben der Bürger, die sich im späten 17. Jahrhunderts ein Gotteshaus erkämpften und der Gottesmutter Maria widmeten. Das Ziel unerwartet vieler Pilger wurde die Kopie eines Marienbildes aus St. Peter in München. Im 2. Weltkrieg völlig zerstört stellt sich das doppeltürmige Marienmünster heute als moderner Kirchenbau mit eigenwilliger Innenausstattung dar. In der Seitenkapelle hängt eine Anti-WAA-Votivtafel mit der Bitte, die Heimat vor der atomaren Verseuchung zu bewahren.
Das kraftvolle, sechsstimmiges Geläut mit leicht herber Klangnote ist vom Kreuzberg bis weit in die Stadt hinein zu hören.

Marienweiher

Marienweiher ist ein beschaulicher, kleiner Ort im Frankenwald zwischen Bayreuth und Hof. Weit über 5000 Frauen, Männer und Kinder aus ganz Franken und Teilen der Oberpfalz pilgern jährlich in das kleine Dorf mit einer der ganz alten Marien-Wallfahrtsstätten. Die gotische Madonna im Altarraum der schönen, barocken Basilika stammt aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.
Das erhabene Geläut der Basilika Marienweiher umfasst fünf Glocken aus verschiedenen Epochen, die sich im erweiterten "Salve-Regina-Motiv" zu einem vollen und warmen Klang zusammenfügen. Die größte Glocke wiegt rund 3000 Kilogramm und wurde im Jahr 1820 von Georg Michael Keller in Bamberg gegossen.

Bogenberg

Die Wallfahrtskirche "Heilig Kreuz und Mariä Himmelfahrt" auf dem 432 Meter hohen Bogenberg nahe der niederbayerischen Stadt Bogen ist eine wichtige katholische Wallfahrtsstätte im Bistum Regensburg. In der Vorhalle des spätgotischen Baus berichtet eine Steintafel, dass im Jahr 1104 das Gnadenbild der Muttergottes auf der Donau angeschwemmt und  von Graf Aswin von Bogen in seiner Schlosskapelle aufgestellt wurde. Es ist genau festgehalten: Um 1530 kamen zeitweise bis zu 15.000 Pilger täglich auf den Heiligen Berg Niederbayerns.
Bis heute ist er ein spirituelles Ziel, dazu läuten seit der Mitte des 17. Jahrhunderts fünf Glocken, die der Regensburger Georg Schelchshorn gegossen hat.

Maria Ehrenberg

"Suchst du Trost in bangen Stunden, geh zum heil'gen Berg hinauf. Wo so viele Trost gefunden, nimmt auch dich Maria auf." Diese tröstlichen Worte empfangen den Pilger an der langen Treppe zur Wallfahrtskirche Maria Ehrenberg in der unterfränkischen Rhön. Die Pilger verehren Maria in der Gestalt einer spätgotischen Madonna als die "Mutter der Barmherzigkeit" und die "Königin des Friedens" – was angesichts der Lage der Kirche mitten im Truppenübungsplatz Wildflecken besondere Brisanz hat. Sie ist nur an bestimmten Tagen über Panzerstraßen und staubige Pisten erreichbar.
Trotzdem folgen immer wieder viele Menschen dem Ruf der sechs Glocken vom freistehenden Turm. Die drei großen wurden 2001 von Perner in Passau gegossen, die drei anderen von Engelberg Gebhard in Kempten in den Nachkriegsjahren.

Tuntenhausen

Schon von weitem grüßt die majestätische Basilika Mariä Himmelfahrt die Wallfahrer, die alljährlich zu Tausenden durchs Aiblinger Land hin zur "Mächtigen Jungfrau" ziehen. Die ersten Pilger sind für 1315 überliefert. Im 16. Jahrhundert zählte Tuntenhausen zusammen mit Altötting und Andechs zu den drei größten bayerischen Gnadenstätten. Im prachtvollen Gnadenaltar hat der Hofkistler Maria ganz ins Zentrum gerückt - das Kind auf dem Schoß, thront sie unter dem goldenen Baldachin.
Im mächtigen Doppelturm hängen fünf Glocken, wobei die größte und die mittlere wertvolle historische Exemplare von 1878 von Johann Grassmayr in Innsbruck darstellen. Die drei anderen ergänzte 1949 Karl Czudnochowsky in Erding.

Maria Steinbach

Die barocke Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Steinbach im Unterallgäu ist eine der bekanntesten Pilgerstätten im schwäbisch-bayrischen Raum. Das Gotteshaus gehörte bis zur Säkularisation zum benachbarten Prämonstratenser-Kloster Rot an der Rot und gilt als Kleinod des Rokoko. Seit über 500 Jahren gehen gläubigen Menschen den Weg hinauf, verehren dort ein Kreuzpartikel und eine Statue der Schmerzhaften Muttergottes, von der man glaubte, dass sich ihre Augen bewegen und verfärben.
Das Wallfahrtsgeläut vollbringen sechs Glocken, die 1952 von Rudolf Perner in Passau gegossen wurden. Ihre Töne bilden ein Motiv mit der Bezeichnung "Griesbacher'sches Idealsextett". Nach fachmännischem Urteil gehört das Steinbacher Geläut zu den schönsten des Allgäus.


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