2019 Glocken läuten die Weihnacht ein
Es sind die Glocken von fünf bayerischen Kirchen, die heute die Weihnacht einläuten. Sie stehen in Tutzing, Würzburg, Weiden, Memmingen und Passau und sind dem heiligen Josef geweiht. Dazu gesellt sich, ganz am Schluss, die Kirche St. Josef von Algund in Südtirol. Allesamt erinnern sie mit ihrem festlichen Geläut an den Mann, der aufgrund des Vaterschaftsproblems in unseren Krippen oft im Hintergrund bleibt. Doch Josef wird hochverehrt.
Der Zimmermann ist der Ziehvater Jesu, Schutzpatron der Arbeiter und Handwerker. In den Evangelien wird geschildert, wie Josef sich um seine Verlobte Maria und ihr Kind kümmert, wie er sich ihrer bei der Flucht nach Ägypten annimmt und schließlich in Nazareth niederlässt. Josef ist nicht reich, aber er stammt aus dem Haus Davids, aus dem der Messias hervorgehen soll. Seine ihm zugedachte Rolle trägt er mit Würde. Matthäus nennt den liebenswürdigen alten Mann einen Gerechten und beschreibt, wie er die im Traum erfahrenen Aufträge Gottes ohne Zögern erfüllt. Josefs Attribute sind die Lilie, die Taube oder auch das Winkelmaß. Und oft trägt er das Kind auf dem Arm, dessen Geburt wir heute feiern.
St. Joseph in Tutzing
Die Pfarrkirche St. Joseph in Tutzing steht auf einer Anhöhe über dem Starnberger See und ist mit ihren zwiebelbekrönten Doppeltürmen zu einem weithin sichtbaren Wahrzeichen des Ortes geworden. Sie wurde vor 90 Jahren gebaut, weil die alte Kirche so gar nicht mehr den Bedürfnissen einer Gemeinde entsprach, die sich gerade vom Fischerdorf zum gefragten Wohnort entwickelte.
Dank großer Spendenbereitschaft entstand ein schlichter, neubarocker Bau, dessen Dreiecksgiebel eine dreieinhalb Meter hohe Figur des Kirchenpatrons St. Joseph mit dem segnenden Christuskind schmückt. Der Ziehvater Jesu findet sich auch auf der Anbetungsszene mit den Heiligen Drei Königen am Hochaltar wieder und in einer lebendigen Holzskulptur am rechten Seitenaltar.
Das prächtige, sechsstimmige Tutzinger Bronzegeläut ist weit über den See zu hören. Die Glocken stammen aus der Gießerei Bachert und sind als Zeichen "klingender Ökumene" auf die Glocken der nahen evangelischen Christuskirche abgestimmt.
St. Josef in Würzburg-Grombühl
Auch vom 52 Meter hohen Turm der zweitgrößten Kirche Würzburgs, der katholischen Pfarrkirche St. Josef im Stadtteil Grombühl, tönt ein mächtiges Geläute. Die Gießerei Otto in Bremen lieferte das fünfstimmige Meisterwerk 10 Jahre nach Kriegsende. Es steht mit seinen Ausmaßen in einem angemessenem Verhältnis zum 65 Meter langen Gotteshaus, das um 1900 als dreischiffige Basilika mit Querschiff im neugotischem Stil entstand. Dem Kirchenpatron Josef, der in Grombühl konkret noch den Beinamen "Bräutigam" trägt, also der "Maria Verlobte", ist ein im Renaissancestil gestalteter Flügelaltar geweiht. Der Aufsatz zeigt die Flucht der heiligen Familie nach Ägypten.
St. Josef wurde bei der Bombardierung Würzburgs stark in Mitleidenschaft gezogen. Vor allem der Turm war schwer getroffen. Wenn nun dort die Glocken läuten, dann mahnen sie nicht nur an Weihnachten zum Frieden.
St. Josef in Weiden
Die Pfarrkirche St. Josef von Weiden in der Oberpfalz entstand ungefähr zur gleichen Zeit wie die Würzburger Josefskirche. Die Architektur ist hier dem romanischen Baustil nachempfunden, doch die Ausgestaltung im Inneren glänzt im schönsten Jugendstil. Diesem Gegensatz verdankt das Gotteshaus seine eigenartige Faszination. Der hohe, weite Raum mit den wuchtigen Pfeilern, den großen Bögen und dem blauen glitzernden Deckengewölbe hat eine ganz eigene, unvergleichliche Atmosphäre. Der Kirchenpatron Josef hat seinen herausragenden Platz in der Apsis. Sinnierend blickt er zum Altar hinunter. Ein bärtiger, einfacher Mann mit dem sich die vielen Arbeiter, die Ende des 19. Jahrhunderts zugezogen sind, sicher identifizieren konnten.
Die beiden Türme der Weidener Josefskirche beherbergen eines der größten Geläute der Oberpfalz. Es ist im As-Dur-Akkord gestimmt und besteht aus sechs Glocken. Fünf davon stammen aus der Gießerei Otto in Bremen und feiern heuer ihren 60. Geburtstag. Eine sechste wurde im Jahr 1900 bei Max Gugg in Straubing gegossen.
St. Josef in Memmingen
Niederbayerische Klänge sind auch von den beiden Türmen der Stadtpfarrkirche St. Josef in Memmingen zu hören. Die sechs Bronzeglocken wurden im Jahr 1988 bei Perner in Passau gegossen und ihr Geläute gilt als eines der schönsten und tontiefsten im Allgäu. Es passt gut zu dem trutzigen Backsteinbau der Kirche, der mit seinen dicken und hohen Mauern einer mächtigen Burganlage gleicht. Als "Kirche für das Volk" wurde sie 1929 ganz bewusst dem heiligen Josef geweiht. Der Arbeiter - und Handwerkerpatron begegnet uns in dem 100 Meter langen, lichtdurchflutenden Langhaus ganz vorne im Hochchor. Die schönen Fresken zeigen Szenen aus dem Lebens des Josef: seine Hochzeit mit Maria, im Stall von Bethlehem oder Josefs Traum.
Auch eine der Glocken, die in feierlich-ernster Moll-Stimmung läuten, ist dem Ziehvater des Christuskindes geweiht.
St. Josef in Passau
So harmonisch läuten die vier Glocken der Pfarrkirche St. Josef im Passauer Stadtteil Auerbach. Der gedrungene, mittelalterlich wirkende Granitbau wurde um das Jahr 1927 nach Plänen des renommierten niederbayerischen Baumeisters Michael Kurz betont schlicht gebaut. Im Mittelpunkt der Kirche steht das Wandfresko des Chores von Albert Burkart. Die Bilder links und rechts eines großen Kreuzes zeigen zwei Szenen aus dem Leben des Kirchenpatrons: die Geburt Christi und die Flucht nach Ägypten.
Josef hat wohl die Hand über diese Kirche gehalten, denn das Geläut im mächtigen Chorturm ist eines der ganz wenigen, die vollständig aus der Zwischenkriegszeit erhalten geblieben sind. Sie wurden zwar 1942 abtransportiert, aber nach dem Krieg auf dem Hamburger Glockenfriedhof wieder aufgefunden. So kehrten sie unversehrt nach Auerbach zurück, wo sie bis heute als harmonisch gestimmtes Idealquartett ihren Dienst tun.
St. Joseph in Algund / Südtirol
Zum Schluss läuten auch noch Südtiroler Glocken die Weihnacht ein. Sie hängen im markanten Turm der St. Josephskirche im Algund, westlich von Meran. Das in seiner Grundstruktur sechseckige Gebäude, Ende der 60er Jahre gebaut, zählt zu den schönsten und modernsten Sakralbauten im Alpenraum. Ein auf die Breite ausgerichteter Kirchenraum lässt die Besucher näher an den Altar rücken. Deckenhohe bunte Glasfenster vermitteln gleichermaßen Wärme wie Luftigkeit und sind voller Symbolik. In Algund ist Josef der Beschützer der heiligen Familie. Überlebensgroß und in Marmor gemeißelt steht er da, legt die Arme schützend um Maria, die das gleiche mit dem Christkind tut.
Der 70 Meter hohe, bleistiftspitze und schindelgedeckte Turm ragt filigran hinauf in den Himmel des Burggrafenamtes, und fast möchte man meinen, er könnte Schaden nehmen am Gewicht der sechs Glocken, von denen drei aus der Gießerei Brighenti in Bologna und drei von Czudnochowsky in Erding stammen. In grenzübergreifender Harmonie schicken sie einen ausdrucksvollen Klang ins Land.