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Weitgereiste Geschwister "Familientreffen" in der Natur

Auch bei Flora und Fauna in unseren Wäldern und Parkanlagen sind "Familientreffen" mit weitgereisten Verwandten angesagt. Hier treffen sich Geschwister aus Asien oder Amerika – zum Beispiel bei den Marienkäfern, bei den Kastanien oder auch den Himbeeren.

Von: Andreas Modery

Stand: 21.05.2024

Unterschiedliche Marienkäfer auf einem Blatt | Bild: picture-alliance/dpa

Marienkäfer ist nicht gleich Marienkäfer. Etwa 80 verschiedene Marienkäferarten gibt es in Deutschland – die bekanntesten sind wohl diese drei: der Zweipunkt-Marienkäfer, der Siebenpunkt-Marienkäfer und der Asiatische Marienkäfer.

Ein asiatischer Marienkäfer

Der hellrote bis gelbliche asiatische Käfer besitzt viele Punkte und ein "M" auf dem Halsschild. Dieser asiatische Vertreter breitet sich seit 2002 rasant in Deutschland aus. Sie stammen ursprünglich aus Asien und sollten hier zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden.

Die Marienkäfer werden weniger

Allgemein haben wir ja mit einem riesigen Insektenschwund zu tun, das betrifft auch den Marienkäfer. Aber es ist auch so, dass die Anzahl der Käfer von Jahr zu Jahr schwankt und ihr Vorkommen immer auch von der jeweiligen Jahreszeit abhängt.

Krieg unter den Käfern

Der asiatische Käfer mag unsere Käfer nicht leiden – vor allem den einheimischen Zweipunkt-Marienkäfer. Der asiatische Vielpunkt-Marienkäfer frisst die Eier und Larven vom Zweipunkt-Käfer und hat dabei einen großen Appetit. Er vermehrt sich auch häufiger als der Zweipunkt-Käfer. Somit dezimiert er die Population des Zweipunkt-Käfers.

Das ist beim Siebenpunkt-Marienkäfer nicht der Fall. Es gibt allerdings auch bestimmte Pilze und Parasiten, die die asiatischen Käfer befallen und dadurch einen sehr hohen Bestand auch wieder regulieren. Übrigens: Für Vögel, Frösche, Wespen, Laufkäfer, Libellen, Eidechsen oder Spinnen sind sie ein willkommener Happen.

Heimische Marienkäfer

Zweipunkt-Marienkäfer auf einem Grashalm

Noch in den 1970er-Jahren war der 2-Punkt-Käfer die häufigste Art in Deutschland, aber heute wird dieser Käfer immer seltener. Die Zahl sieben gilt seit jeher als Glückszahl. Der Siebenpunktkäfer ist damit ein beliebtes Glückssymbol auf Glückwunschkarten. Wer in seinem Garten keinen Siebenpunktkäfer mehr findet, kann in Wäldern nach ihm Ausschau halten. Dort hält er sich gern an Pflanzen mit Schildlausbefall auf.

Kastanienblüte eröffnet die Biergartensaison – die Schwester verzaubert jeden Park

Eine Rosskastanie

Spätestens wenn die Rosskastanie blüht, beginnt in Bayern die offizielle Biergarten-Saison! Und so gehört zu jedem Biergarten diese Baumart definitiv dazu. Um das zu verstehen, müssen wir ins 16. Jahrhundert zurückgehen. Um das Bier auch im Sommer lagern zu können wurden tiefe Bierkeller bzw. Gewölbe angelegt. Zur weiteren Abkühlung des Lagers wurde Kies auf den Boden gestreut und Kastanienbäume gepflanzt. Weil die „Gemeine Rosskastanie“ schnell wächst, durch ihre großen und breiten Blätter viel Schatten spendet und zudem extrem flach wurzelt, blieben die Kellergewölbe vom Wurzelwerk unbeschadet. Ein solch kühles Plätzchen unter einem bis zu 36 Meter hohen Baum fordert einen jeden Wirt doch gerade auf für seine Gäste Tische und Stühle aufzustellen.

Zu groß für die Grünanlage

So schön die Rosskastanie ist, als Straßen- und Parkbaum ist sie einfach zu groß. Da erinnerte man sich an die „rote Schwester“ aus Amerika! Man holte ein paar Exemplare von dort, kreuzte sie und somit entstand die „neue Rosskastanie“ mit dem Namen Aesculus x carnea „Briotii“.

Eine fleischrote Rosskastanie

Im Volksmund hat sie den Namen „fleischrote Rosskastanie“ bekommen, was aber tatsächlich irreführend ist. Es handelt sich ja um eine Züchtungsform der gewöhnliche Rosskastanie mit der nordamerikanischen Roten Rosskastanie. Diese Schwester bildet im Herbst kugelige Früchte, die aber glatt und kaum bestachelt sind. Seit 1858 ist dieser Baum im Handel. Natürlich war die rote Kastanie zunächst dem Geldadel vorbehalten, aber bald erkannt man die so genannte „Wohlfartswirkung“ dieses Baumes: Schnelles Wachstum, hervorragender Schattenspender, und als hervorragende Bienenweide. Mittlerweide ist diese Rosskastanien in jeder Stadt und Gartenanlage zu finden Da es sich bei Aesculus x carnea „Briotii“ um eine veredelte Zuchtform handelt, gelingt eine Vermehrung aus Samen oder Stecklingen nie!

Die Hirschkuh lässt grüßen

Eine heimische Himbeere

Als Beere der Hirschkuh – im bayr.-österreichisch, schwäbisch als Holbeere bekannt – bezeichnete man früher die roten, süßen Beeren. Den deutschen Trivialname „Himbeere“ bekam - durch Lautangleichung hervorgegangen aus der althochdeutschen Bezeichnung (Hintperi) – das wiederum leitet sich aus der altnordischen und angelsächsischen Vokabel hind (Hirschkuh) ab, bedeutet also „Beere der Hirschkuh“.

Da ist die Beere "daheim"

Sie blühen und fruchten im zweiten Jahr und sterben nach der Fruchtreife ab. Die dünnen, weichen Stacheln dienen nicht dem Klettern – sondern als Schutz vor Fressfeinden. Die wilde Himbeere ist in ganz Europa zuhause. Gerne wird sie auch als Waldpionier bezeichnet, da sie auf kahlen Waldflächen – bedingt durch Sturm oder Holzeinschlag auftritt. Man findet sie meist an sonnigen bis halbschattigen Standorten, zum Beispiel auf Waldlichtungen und an Waldrändern.

Eine weiße Zimthimbeere

Seit mehr als einem Jahrzehnt findet wir in unserer Fauna auch die nord-amerikanische Schwester: Die Nutka-Himbeere oder früher auch als Weiße Zimthimbeere (Rubus parviflorus) bezeichnet. Die Rinde ist anfangs spärlich behaart, später verkahlend und besitzt Drüsen. Im Gegensatz zu unserer heimischen Himbeere hat die Nutka-Himbeere keine Stacheln.

Ihre Blüten und Blätter sind viel größer als bei den meisten anderen Beeren-Arten. Und sonst: Große Blüte – kleine, nicht besonders saftige und sehr leicht zerfallende Früchte. Fazit: Sie schmecken fast so gut wie unsere heimischen Himbeeren – aber nur fast!


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