Landtagswahl Oberfranken wählt Schwarz
Auch in Oberfranken liegt die CSU vorne, doch die Partei musste auch Verluste hinnehmen: Der Hofer CSU-Abgeordnete Alexander König wurde für die "Kamera-Affäre" abgestraft. Und Genossin Inge Aures (SPD) holte einen Achtungserfolg.
Alexander König behält zwar sein Direktmandat, muss allerdings deutliche Einbußen von 7,5 Prozent hinnehmen. König, der auch Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Fraktion ist, hat mit der sogenannten "Kamera-Affäre" kurz vor der Wahl für Negativschlagzeilen gesorgt: Den Kauf von insgesamt fünf Fotokameras über die sogenannte "Technikpauschale" kreideten ihm die Wähler offenbar an.
Insgesamt kommt der CSU-Landtagsabgeordnete noch auf 40 Prozent. Dagegen legt sein wichtigster Gegenkandidat, der SPD-Bürgermeister Klaus Adelt aus Selbitz, deutlich zu. Er kann sich über 33,6 Prozent der Erststimmen freuen. Ein Plus von über 9,7 Prozent. Damit zieht Adelt voraussichtlich über die Liste in den Landtag ein. Damit hätte Hof wieder zwei Abgeordnete in München.
CSU-Erfolg in Coburg
Wegen der Verwandtenaffäre unter Erklärungsdruck geraten war der Coburger CSU-Kandidat Jürgen W. Heike. Der Rechtsanwalt hatte für bestimmte Tätigkeiten Mitarbeiter von Anwaltskanzleien angeheuert, an denen er selbst beteiligt, oder für die er freiberuflich tätig war. Der Oberste Rechnungshof hatte das in seinem jüngsten Prüfbericht als rechtlich zulässig, aber "problematisch" bezeichnet. Die Wähler störte es nicht: Jürgen W. Heike vereinte 41,8 Prozent der Erststimmen auf sich – nur knapp eineinhalb Prozentpunkte weniger als bei der Wahl 2008.
Ehemaliger Rechtsextremist im Stimmkreis Kronach-Lichtenfels
Im Stimmkreis Kronach-Lichtenfels kam der CSU-Kandidat Jürgen Baumgärtner dem vorläufigen Endergebnis zufolge auf 48,3 Prozent. Der 40-Jährige konnte sich gegen seinen SPD-Konkurrenten Ralf Pohl durchsetzen, der 24,2 Prozent der Erststimmen erlangte. Bei der vergangenen Landtagswahl holte die CSU mit Christian Meißner im Stimmkreis Kronach/Lichtenfels bei der Erststimme noch 50 Prozent. Christian Meißner ist jedoch inzwischen Landrat in Lichtenfels und trat nicht mehr als Kandidat für den Stimmkreis an. Vor den Landtagswahlen wurde bekannt, dass Jürgen Baumgärtner in seiner Jugend ein Rechtsextremist war. In einem Zeitungsinterview erzählte er, dass er auch bei den Rudolf-Heß-Gedenkmärschen in Wunsiedel mitgemacht hatte. Außerdem habe er der verbotenen rechtsextremen "Hilfsorganisation Nationaler Gefangener" angehört. Von diesem rechtsextremen Gedankengut distanziert sich Baumgärtner inzwischen.
Keine Überraschung in Bamberg
Den Stimmkreis Bamberg-Land gewann wie bereits 1998, 2003 und 2008 der CSU-Mann Heinrich Rudrof. Seit 1996 ist der 58-Jährige Mitglied des Bayerischen Landtags. In der Verwandtenaffäre im Bayerischen Landtag machte Rudrof wegen der Anstellung seiner Ehefrau von sich Reden. Geschadet hat ihm das aber offenbar nicht. Er holte bei dieser Landtagswahl mehr Stimmen als bei der von 2008.
Im Stimmkreis Bamberg-Stadt konnte sich Melanie Huml (CSU) gegen ihren Konkurrenten Felix Holland von der SPD durchsetzen. Die 38-jährige Staatssekretärin ist in Bamberg geboren und aufgewachsen. Bereits 2008 gewann sie als Direktkandidatin, heuer holte sie 47,8 Prozent der Erststimmen. Melanie Huml gehört neben ihrer Tätigkeit im Landtag und im Staatsministerium seit 2008 auch dem Bamberger Stadtrat an.
CSU-Verluste nach Kandidatenaustausch in Forchheim
In Forchheim hat am Ende doch Michael Hofmann von der CSU das Rennen gemacht. Er holte sich das Direktmandat mit 37,36 Prozent der Stimmen. Für die Christsozialen bedeutet das einen Verlust von 5,32 Punkten. Hofmann war kurzfristig als Kandidat für den Stimmkreis Forchheim eingesprungen, nachdem sein Vorgänger Eduard Nöth bereits im Frühjahr wegen zwei Affären kräftig ins Straucheln geraten war.
Zunächst wurde bekannt, dass Nöth den Stimmkreiskandidaten der Freien Wähler, Thorsten Glauber, von einem Foto wegretuschieren ließ. In der Verwandtschaftsaffäre wurde dann auch noch bekannt, dass der Abgeordnete seine Frau und seine beiden Töchter als geringfügig Beschäftigte eingestellt hatte. Ihnen wurde jeweils zwischen 250 und 400 Euro gezahlt. Daraufhin zog Nöth seine Kandidatur für die Landtagswahl zurück. Die CSU musste in kürzester Zeit einen neuen Kandidaten finden und setzte auf den Rechtsanwalt Michael Hofmann, den Sohn des ehemaligen Landtagsabgeordneten Walter Hofmann.
Thorsten Glauber von den Freien Wählern war sein schärfster Konkurrent und erreichte 26,38 Prozent, ein Plus von drei Prozentpunkten. Damit erweist sich der Stimmkreis Forchheim wie bereits vor fünf Jahren als Hochburg der Freien Wähler. Thorsten Glauber lag klar vor SPD-Kandidat Reiner Büttner, der 14,65 Prozent holte.
Knochen für die CSU
Auch der neu geschaffene "Hundeknochen"-Stimmkreis Kulmbach und Wunsiedel geht an die CSU: Martin Schöffel konnte 44,7 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Schöffel hatte bei der Landtagswahl 2008 noch im eigenständigen Stimmkreis Wunsiedel gewonnen. Aber auch SPD-Kandidatin Inge Aures schaffte nach den vorläufigen Zahlen einen Achtungserfolg: Sie kam auf 30,5 Prozent der Erststimmen und lag damit deutlich vor dem bayernweiten Ergebnis der Genossen.
Im Zuge einer Stimmkreisreform waren die bisher selbstständigen Stimmkreise Wunsiedel und Kulmbach zusammengelegt worden: Oberfranken hat wegen sinkender Bevölkerungszahlen ein Direktmandat verloren, das den Oberbayern zugeschlagen wurde. Die damalige CSU-Kandidatin, Gudrun Brendel-Fischer, ist nun im Stimmkreis Bayreuth als Direktkandidatin angetreten und bekam 42,7 Prozent der Erststimmen. Sie tritt hier die Nachfolge von Walter Nadler an, der viermal in Folge den Stimmkreis direkt gewinnen konnte, aber nicht mehr angetreten war.
Franken-Malus?
Der Bayreuther SPD-Direktkandidat Christoph Rabenstein äußerte im BR-Interview seine ganz eigene Theorie, warum die CSU vor fünf Jahren die absolute Mehrheit verloren und nun zurück gewonnen hat: Die Bezirkszugehörigkeit.
"Die Oberbayern wählen keinen Franken als Ministerpräsidenten aber die Franken wählen sehr wohl einen Oberbayern."
SPD-Direktkandidat Christoph Rabenstein
Rabenstein sagte im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk weiter, er sei froh, dass die FDP nicht mehr im Landtag dabei sei. Gleichzeitig tue ihm aber Thomas Hacker leid, der als Fraktionsvorsitzender keine schlechte Arbeit geleistet habe.