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Mythos BWL-Studium Notlösung oder Traumstudium?

Ist BWL ein Ticket zur Karriere? Wirtschaftsfächer stehen bei Studienanfängern weiter hin ganz oben. Rund ein Drittel der Studiengänge hat einen NC. Er kann je nach Hochschule stark schwanken, häufig liegt er zwischen 1,5 und 2,5.

Von: Monika Haas

Stand: 23.08.2017

Massenfach BWL: Notlösung oder Traumstudium?

Jeder Fünfte in Deutschland studiert Betriebswirtschaft an einer der über 300 Hochschulen, Fernhochschulen und Akademien. (Stand: 2015) Rückblickend gab es 2015 gab schon so viele BWL-Absolventen wie noch nie. 40000 Bachelor- und Masterstudenten haben ihren Abschluss gemacht. Die Studiengänge der Wirtschaftswissenschaften öffnen ein breites Berufsfeld. Ob Einzelhändler oder Start-Up Gründer, Unternehmensberater, Banker oder Konzernmanager - das Wissen strategisch wirtschaftlich und nachhaltig ein Unternehmen zu führen wird geschätzt. Laut Umfragen haben die BWL-Studierenden schon früh im Masterstudium eine klare Vorstellung davon, in welchem Bereich sie einsteigen wollen.

Wege in den Job

Personalchefs großer Konzernen interessieren sich dafür, an welchen Universitäten die Bewerber studiert haben. Der Ruf der Hochschule zählt. Bei regionalen Unternehmen punkten eher Absolventen mit Bezug zur Region. Neben guten Noten zählt Berufserfahrung durch Praktika oder Auslandaufenthalte. Besonders gefragt für international aufgestellte Unternehmen sind interkulturelle Kompetenzen und Spezialwissen über eine Region, das über reine Sprachkenntnisse hinausgeht. Firmenkontaktmessen helfen, erste Verbindungen zu potentiellen Arbeitgebern knüpfen.

BWL plus ...

Im Vordergrund, Winräder, im Hintergrund ein Braunkohlekraftwerk | Bild: picture-alliance/dpa

BWLer entscheiden: Was ist nachhaltig und wirtschaftlich?

Kombistudiengänge, wie zum Beispiel BWL/Jura oder Ingenieurswissenschaften/BWL oder BWL/Tourismus haben Konjunktur. Allerdings warnen Experten davor, zu hohe Erwartungen an spezialisierte BWL und MBA Abschlüsse wenig renommierter privater Hochschulen zu stellen. Der Wert eines solchen Studienganges hängt von der Reputation der Hochschule ab. In Zukunft dürfte es schwieriger werden, in einem Traumjob zu landen. Besonders in den Bereichen Marketing und Personalentwicklung wächst die Konkurrenz. Hier kommen zunehmend Geisteswissenschaftler oder Psychologen zum Zug. Ausserdem drängen immer mehr Ingenieure mit MBA Abschlüssen in die Industrie.

Betriebswirtschaftlehre in der Kritik

Schlagzeilen über exorbitante Managergehälter und Bonizahlungen begleitet von Massenentlassungen, Umweltzerstörung und Profitgier der Manager haben den Ruf der Betriebswirtschaftlehre beschädigt. Kritiker werfen ihren Vertretern zu wenig Wissenschaftlichkeit vor.

"Die betriebswirtschaftliche Ausbildung gleicht einer Gehirnwäsche: Sie bestärkt den Business-Nachwuchs in seiner Gier. »Eigennutz ist rational«, lautete das Credo meiner Lehrpläne."

Benedikt Herles, Associate, e.ventures

Benedikt Herles studierte an der Universität München und der WHU Otto Beisheim School of Management. An der EBS Universität für Wirtschaft und Recht in Wiesbaden promovierte er über irrationale Aspekte in der Entstehung ökonomischer Werte. Danach arbeitete er in mehreren Unternehmen der Consulting-Branche. Heute ist er Associate in einer Investmentfirma, die sich weltweit für innovative Consumer-Internet-Projekte einsetzt. In seinem Buch "Die kaputte Elite" kritisiert er die Business Schools und verantwortungslose Technokraten. Er spricht, „von angepassten Führungskräften und ängstlicher Bullshit-Rhetorik.“ Benedikt Herles liefert ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit, echte Kreativität und viel mehr Mut in Unternehmen.

Buchtipp:

Benedikt Herles, Die kaputte Elite - Ein Schadensbericht aus unseren Chefetagen, Knaus Verlag, München 2013.

Gegen den Strom

BWL-Studierende an der Universität Mannheim haben sich der weltweit organisierten  studentischen Initiative „enactus“ angeschlossen. Ziel der Studierenden ist es, theoretisches Wissen aus der Universität mit der Wirtschaft der Metropolregion Rhein-Neckar zu verbinden. Ihre Vision ist es, jedem Menschen eine hohe Lebensqualität zu ermöglichen. Deshalb arbeiten die Studierenden von „enactus“ Hand in Hand mit benachteiligten Menschen zusammen und fördern soziale und umweltrelevante Projekte. Als studentische Unternehmer leisten sie Hilfe zur Selbsthilfe. Über den Projektzeitraum stellen die Studierenden ihre Projektpartner auf eine eigene wirtschaftlich tragfähige Grundlage.

Wo Betriebswirtschaftlehre studieren?


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