Roider Jackl Förster und Flughafengegner
Mit 98 Zentimetern Brustumfang bei 172 cm Körpergröße erfüllt Jakob Roider die körperliche Grundvoraussetzung locker, als er 1938 amtsärztlich untersucht wird. Auch sonst bescheinigt das Gesundheitszeugnis dem damals 32-jährigen Anwärter für den mittleren Außendienst: "Störungserscheinungen wie Blutarmut: fehlen", "Bettnässen: fehlt".
Jakob Roider beendet seine Försterausbildung zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Es ist das Jahr 1939, der Zweite Weltkrieg beginnt. Für Roider heißt das Uniform statt Förstermantel – er muss als Ausbilder in die Wehrmacht einrücken und bis 1945 mit dem Forstdienst warten. Aber dann gibt es kein Halten mehr. Ganze 22 Jahre lang, bis zur Pensionierung 1967, führt Jakob Roider ein Doppelleben als Förster und viel beschäftigter Gstanzlsänger.
Försterlogik
Als Gstanzlsänger nimmt der Förster Roider auch den eigenen Berufsstand immer wieder aufs Korn. So erklärt er 1959 bei der Bayerischen Forstvereinstagung in Würzburg dem anwesenden Fachpublikum, es gebe doch sehr wenige Forstbeamte, die nicht über ihren Vorgänger schimpften: "Bei uns hat zum Beispiel ein Revierförster, wie er im Juni den Bezirk übernomma hat und ein Teil der Frühjahrskulturen durch Spätfrost vernichtet war, gsagt: 'Wenn mein Vorgänger die Kulturen einzäunt ghabt hätt, wärns ja net erfrorn.'"
Der Humorist kann auch richtig grantig werden. Als Anfang der 70er-Jahre die Planung für den neuen Münchner Flughafen beginnt, hört für Jakob Roider der Spaß auf. "Wer glaubt, dass es auf dieser Welt gerecht zugeht, ist für mich ein Rindviech. Und wer glaubt, dass dieser Flughafen in dieses Gebiet muss, ist für mich ein ganz Damischer", wettert der bodenständige Flughafengegner. Denn "dieses Gebiet" liegt unweit von Roiders Wohnort Freising und seinem Försterrevier im Freisinger Wald.
Dampf ablassen
Der Gstanzlsänger nutzt seine ganze Popularität, um den drohenden Fliegern den Kampf anzusagen. Er lässt sich von der Freisinger Bürgerinitiative und den Erdinger Flughafengegnern als Protest-Redner engagieren, in Zeitungsinterviews und sogar in einer seiner Radiosendungen macht er seinem Unmut Luft. Der Flughafen soll doch bitteschön dort gebaut werden, "wo koa Sau wohnt", meint Roider.
Lieber "Nahkampfschule" als Goppel-Empfang
Seinen massiven Ärger demonstriert er auch den Politikern. Als Ministerpräsident Alfons Goppel im Oktober 1971 einen Empfang für bayerische Volksmusiker gibt, bleibt Roider dem Termin in der Münchner Residenz fern. Just an diesem Abend habe er eine Schulung "an der Großflughafengegner-Nahkampfschule", lässt er dem Ministerpräsidenten ausrichten.
"Wenn unser Regierung den Großflughafen zu uns nach Freising nausbaut, nacha friß i alle Minister lebendig aufm Kraut."
(Roider Jackl, Salvatorprobe 1972)