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Aufstand an Heiligabend Vom "Roten Turm" in den Hinterhalt

An Heiligabend 1705 saßen die Frauen und Kinder der Bauern allein zu Hause, während rund 2.400 Aufständische in Sendling das Hauptquartier aufschlugen. Armselig bewaffnet zogen von dort aus 1.400 Mann in Richtung München.

Stand: 08.12.2011 | Archiv

Grabstein im ehemaligen Friedhof der Alten Sendlinger Kirche zum Gedenken an 800 Bauern aus dem bayerischen Oberland | Bild: picture-alliance/dpa

Gegen 22.00 Uhr erreichten die Männer den "Roten Turm" vor München - das Fadenkreuz des Generalaufstandes.

Trotz Kugelhagel und verschlossenem Tor gelang es ihnen mithilfe von Verschwörern in der Stadt, den Turm zu erobern. Die Meute drang weiter zum Isartor. Doch das Blatt wendete sich schlagartig. Die kaiserlichen Soldaten hatten durch Verräter schon vor dem Angriff Wind von der geplanten Eroberung erhalten und waren gut gerüstet.

Sendling

"Enger! Enger!"

Sie drängten die Bauern in München zurück zum "Roten Turm". Doch auch der Rückweg wurde ihnen abgeschnitten. Auf der anderen Seite traf nämlich die 4.000 Mann starke Armee von General Kriechbaum ein - die Aufständischen waren umzingelt. Nur wenigen gelang die Flucht entlang der Stadtmauer, der Rest wurde getötet oder sprang aus Verzweiflung in die eiskalte Isar.

Schlachtfeld 1705: ...

Die Armee verfolgte die Flüchtenden bis nach Sendling, wo der Rest der Aufständischen wartete. Dort suchten sie auf dem Friedhof Schutz, im Glauben, hier Gnade vor den Soldaten zu finden. Doch die Kavallerie drängte die Versammelten eng zusammen und säbelte brutal auf sie ein. "Wer noch lebendig, stehe auf. Bildet einen Kreis. Enger! Enger!", befahlen die Soldaten.

Das blutige Ende

Die Sendlinger Mordweihnacht erreichte ihren Höhepunkt. Die Schlacht war zu einem einzigen Schlachten geworden. Als letzter soll der legendäre "Schmied von Kochel" gefallen sein - in der Hand die bayerische Flagge, stolz nach oben gereckt. Die Verletzten und Toten wurden geplündert und zur Abschreckung vor die Michaeliskirche in München geschleppt. Drei Tage lang durfte den Verwundeten dort niemand helfen.

Zitiert

Motto des Bauernaufstandes

"Lieber bairisch stea'm als kaiserlich verdea'm."

Johann Jäger, einer der Anführer der Aufständischen

"Tut in der Stadt das eure, wir tun das unsere." (Brief an die Verschwörer in München. Kurz darauf stürmen sie die Stadttore.)

Befehl von Soldaten auf dem Sendlinger Friedhof

"Wer noch lebendig, der stehe auf. Bildet einen Kreis. Enger! Enger!" - Mit Gewalt treiben sie die Bauern zusammen, um sie gesammelt niederzumetzeln.

Augenzeuge Freiherr von Schmidt, Pfleger in Aibling

"In wenigen Stunden wird ein volkreiches Revier seiner Einwohner beraubt. Mit toten Leibern angefüllt, wie eine verlassene Insel in einem Fluss aus Blut umgeben. So viel Weiber rufen nach ihren Ehemännern und so viel arme Waisen schreien nach ihren Vätern, die doch keine Stimme mehr haben, Antwort zu geben."

Historiker Max Spindler

"Ein jedes Volk will gemessen sein. Nicht nur an seinen Leistungen, sondern auch an seinen Idealen, die es sich im Laufe der Geschichte selbst gesetzt hat. Nicht nur an dem, was es erreicht, sondern auch für das, was es gewollt hat und für das es bereit war zu sterben."

Historiker Adolf Roth

"Man täte gut daran, sich in Bayern und anderswo Gedanken darüber zu machen, was es bedeutet, dass in Bayern Selbstbewusstsein auf einen Widerstand und auf eine Niederlage gebaut wird. Und, dass Bayern sich trotz einer Niederlage behauptet hat."


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